Das dort, ist nun hier geworden, mein lieber! Die zackigten Tyroleralpen, durch welche wir uns in manchen Krümmungen gewunden haben, sind hinter uns, und ich betrete nun den Boden des Landes, wohin ich so oft mich sehnte, das mir mit seinen Monumenten der Vergangenheit zwischen immer grünen Gefilden so oft in reizenden Bildern vorschwebte, und den Wunsch des Pilgrims in mir weckte, die heiligen Plätze zu besuchen, wo die Menschheit einst in der höchsten Anstrengung ihrer Kräfte sich entwickelte, wo jede Anlage in Blüthen und Frucht emporschoß, und wo beinahe ein jeder Fleck durch irgend eine große Begebenheit, ober durch eine schöne und rühmliche That, welche die Geschichte uns aufbewahrt, bezeichnet ist.
Aber dorthin eil' ich, wo auf den sieben Hügeln, das Größte und Glänzendste, was einst der Erdkreis sahe, sich gründete und bildete, und wo noch itzt die Kunst bei den erhabensten Ueberresten der Vorzeit ihren festen Wohnsitz findet; von jenem höhern Standpunkte aus, will ich meine Blicke auf diesen großen Schauplatz heften, und von dort aus meine Wanderungen anheben.
Deswegen erwarten Sie, mein theuerster Freund, ja nicht eher irgend etwas Ganzes oder Ausführliches, als aus Rom, von mir. Denn bis dahin reise ich nicht eigentlich, sondern eile dem Ziele der Wallfahrt zu, das mein Verlangen stillen, und meine Wünsche befriedigen soll, und welches ich eine Zeitlang wie meine Heimath betrachten will.
Jetzt ist mir meine Ankunft in diesem schönen Lande noch wie im Traume. — Als wir gestern Nacht nur wenige Meilen von Verona waren, brach uns ein Rad am Wagen. — In der Nähe war kein Dorf, und es dauerte einige Stunden, bis unser Fuhrwerk wieder im Stande war.
Ich setzte mich auf einen Stein am Wege, — es wehte eine angenehme Luft, und nach, und nach wurden die Gegenstände sichtbar. — Dicht vor mir lag ein Feld mit Bäumen bepflanzt, an welchen Reben hingen. —
Nun kam schon ein Winzer mit der Leiter in der Hand, und setzte sie an einen Baum, um sei