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Nachdem Karen die ganze Woche über gearbeitet und sogar noch zwei Schichten einer kranken Kollegin übernommen hatte, freute sie sich jetzt auf ein freies Wochenende. Als Krankenschwester in der immer gut besuchten Notaufnahme des Brockville General Hospital zu arbeiten hatte ihr in den letzten neun Jahren große Freude und Genugtuung bereitet. Sie hatte in dieser Zeit so manche schreckliche und schwere Verletzung gesehen, aber anderen helfen zu können war Karens große Leidenschaft.
Da es ein regnerischer Tag war, gönnte sich Karen ein heißes Bad und kuschelte sich dann mit einem guten Buch auf ihren Diwan. Sie hatte nicht oft die Gelegenheit, einen entspannten Tag einzulegen. Als Hausbesitzerin hatte sie eigentlich immer etwas zu tun. Entweder musste der Rasen gemäht werden oder sie musste sich um den Garten kümmern, und im Winter musste der Bürgersteig vom Schnee befreit werden.
Karens Haus befand sich nur etwa fünfzehn Minuten von der Stadt Brockville entfernt auf dem Land. Der Weg zur Arbeit und zurück war wunderschön und gab Karen genügend Zeit, sich morgens geistig auf die Arbeit einzustellen und sich abends von ihrem Tag zu erholen, bevor sie zu Hause ankam. Ihr Bungalow verfügte über zwei Schlafzimmer und war, etwas von der Straße zurückgesetzt, in einem Pinienwäldchen gelegen.
Karen mochte Menschen und traf sich gern mit ihrer Familie und Freunden, doch wenn sie erst einmal in ihren eigenen vier Wänden war, war sie so entspannt, dass sie sich nur schwer dazu aufraffen konnte, noch einmal auszugehen. Sie nippte an ihrem frisch aufgegossenen Tee und sah aus dem Fenster. Die Bäume hatten bereits ihre Blätter verloren und der Boden war mit einer wärmenden Schicht vor dem nahenden Winter geschützt. Selbst die Pinien hatten eine sandig-goldene Decke aus Nadeln auf dem Boden hinterlassen. Es war ein regnerischer Novembertag. Der Himmel war eine aufgewühlte Mischung aus Blau und Grau.
Einige Vogelhäuschen hingen in den Ästen einer großen Pinie und boten eine verlockende Auswahl an Mais, Nüssen und verschiedenen Körnern. Es gab auch einige Talgknödel, die die Dunenspechte dazu einluden, sich am reichhaltigen Buffet zu beteiligen.
Zahlreiche Vogelarten fanden sich täglich hier ein, um sich an dem Bankett gütlich zu tun. Die Blauhäher machten mit ihrem unverwechselbaren Ruf auf sich aufmerksam. Viele andere Vögel