: Lisa Wingate
: Firefly Island
: Francke-Buch
: 9783868278354
: 1
: CHF 11.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 361
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mallory Hale ist Juristin und arbeitet für einen führenden Kongressabgeordneten in Washington. Als ihr zufällig der Biochemiker Daniel Everson, alleinerziehender Vater eines kleinen Sohns, über den Weg läuft, ahnt sie nicht, wie schnell sie Washington der Liebe wegen den Rücken kehren wird. Nach einer Blitzhochzeit findet die frischgebackene kleine Familie ihr neues Zuhause am malerischen Moses Lake in Texas. Doch die Idylle trügt. Auf Firefly Island, einer verschlafenen kleinen Insel, verbirgt sich ein dunkles Geheimnis und schon bald ist Mallory froh über die Verbindungen, die sie noch nach Washington hat.

Lisa Wingate arbeitet als Journalistin, Kolumnistin, Rednerin und Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Texas.

Kapitel 1

Wenn wir nicht mehr wissen, welchen Weg wir einschlagen sollen,
beginnt unsere eigentliche Reise!

Wendell Berry
(an der Wand der Weisheit im Fischköder- und Lebensmittelladen Waterbird in Moses Lake, Texas, zitiert)

Es gibt Zeiten, in denen das Leben große Ähnlichkeit mit einem Cursor auf einer leeren Seite hat, der wie ein elektronischer Herzschlag rhythmisch blinkt und eine kurze Frage schreibt:

Wie.

Geht.

Es.

Weiter?

Die Zeit und der Raum und das Leben warten auf eine Antwort. Und eine leere Seite bietet viele Möglichkeiten.

Der Produzent von CNN will wissen, wie ich hier gelandet bin. War mir von Anfang an überhaupt bewusst, wozu das alles führen würde?

Der Cursor drängt mich zu einer Antwort auf diese Frage. Vielleicht will er mich auch nur herausfordern, mir zuzwinkern und mir leise zuflüstern:Komm schon, versuch es! Es klingt wie einer dieser abgedroschenen Witze, die sich einsame Reisevertreter in Hotelbars erzählen:Was haben eine Milchkuh, eine irische Liebeslegende und ein politischer Skandal gemeinsam?

Aber ich könnte diese Geschichte nicht erfinden, selbst wenn ich es wollte. Und erklären kann ich sie schon gar nicht. Es ist leichter, einfach aus dem Fenster zu schauen, die Skyline von Washington, D.C., zu betrachten, die jetzt irgendwie fehl am Platz wirkt und mir etwas vormachen will, wenn sie flüstert:Es ist Sommer, Mallory. Hier draußen ist es angenehm mild. Fühlst du es? Hörst du nicht, wie die Grillen zirpen und die Hühner die Junikäfer von der Veranda picken?

Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf und tauche in eine andere Welt ein, die sich wie ein bequemes altes T-Shirt um mich legt – ein überdimensionales Shirt, das am Kragen ausgerissen ist und schon so oft gewaschen wurde, dass die Schrift auf dem Etikett nicht mehr zu lesen ist. Und der Aufdruck vorne auf der Brust besteht nur noch aus einigen Farbklecksen, die an einzelnen Fäden kleben.

Ich stelle mir vor, ich wäre zu Hause und nicht hier in Washington. Ich höre die Wellen des Moses Lake ans Ufer schlagen und fühle den Rhythmus des Sees unter meinen Füßen. Meine Augen fallen mir zu und ich genieße die nach Seewasser riech