Die Entführung
Im Zwischenakt nach Romeos einziger Nacht meldete der Logenschließer, Baronesse Albertine würde ans Telefon gebeten. Kam zurück und sagte:
»Fini Brockhausen hat angerufen. Sie und ihr Mann erwarten uns nach der Vorstellung bei sich zu Hause. Sie schicken ihr Auto. Ich habe auch für dich zugesagt, Mie.«
Mie hatte nichts dagegen, da Albertine ihr versicherte, sie würde ihren Gatten bestimmt bei Brockhausens nicht treffen. Mie, eine junge Frau von dreißig Jahren, bereitete gerade ihre dritte Ehescheidung vor. »Weiß Gott, warum du immer gleich heiraten mußt, wenn du genau weißt, wie's ausgeht«, sagte Albertine, deren neunzehn gänzlich unerfahrene Jahre sich darin gefielen, von Liebessachen etwas frivol zu sprechen. Sie wußte übrigens auch, daß das gut zu ihrem schlanken, jungenhaften Körper paßte und zu dem kleinen Köpfchen im halblang geschnittenen Haar.
»Mir machen halt Verhältnisse nur Spaß, wenn sie legitim sind«, erklärte Mie. Da flog der Vorhang auseinander vor dem Klostergarten. »Der Julia ist es genauso gegangen.«
Der Chauffeur erwartete die beiden Damen im Foyer und brachte sie zum Auto. »Rührend ist die Fini«, meinte Mie, als man im Coupe vor Pelzdecken kaum Platz zum Sitzen fand. »Als ob's drei Stunden auf den Semmering ginge und nicht drei Minuten in die Gußhausgasse.«
»Und die Heizung ist auch eingeschaltet«, stellte Albertine fest, »es ist wie in einem Treibhaus.«
Der Wagen sprang an. Glitt nach kurzem Manöver in eine wagenleere Seitengasse und nahm ein Tempo, daß die Damen mit einem Ruck gegen die Rückwand prallten.
»Na, na, der hat's pressant«, meinte Mie und nahm ein unterbrochenes Gespräch wieder auf. »Schau, Berti, das verstehst du eben noch nicht. Das hat auch mit der Freundschaft nicht das mindeste zu tun. Wir stehen im Anfang d