: Johannes Storch, Julia Weber
: Wolf packt La(h)ma Wie Sie die Dinge zügig anpacken und konsequent erledigen
: Hogrefe AG
: 9783456752105
: 1
: CHF 20.00
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 199
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Unbewussten gegen das ewige Aufschieben Gegen Prokrastinieren und Aufschieben gibt es zahllose Strategien. Wie Sie vielleicht schon selbst gemerkt haben, helfen viele allerdings nur bedingt. Johannes Storch und Julia Weber zeigen einen völlig neuen Weg - abseits von Regeln, Listen und Ratschlägen. Entwickeln Sie mit diesem Buch Ihre ganz persönliche Strategie gegen das tägliche Hinausschieben. Die beiden Autoren und ZRM-Trainer zeigen Ihnen auf vergnügliche und leichte Art, wie Sie Ihr Unbewusstes nutzen können, um künftig souverän und motiviert mit Ihren Aufgaben umzugehen.

[15]Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Es war nichts zu hören außer dem entfernten Ticken einer Uhr. Ab und zu bewegten sich die Vorhänge, wenn ein schwacher Luftzug durch das geöffnete Fenster in den Raum strich. Rosenduft ließ sich erahnen, mitgebracht von dem warmen Wind, der durch den üppigen Rosenbusch vor dem Haus wehte. Staubkörner tanzten durch die Sonnenstrahlen, die in das Zimmer fielen.

Eigentlich duldete Evelyne keine Staubkörner in ihrer Wohnung, aber in diesem Moment, von dem sie nicht sagen konnte, wie lange er schon dauerte, waren sie ihr fast wie Freunde. So gern wäre sie jetzt auch ein Staubkorn, das im Sonnenlicht tanzt, bewegt durch die warme aufsteigende Luft, schwerelos, sorglos und frei. Frei von jeder Verpflichtung, von jeder Verantwortung, einfach nur in den Tag hinein leben, leicht und beschwingt, ausgelassen und fröhlich. Wie oft sehnte sie sich nach diesem Zustand.

Insgeheim hoffte sie, dass, wenn sie sich nur nicht bewegte, nur noch ganz flach atmete, die Zeit wirklich stehen bliebe und sie sich in diesem Moment von allen Gedanken befreien könnte, die sie durch den Tag trieben, ihr immer wieder ein schlechtes Gewissen machten, ihr das Gefühl gaben, nicht genug zu arbeiten, ihre Ziele nie zu erreichen, und die sie nie zur Ruhe kommen ließen.

Selbst jetzt in diesen entspannten Minuten konnte Evelyne die friedliche Stille nicht völlig genießen. Sie fürchtete schon den Moment des Erwachens, den Augenblick, in dem sie ihre Aufgabenliste vor sich auf dem Tisch liegen sah, auf dem die Gründe ihres schlechten Gewissens geschrieben standen, all die Aufgaben, die sie sich selbst vorgenommen[16]hatte oder die von ihr erwartet wurden. Wie oft hatte sie schon versucht, Ordnung und Struktur in ihre Listen und ihre Tage zu bringen, wie viele Bücher hat sie schon zu diesem Thema im Regal stehen? Sie wüsste es nicht einmal auswendig, müsste aufstehen und nachzählen, aber dazu war sie jetzt nicht in der Lage. Einfach nur sitzen bleiben, das war ihr sehnlichster Wunsch, nicht bewegen, nichts denken, nichts machen.

Für einige Sekunden gelang ihr das auch, hatte sie Freude daran, die Staubkörner bei ihrem Tanz zu beobachten, vorauszusagen, wohin sie schweben würden, sie, wenn sie auf dem Tisch landeten, durch leichtes Anpusten wieder auf die Reise zu schicken. Aber schon nach wenigen Augenblicken kamen ihr erneut ihre Aufgaben in den Sinn, die Steuererklärung vor allen anderen, die heute Abend noch beim Finanzamt eingeworfen werden müsste, wenn sie die Mahngebühr vermeiden wollte.

Und sie hörte jetzt schon ihren verärgerten Mann, der über ihre Unfähigkeit, irgendetwas pünktlich zu Ende zu bringen, schimpft und ihr vorwirft, den Tag sinnlos zu verbummeln und Wichtiges von Unwichtigem nicht unterscheiden zu können. Sie könnte es ihm noch nicht einmal verdenken. Sie wusste ja selbst, dass sie Probleme damit hatte, ihre Aufgaben anzupack