Alle sind sie gekommen, alle sind sie da.
Wir haben heute schon den elften November, aber der Himmel ist dunkelblau wie im Spätsommer, und das Thermometer zeigt zwanzig Grad bei nur schwach fallendem Luftdruck. Es paßt nicht zum Datum, dieses Wetter. Es ist unglaubhaft.
Der Geschiedene ist da und der Medizinalrat und der Fürst und der Legationsrat und …
Ja, es sind alle da.
Wir, einer wie der andere, sind viel zu früh gekommen und wissen nicht, wie das nur alles vor sich gehen soll. Also warten wir schweigsam, bis geschehen wird, was halt geschehen muß.
Da wir deshalb und aus vielerlei anderen Gründen verlegen sind, verharren wir steif und unbewegt; der Fürst und der Legationsrat bringen es jedoch immerhin fertig, selbst dies auf jene gewisse elegante Art zu tun, um die ich sie immer ein wenig beneidet habe. Nur der Medizinalrat bewegt sich; mir gegenüberstehend, verlagert er leise schwankend seinen massigen Leib hin und her von einem Bein auf das andere.
Das Genie ist da und der Brettschneider-Ferdi und der Nagl-Karl; an meinem Ellbogen spüre ich den des Großen Silbernen; und weil der da ist, werden auch der Hansi, der Heinzi und der Horsti nicht weit sein; vermutlich haben sie in einiger Entfernung hinter Büschen und Steinen Position bezogen, von denen aus sie mit ihren so wachsamen Augen unsere Umgebung kontrollieren können; der Silberne ist ein vorsichtiger Mann, der sich wirklich nur im alleräußersten Fall auf Risken einläßt.
Wenn der Medizinalrat sein Gewicht auf den linken Fuß legt, wird neben seinem rechten Oberschenkel ein kleines Stück Landschaft sichtbar, bestehend aus zwei aufeinander zulaufenden Weinberghängen und, über ihrem Schnittpunkt, etwas Überschwemmungsgebiet, hinter dem weiße Flecken schimmern. Die sehen im graublauen Dunst wie Felsufer oder Lößwände aus, aber in Wirklichkeit – freilich, was ist heute schon Wirkli