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An jenem Nachmittag im Januar versagte Ugly Girl auf der ganzen Linie.
Ob es mir wehgetan hat?Mir doch nicht.
Ob es mir was ausgemacht hat?Ach was.
Ob mich jemals einer von euch hat heulen sehen?Bestimmt nicht, noch nie.
Hätte ich warten müssen, bis man mich in eine Mannschaft wählt, ich wäre in meiner ganzen Schulzeit jedes Mal übrig geblieben. Ich hätte am Spielfeldrand gestanden mit den anderen Verlierern, den Dicken, den Brillenschlangen, denen, die ständig über ihre eigenen Füße stolperten, und den Asthmatikerinnen, die immer gleich außer Puste waren, sobald sie mal ein paar Schritte rennen mussten. Aber Ugly Girl war eine der besten Sportlerinnen der Rocky River High. Sogar die Jungen mussten das zugeben, auch wenn es ihnen schwer fiel. Also benannte mich Ms. Schultz, unsere Sportlehrerin (auch so etwas wie ein Ugly Girl, großknochig, unbeholfen im Umgang mit Menschen, mit grober, dunkler Haut und zerzaustem Haar), immer als Mannschaftsführerin. Sie rief »Ursula Riggs« durch die Halle, als hätte sie noch nie bemerkt, was für ein hässlicher Name das ist, und selbst wenn sie mich ermahnte – »Ursula, pass auf!« oder »Ursula, das war ein Foul« –, merkte doch jeder, dass ich insgeheim ihr Liebling war.Hässliche Mädchen müssen zusammenhalten, nicht wahr?
In der Siebten und der Achten hatten wir Schwimmen und Tauchen, das war meine glücklichste Zeit. Aber mit dem Schwimmteam hat es trotzdem nicht geklappt. Ugly Girl war nicht gebaut fürs Sprungbrett, auch nicht fürs Wasser. Oder für kritische Blicke. In der High School fing ich dann mit Mannschaftssportarten an – Fußball, Hockey, Volleyball, Basketball. Darin war Ugly Girl einsame Spitze. In meinem Juniorjahr wurde ich Spielführerin des Mädchen-Basketballteams unserer Schule. Wir haben einen Sieg nach dem anderen geholt, auch wenn ich als Teamchefin nicht gerade beliebt war. Wenn ich meine feuerrote Laune hatte, war ich nicht einmal das, was man eine gute Mannschaftsspielerin nennt. Ich war auf dem Feld, um Punkte zu machen, und die habe ich gemacht.
Ms. Schultz schimpfte mit mir, wie Lehrer, die dich gut leiden können, eben schimpfen – damit du weißt, dass sie mehr von dir erwarten, als du gibst. »Du bist eine fähige Sportlerin, Ursula, und ich weiß, dass du auch sonst eine sehr gute Schülerin bist. Zumindest wenn du willst.« Pause. »Ich wünschte nur, ich könnte mich mehr auf dich verlassen, was den Umgang mit deinen Mannschaftskameradinnen angeht.« Ich hörte das nicht gern, aber ich habe bloß mit den Achseln gezuckt und auf den Boden gestarrt, auf meine plumpen Füße. Als ob Ugly Girl sich nicht selbst wünschte, sie könnte sich mehr auf sich verlassen.
Ich hatte nicht viele Freunde in Rocky River. (Meine Mom und meine kleine Schwester dagegen sammeln Freunde.) Aber das gehörte in die Rubriklangweilige Tatsachen.
Schon merkwürdig, wie Dinge, die mir in der Mittelschule unheimlich viel ausgemacht haben, die so schlimm für mich waren, dass ich mich in ein Versteck verzogen und geheult habe, mir von einem Tag auf den anderen nichts mehr ausmachten. Genau genommen seit dem Tag, als ich aufwachte und wusste, ich war nicht einfachein hässliches Mädchen – ich wardas häss