: Peter Höhn
: Leben aus Liebe Vom Himmel her die Welt bewegen
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417228021
: Edition Aufatmen
: 1
: CHF 4.40
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: Religion/Theologie
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Liebe ist der eigentliche Sinn und das höchste Ziel von allem, was Gott in und unter den Menschen wirken will. Sie allein kann Herzen in Bewegung setzen, Menschen verbinden und Leben verändern. Und doch tun wir uns oft schwer mit ihr und helfen nach: mit Aufopfern und Leisten, mit Druck und Drohen, mit Streben nach Lohn und Beifall. Dem Geheimnis der Liebe hat Peter Höhn während einer zweimonatigen Auszeit in Wales und Irland nachgespürt. Seine Einsichten und tiefen Begegnungen mit Gott inspirieren und berühren das Herz. Im Mittelpunkt steht dabei, wie wir diese Liebe bei Gott finden, erfahren und auf unsere einzigartige Weise an andere weitergeben können. Ein Schlüssel dazu ist der Heilige Geist. Er ist Gottes Liebe in Aktion, und wenn wir uns nach ihm ausstrecken, wird er uns in jeder Situation den Weg der Liebe zeigen - einen Weg, auf dem alle gewinnen. 'Mein Herz pulsiert dafür, dass mehr Menschen Gottes Liebe erfahren. Das wird passieren, je mehr Christen selbst von Gottes Liebe gepackt sind und aus ihr heraus lieben. Dieses Buch legt dafür ein starkes Fundament. Peter Höhn reißt den Horizont weit auf und führt mit unbeschwerter Leichtigkeit in einen lebbaren Alltag.' Andreas 'Boppi' Boppart, Missionsleiter Campus für Christus Schweiz, Autor und Eventprediger

Peter Höhn, Jahrgang 1954, ursprünglich Wasserbau-Ingenieur, ist Leitungsmitglied beim Missionswerk Campus für Christus Schweiz, Redakteur der Zeitschrift 'Christliches Zeugnis', Referent und geistlicher Begleiter. Er ist verheiratet mit Barbara, die beiden haben drei erwachsene Töchter.

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Kapitel 1


Lieben oder beeindrucken?


St. Beuno’s ist eine klosterähnliche Anlage am Abhang der Clwydian Hills in Nordwales. Von hier schweift der Blick weit über das Tal von St. Asaph bis zur Irischen See und in die Berge von Snowdonia. Es ist ein lieblicher Ort, an dem ich mich nach dreißig Jahren Dienst bei Campus für Christus zum ersten Mal auf das Abenteuer „Schweigeexerzitien“ einlasse – zusammen mit meiner Frau Barbara sowie unserer Freundin und Arbeitskollegin Brigitte, die sich für ihre eigene Auszeit uns angeschlossen hat.

Ich erwarte von diesen Tagen des Schweigens und betenden Hörens, dass Gott mir für meine persönlichen und dienstlichen Schwerpunkte in den kommenden Jahren den Weg weist. Gleichzeitig will ich meinen Horizont erweitern. Deshalb haben wir uns nicht für ein evangelisches, sondern ein jesuitisches5 Retraitenzentrum entschieden, das uns der evangelische Pfarrer Jens Kaldewey empfohlen hatte, der hier schon zwei längere Zeiten verbrachte. Wie es uns in dieser katholischen Umgebung wohl ergehen wird?

Am Freitag nach Christi Himmelfahrt 2013 rücken wir zu dritt an: Wir sind in Einzelzimmern untergebracht und werden uns eine Woche lang nur noch schweigend, lächelnd und nickend begegnen. Ich darf ein schönes Eckzimmer im Dachgeschoss beziehen und bekomme mit der sechzigjährigen Mary eine, wie sich herausstellen wird, geistlich hellwache Begleiterin zugeteilt. Die weitherzige und gastfreundliche Atmosphäre im Haus und der Garten mit seinen blühenden Wiesen, Osterglocken und Apfelbäumen lassen uns schnell heimisch fühlen. Die hügelige Umgebung mit Schafweiden und leuchtend gelben Ginstersträuchern tut unserer Seele wohl und lädt uns zu ausgedehnten Spaziergängen ein.

Dankbarkeit


Als am Samstag die Exerzitien beginnen, finde ich überraschend schnell in den „Fluss“ des Geistes hinein. Ich bin bewegt, wie sich jeden Tag ein oder zwei Themen herausschälen und sich schließlich zusammenfügen zu einem Weg ins „weite Land“ (vgl. Psalm 18,20), der mich zutiefst beglückt und mir auf einzigartige Weise Klarheit gibt, wie es in meinem neuen Lebensabschnitt weitergehen soll. Ohne es zunächst bewusst wahrzunehmen, stelle ich zusehends fest: Jesus macht genau dort weiter, wo er letztes Jahr angefangen hat, zu meinem Herzen zu reden: Es geht um die Liebe.

Natürlich tut er das nicht so, dass ich eine Stimme vom Himmel höre, die sagt: „Peter, ich rede jetzt mit dir über die Liebe!“ Vielmehr erlebe ich auch jetzt wieder das Reden Gottes so, dass im stillen Warten vor ihm, im Beten, im Lesen in der Bibel und im Tagebuchschreiben Gedanken aufsteigen und sich zu neuen Einsichten verdichten. Mir fällt etwas ins Auge oder es wird in meinem Herzen lebendig. Daraus erwächst ein nächster Impuls, eine Idee, ein Gebet. Denkfetzen spinnen sich wie lose Fäden zu einem Strang zusammen und weisen plötzlich in eine klare Richtung. Das geschieht meistens spontan, ungesucht und ungeplant. Wichtig ist nur, dass ich darauf achte, was in der Stille aus der Tiefe meines Inneren aufsteigt, und dass ich dem, was kommt, weiter nachspüre.

So geschieht es auch an diesem ersten Morgen. Ich bete für diese Woche und um die rechte Nahrung für Geist und Seele. Gleichzeitig empfinde ich von den vergangenen Monaten und Jahren her ein geistliches Völlegefühl, einen gewissen Überdruss an theologischen Erkenntnissen und christlichen Appellen. Ich bete um ein Verdauen- und Entsorgenkönnen von dem Zuviel, von Überholtem, von Sich-überlebt-Habendem. Ich bitte Gott um eine Erneuerung dessen, was bleibt und bleiben soll.

Unverhofft bemerke ich, dass in mir das Lied von Andrea Adams-Frey aufsteigt: „Danke, danke für die Blumen, danke für die Farben und für die Musik …“ Ja, ich bin dankbar für mein Leben, für Barbara und unsere Familie, für alles Gelingen in diesen drei