: Christoph Born, Eva Meisenzahl, Cornelius Schüle, Annette Schaub
: Therapie schwerer Anorexia nervosa Ein psychiatrisches Behandlungskonzept mit somatischem Schwerpunkt
: Kohlhammer Verlag
: 9783170260948
: 1
: CHF 27.80
:
: Medizin
: German
: 91
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Anorexia nervosa ist eine der schwersten psychischen Erkrankungen mit einem Sterblichkeitsrisiko, das etwa sechsfach höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. In dem vorliegenden Band wird ein Behandlungskonzept für die Therapie schwerer und schwerster Anorexia nervosa vorgestellt, das auf einer geschützten Station der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universitä München entwickelt wurde. Ziel der Behandlung ist eine Gewichtszunahme von 700-1000 g pro Woche und ein BMI von 17kg/m2. Einleitend werden Daten zur Erkrankung sowie seelische und körperliche Veränderungen bei Untergewicht und deren Veränderung bei einem Refeeding dargestellt und folgend das Behandlungskonzept für diese PatientInnen beschrieben. Die Klärung der rechtlichen Grundlage der Behandlung ist ebenso Teil des Konzeptes wie die Anlage einer perkutanen Magensonde zur Unterstützung der Ernährung sowie ein Therapievertrag mit Verknüpfung von Gewicht und verschiedenen Therapiemöglichkeiten.

Dr. Christoph Born, Prof. Dr. Eva Meisenzahl, PD Dr. Cornelius Schüle und Dr. Annette Schaub sind an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München tätig und mit der Entwicklung des Konzepts betraut.

2         Rückblick und Ausblick


 

 

2.1        Bisherige Ergebnisse


Mit dem hier dargestellten Behandlungskonzept soll dem Zustand der extremen Unterernährung und vitalen Gefährdung der PatientInnen, der Komplexität der Anorexia nervosa mit vielfältigen psychischen und somatischen Komorbiditäten sowie Komplikationen Rechnung getragen werden. Entsprechend wurden die einleitend erwähnten Schwerpunkte gewählt (gesetzliche Betreuung und ggfs. richterliche Unterbringung, somatische Ausrichtung mit Anlage einer PEG, Abschluss eines Therapievertrags). Die Behandlung gliedert sich in die Einleitungs-, Behandlungs- und Abschlussphase (im Folgenden einfach Phase I III genannt).

Die Behandlungen waren in den vergangenen Jahren langwierig. Während Phase I einen überschaubaren Zeitraum von einer bis zwei Wochen in Anspruch nahm, zog sich die Phase II häufig über einige Monate hin, da Komplikationen, Regelverletzungen und Manipulationen auftraten, die eine kontinuierliche Zunahme des Körpergewichts behinderten. Doch selbst wenn ein Verlauf ohne Komplikationen, Regelverletzungen und Manipulationen angenommen wird, muss bei einer Differenz von 16 kg zwischen Gewicht bei Aufnahme und Zielgewicht, wie es oft der Fall ist, mit einer Behandlungsdauer von mindestens 16 Wochen gerechnet werden, da die PatientInnen ja nicht mehr als ein Kilogramm pro Woche zunehmen sollten, um das Risiko von Komplikationen (z. B. einem refeeding-syndrome) geringzuhalten. Auch die Phase III nahm häufig mehr als zwei Wochen in