: Rainer Sachse, Sandra Schirm, Ueli Kramer
: Klärungsorientierte Psychotherapie systematisch dokumentieren Die Skalen zur Erfassung von Bearbeitung, Inhalt und Beziehung im Therapieprozess (BIBS)
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783844426540
: 1
: CHF 31.90
:
: Psychologie
: German
: 155
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Das Buch stellt die BIBS dar, die Skalen zur Erfassung von Bearbeitung, Inhalt und Beziehung im Therapieprozess. Mit diesem Rating-System können relevante Klientenprozesse und therapeutische Handlungen im Therapieprozess eingeschätzt werden. Das System ermöglicht Therapeuten und Supervisoren in der Klärungsorientierten Psychotherapie, schon früh in der Therapie die Qualität der Therapieprozesse einzuschätzen. Konsequent kann so das therapeutische Handeln korrigiert und verbessert werden, Klientenprozesse können konstruktiver gesteuert werden. Therapeuten können zudem mit Hilfe des Systems ihre Wahrnehmung relevanter Prozessaspekte schulen und so ein tieferes Verständnis von Psychotherapie erarbeiten. Im vorliegenden Manual wird die Entwicklung des Rating-Systems, sein konzeptueller Hintergrund sowie das System selbst beschrieben; es werden Studien zur Reliabilität und Validität vorgestellt und anhand des Anleitungskapitels können die Leser die Skalen konkret im Rahmen der von ihnen durchgeführten Therapien anwenden. Das Vorgehen beim Rating wird schließlich exemplarisch auf Fallmaterial angewandt: auf der beiliegenden CD-ROM finden sich mp3-Dateien mit verschiedenen Gesprächs-Mitschnitten. An diesen Beispielen kann der Leser die Anwendung der Skalen konkret üben und seine eigenen Ratings mit den Ratings der Autoren vergleichen. Diesen Titel finden Sie im Testkatalog unter der Artikelnummer 9700274
Kapitel 2 Theoretischer Hintergrund: BIBS und Klärungsorientierte Psychotherapie (S. 9-10)

Sandra Schirm, Rainer Sachse und Ueli Kramer

In diesem Kapitel wird der theoretische Hintergrund dargestellt, aus dem die BIBS abgeleitet wurden.

Die Klärungsorientierte Psychotherapie (KOP) ist Teil der dritten Welle der Verhaltenstherapie und entspringt der Gesprächspsychotherapie. Sie integriert kognitive (Beck, 1981), gestalttherapeutische (Perls, 1976) und erlebniszentrierte (Greenberg, Rice& Elliott, 1993) Techniken und bietet als eine Art „Rahmentherapie“ Anwendern die Möglichkeit, Interventionen anderer Therapieformen und -schulen bei Bedarf einzufügen (z.?B. Trainings, Imaginationen, etc.). Grundsätzlicher Interventionspunkt der Klärungsorientierten Psychotherapie ist die Klärung dysfunktionaler kognitiver und affektiver Schemata und die Aufhebung von Alienation – insofern ist das Hauptziel der Klärungsorientierten Psychotherapie die (Wieder-) Herstellung einer funktionalen Selbstregulation (nach Kuhl). Für andere Probleme, z.?B. klassisch konditionierte Ängste, ist die Klärungsorientierte Psychotherapie nicht indiziert; hier sollte anderen Methoden der Vorzug gegeben werden (z.?B. Reizkonfrontation; Sachse, 1992a).

Sie ist stark an der Mikro-Ebene (also der kleinstmöglichen Analyseeinheit Intervention – Reaktion des Klienten) von Psychotherapie ausgerichtet: klärungsorientierte Psychotherapeuten analysieren quasi in „Echtzeit“ die Informationen auf Inhalt (Motiv oder Schema) und spezifische Probleme des Klienten (z.?B. Vermeidung oder ungünstiges Beziehungsverhalten). Daraus resultierend planen sie die nächsten Schritte innerhalb der Sitzung und auch auf längere Sicht über mehrere Sitzungen hinaus. Dies bedeutet auf der Makro-Ebene, dass der Therapieprozess rekursiv und damit ggf. immer wieder neu zu konstruieren ist.

Dadurch ist die Anwendung der KOP auch hochgradig störungsspezifisch: Klienten rekonstruieren mit dem Therapeuten ihre idiosynkratischen Schemata, stellen den Bezug zur Biographie her und lernen ihre handlungsleitenden Motive kennen. Ebenso verläuft die Modifikation der problemdeterminierenden Schemata im Rahmen des Ein-Personen-Rollenspiels hochgradig individuell; der Interventionspunkt und die Richtung hängen von der Position ab, an der sich ein Klient befindet.

Therapeuten müssen neben einem für den einzelnen Klienten passenden Beziehungsangebot verschiedene Heuristiken für die einzelnen Störungsbereiche und unterschiedliche Interventionsstrategien parat haben, anwenden und den Klienten anleiten, den jeweils nächsten Schritt zu machen. Zudem bietet die Klärungsorientierte Psychotherapie verschiedene Strategien an, um mit „schwierigen Klienten“ umzugehen und diese zu Veränderung zu motivieren.

Durch diese Art der Einmaligkeit eines jeden Therapieprozesses sind die spezifischen Effekte selbstverständlich nicht durch relativ grobe Selbst- und Fremdeinschätzungsbögen zu ermitteln, sondern bedürfen eines speziellen, die Mikroebene auflösenden Instrumentes.

2.1 Schemata

Unter Schema wird ein strukturiertes (Gedächtnis-) Muster verstanden, welches kognitive und affektive Elemente enthält, automatisch aktiviert wird und die exekutiven Funktionen beeinflusst (vgl. Sachse, 1992a; Sachse, Breil& Fasbender, 2009; Sachse& Fasbender, 2010; Sachse et al., 2008, 2009, 2011). Diese Schemata entstehen meist in der Kindheit durch die Interaktion mit relevanten Bezugspersonen, meist den Eltern. Die aus den Erfahrungen gezogenen Schlussfolgerungen werden hochgradig generalisiert: aufgrund der Wichtigkeit der Eltern für das Kind wird ihnen eine große Definitionsmacht eingeräumt – aus der Rückmeldung einer Bezugsperson wird eine überdauernde Annahme über z.?B. alle Beziehungen (nicht: „Ich bekomme von Mama keine Hilfe.“, sondern: „Beziehungen sind nicht solidarisch!“). Diese wird mit der dazugehörigen Emotion (z.?B. Trauer) und den Handlungsimpulsen (z.?B. „Mache Dich von anderen unabhängig, dann wirst Du nicht enttäuscht!“) verknüpft und bildet somit ein Schema über Beziehungen. Andere Schemaarten beziehen sich auf das Selbstbild, Normen, die der Klient aufgrund seines Selbstbildes kompensatorisch erfüllen muss oder Regeln, die andere in der Interaktion mit dem Betreffenden zu erfüllen haben (diese sind v.?a. bei Persönlichkeitsstörunge
Klärungsorientierte Psychotherapie systematisch dokumentieren1
Inhaltsverzeichnis7
Kapitel 1: Überblick9
1.1 Was ist das Ziel der BIBS?9
1.2 Die Struktur der BIBS9
Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund: BIBS und Klärungsorientierte Psychotherapie11
2.1Schemata11
2.2Das Drei-Ebenen-Modell12
2.3Therapieprozess13
2.4Störungsmodelle18
Kapitel 3: Die Entwicklung der BIBS: Bearbeitungs-, Inhalts- und Beziehungsskalen23
3.1Die erste Fassung der BIBS: Die Bochumer Bearbeitungs- und Beziehungsskalen (BBBS)23
3.2Die BBBS24
3.3Die BIBS24
3.4Vor-Analysen der BIBS25
Kapitel 4: Reliabilitäten der BIBS26
Kapitel 5: Untersuchung der BIBS-Skalen: Korrelationen der BIBS-Variablen untereinander28
5.1Einleitung28
5.2Vorgehen28
5.3Ergebnisse28
5.4Resümee35
Kapitel 6: Empirische Ergebnisse der BIBS bei der Borderline-Störung36
6.1Methoden37
6.2Resultate37
Kapitel 7: Validierung der BIBS-Skalen an Klienten-Erfolgsmaßen41
7.1Einleitung41
7.2Maße41
7.3Korrelationen47
7.4Ergebnisse: Klienten-Variablen47
7.5Ergebnisse der Therapeuten-Variablen50
7.6Resümee50
Kapitel 8: Die Anwendung der BIBS52
Kapitel 9: Veränderungsmessungen mit den BIBS92
9.1Einleitung92
9.2Stichprobe und Vorgehen92
9.3Verläufe der Ratings über die Messzeitpunkte93
9.4Schlussbemerkungen105
Literatur107
Anhang113
Anhang A: Rating-Bögen (Kopiervorlagen) 113
Anhang B: Kurze Darstellung der Fallbeispiele (Audio-Dateien auf CD-ROM)119