: Wolfgang-Andreas Schultz
: Tim Steinke, Rolf W. Stoll
: Avantgarde, Trauma, Spiritualität Vorstudien zu einer neuen Musikästhetik
: Schott Music
: 9783795786588
: 1
: CHF 13.30
:
: Musikgeschichte
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist es Zufall, dass nach dem Ersten Weltkrieg die Zwölfton­technik und nach dem Zweiten die serielle Musik entstand? War der Begriff des Fortschritts einmal mit philosophischen Ideen verbunden, bevor er nur noch auf das Material bezogen wurde? Welches Menschenbild ist in der Musik des 20. Jahr­hunderts verschlüsselt? Solchen - und vielen anderen - Fragen gehen die in diesem Buch gesammelten Texte von Wolfgang-Andreas Schultz nach und skizzieren eine neue Musikästhetik in dem Versuch, Musikgeschichte nicht mehr linear zu erzählen, sondern wieder nach Bedeutungen und Inhalten zu fragen und auch die spirituelle Dimension einzubeziehen. Auf der Suche nach einem evolutionären, auf Integration zielenden Musik­denken werden Positionen von György Ligeti, Bernd Alois Zimmermann, John Cage und Karlheinz Stock­hausen kritisch befragt in der Absicht, über die Postmo­der­ne hinaus zu denken.

Wolfgang-Andreas Schultz wurde 1948 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur 1968 studierte er zunächst Musikwissenschaft. Seit 1972 Studium der Musiktheorie und Komposition bei Ernst Gernot Klußmann und seit 1975 bei György Ligeti. Von 1977 an lehrte er zunächst als Dozent und Assitent von György Ligeti, seit 1988 als Professor für Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Avantgarde und Trauma

Die Musik des 20. Jahrhunderts und die Erfahrungen der Weltkriege

Die Entdeckung des Unbewussten

Welche Spuren hat das unendliche Leid der beiden Weltkriege in der Musik hinterlassen? Wie reagiert Musik, wenn eine ganze Gesellschaft traumatisiert ist? Für ein einzelnes Schicksal mag die Musik Klänge finden, hat sie sich doch schon zu Beginn des Jahrhunderts an die Gestaltung extremer Situationen gewagt. Elektra, die Heldin der Oper von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, scheint traumatisiert zu sein, weil sie die Ermordung ihres Vaters miterleben musste. Diese Szene wird im täglichen Erinnerungsritual immer wieder heraufbeschworen, bei jeder Gelegenheit wird sie aktualisiert: «Was hebst du die Hände? So hob der Vater seine beiden Hände, da fuhr das Beil hinab […]», sagt sie zu ihrer Schwester. Elektra aber kann ihre Gefühle äußern, ist lebendig in all ihrem Hass und hat in de