: Jonathan Saunders
: na:i:en Band 1
: novum pro Verlag
: 9783990481363
: 1
: CHF 14.20
:
: Science Fiction
: German
: 686
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Patty Brian entdeckt in einem Meer Rudimente uralter Energieadern, die sie bei der ersten Begegnung fast um das Leben brachten. Als die alten Energien geweckt waren, verändert sich ihr Leben rasant - Patty findet endlich Erklärungen für ihre Andersartigkeit. Nicht zuletzt dadurch, dass sie den Ältesten, den Dunedin, begegnet. Im Schutz der Dunedin, dem ersten Menschengeschlecht, entwickelt Patty ihre menschliche Natur, verliert ihre Körperlichkeit und wächst zu einer Naien heran, einem Wesen, das die Dunedin als eine Art überirdische Botin der Lebensgründer verstehen und erkennen - den Menschen bekannt als Himmelswesen, Lichtgestalt oder gar Engel.

Jonathan Saunders wurde 1962 in Bremen geboren. Nach dem Abitur absolvierte er ein Studium in Frankfurt. Seit 1986 ist er als Gesellschafter in Afrika tätig.

I

„Das kann man sehen, wie man will. Tatsache ist, ich weiß weder, was mir geschieht, noch habe ich die mindeste Ahnung, wie es geschieht. Und darin Erfüllung oder gar Weisheit erkennen zu wollen ist für mich durchaus gewagt. Muscheln, Seepocken, Krabben und Tang … nur das scheint mir heute noch sicher zu sein“, meinte Brian zu Sidhe, ihrer sie begleitenden Dohle, die erheblich beholfener als Brian über die glitschigen Steine am Meeressaum der Insel hüpfte. „Und alles andere ist unsicher. Höhere Bestimmung und so ein Mist … und selbst wenn ich an die Muscheln denke, so weiß ich noch nicht einmal, ob die nicht vielleicht radioaktiv belastet sind“, sprach sie und kratzte mit ihren bereits wunden Fingern eine weitere Muschel aus einer nassen, salzigen Steinspalte, die sie sich dann in ihre Jackentasche zu den vorher gefundenen steckte.

Das Meer lief mit langen, flachen Wellen gegen den alten Felsen von Merlins Insel, die für Brian einen vulkanischen Ursprung zu besitzen schien.

„Dafür hältst du dich aber immer noch gut“, lobte Sidhe Brian laut und sehr bewusst.

„Und du auch. Denn welche sprechende Dohle kann schon so geschickt über die verflixt glitschigen Steine stolzieren und gleichzeitig über die Zeit philosophieren?“, erwiderte Brian sarkastisch. „Dazu gehört einiges Talent, finde ich.“

„Was bleibt uns übrig, frage ich mich?“

„Na, dann frage einmal mich, und ich kann dir einiges sagen … Warum nur werden wir hier irgendwie festgehalten? Was hält uns bloß hier, Sidhe? Und worauf warten wir? Manchmal weiß ich, dass das Schwappen der Meereswellen hier als eine Warnung zu verstehen ist, nur hier auf diesem Felsen bleiben zu sollen“, meinte Brian und wusste kaum noch, ob es eine ihr bekannte Welt hinter diesem Ozean gab. „Du könntest ja fliegen. Aber ich …, ich sitze hier irgendwie fest und harre aus, weil sich eine Wölfin mein Schicksal so gedacht hat. Denn dass das Merlins Absicht gewesen sein könnte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, bemerkte sie, steckte sich die noch geschlossenen Muscheln in die Tasche und meinte, man sollte wieder auf das Plateau zu der Höhle zurückkehren, da sie genügend Meerestiere für eine Mahlzeit gefunden hätte. „Und hoffentlich fängt Daoine nicht wieder mit dem Blödsinn von Reinkarnation an“, lachte sie etwas bitter. „Sieh mich an. Die Fingernägel eingerissen. Stumpf. Zerbrochen. Meine Finger kaputt und die Haut zerschunden“, meinte sie und betrachtete ihre strapazierten Hände. „Ganz zu schweigen einmal davon, dass dieser Felsen sicher für eine Maniküre völlig ungeeignet ist und sie sicher niemandem empfehlen wollte“, ergänzte sie, als Sidhe über Brians unmutigen Kommentar schmunzeln musste. „Mit deinen Flügeln bist du mir wirklich keine sonderliche Hilfe beim