: Karl Philipp Moritz
: Gesammelte Werke: Romane + Philosophische Werke + Autobiografische Schriften Anton Reiser + Götterlehre + Andreas Hartknopf + Über den Begriff des in sich selbst Vollendeten + Das Edelste in der Natur + Über die Allegorie, Das menschliche Elend und mehr
: e-artnow
: 9788026841203
: 1
: CHF 1.80
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: Philosophie
: German
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Dieses eBook: 'Gesammelte Werke: Romane + Philosophische Werke + Autobiografische Schriften' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Karl Philipp Moritz (1756-1793) war ein vielseitiger Schriftsteller des Sturm und Drang, der Berliner Aufklärung und der Weimarer Klassik, der auch der Frühromantik Impulse gab. Er hatte ein bewegtes Leben als Hutmacherlehrling, Schauspieler, Hofmeister, Lehrer, Redakteur, Schriftsteller, Spätaufklärer, Philosoph und Kunsttheoretiker. Inhalt: Romane: Anton Reiser Andreas Hartknopf Andreas Hartknopfs Predigerjahre Fragmente aus dem Tagebuche eines Geistersehers Drama: Blunt oder Der Gast (Erste Fassung) Blunt oder Der Gast (Zweite Fassung) Neues ABC-Buch (Lesebuch für Kinder) Götterlehre oder Mythologische Dichtungen der Alten Ästhetische und philosophische Schriften: Über den Begriff des in sich selbst Vollendeten Das Edelste in der Natur Das menschliche Elend Über die bildende Nachahmung des Schönen Die Signatur des Schönen Über die Allegorie Grundlinien zu einer künftigen Theorie der schönen Künste Ideal einer vollkommnen Zeitung Reiseberichte: Reisen eines Deutschen in England im Jahre 1782 Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788

Sein Vater reiste diesen Sommer wieder nach Pyrmont, und Anton schrieb ihm, wie schlecht es mit dem Selbstbessern vorwärts ginge, und daß er sich wohl darin geirrt habe, weil die göttliche Gnade doch alles tun müsse.

Seine Mutter hielt diesen ganzen Brief für Heuchelei, wie er denn wirklich nicht ganz davon frei sein mochte, und schrieb eigenhändig darunter: Anton führt sich auf wie alle gottlose Buben.

Nun war er sich doch eines wirklichen Kampfes mit sich selbst bewußt, und es mußte also äußerst kränkend für ihn sein, daß er mit allen gottlosen Buben in eine Klasse geworfen wurde.

Dies schlug ihn so sehr nieder, daß er nun wirklich eine Zeitlang wieder ausschweifte und sich mutwillig mit wilden Buben abgab, worin er denn durch das Schelten und sogenannte Predigen seiner Mutter noch immer mehr bestärkt wurde: denn dies schlug ihn immer noch tiefer nieder, so daß er sich oft am Ende selbst für nichts mehr als einen gemeinen Gassenbuben hielt und nun um desto eher wieder Gemeinschaft mit ihnen machte.

Dies dauerte, bis sein Vater von Pyrmont wieder zurückkam. Nun eröffneten sich für Anton auf einmal ganz neue Aussichten.

Schon zu Anfange des Jahres war seine Mutter mit Zwillingen niedergekommen, wovon nur der eine leben blieb, zu welchen ein Hutmacher in Braunschweig, namens Lobenstein, Gevatter geworden war.

Dieser war einer von den Anhängern des Herrn von Fleischbein, wodurch ihn Antons Vater schon seit ein paar Jahren kannte.

Da nun Anton doch einmal bei einem Meister sollte untergebracht werden (denn seine beiden Stiefbrüder hatten nun schon ausgelernt, und jeder war mit seinem Handwerke unzufrieden, wozu er von seinem Vater mit Gewalt gezwungen war), und da der Hutmacher Lobenstein gerade einen Burschen haben wollte, der ihm fürs erste nur zur Hand wäre: welch eine herrliche Türe öffnete sich nun nach seines Vaters Meinung für Anton, daß er ebenso wie seine beiden Stiefbrüder bei einem so frommen Manne, der dazu ein eifriger Anhänger des Herrn von Fleischbein war, schon so früh könne untergebracht und von demselben zur wahren Gottseligkeit und Frömmigkeit angehalten werden.

Dies mochte schon länger im Werk gewesen sein und war vermutlich die Ursach, warum Antons Vater ihn aus der lateinischen Schule genommen hatte.

Nun aber hatte Anton, seitdem er Latein gelernet, sich auch das Studieren fest in den Kopf gesetzt; denn er hatte eine unbegrenzte Ehrfurcht gegen alles, was studiert hatte und einen schwarzen Rock trug, so daß er diese Leute beinahe für eine Art übermenschlicher Wesen hielt.

Was war natürlicher, als daß er nach dem strebte, was ihm auf der Welt das Wünschenswerteste zu sein schien?

Nun hieß es, der Hutmacher Lobenstein in Braunschweig wolle sich Antons wie ein Freund annehmen, er solle bei ihm wie ein Kind gehalten sein und nur leichte und anständige Arbeiten, als etwa Rechnungen schreiben, Bestellungen ausrichten und dergleichen übernehmen, alsdann solle er auch noch zwei Jahre in die Schule gehen, bis er konfirmiert wäre und sich dann zu etwas entschließen könnte.

Dies klang in Antons Ohren äußerst angenehm, insbesondere der letzte Punkt von der Schule; denn wenn er diesen Zweck nur erst erreicht hätte, glaubte er, würde es ihm nicht fehlen, sich so vorzüglich auszuzeichnen, daß sich ihm zum Studieren von selber schon Mittel und Wege eröffnen müßten.

Er schrieb selber zugleich mit seinem Vater an den Hutmacher Lobenstein, den er schon im voraus innig liebte und sich auf die herrlichen Tage freute, die er bei ihm zubringen würde.

Und welche Reize hatte die Veränderung des Orts für ihn!

Der Aufenthalt in Hannover und der ewige e