: Friedrich Schiller
: Martin C. Wald
: Don Karlos. Textausgabe mit Kommentar und Materialien [Reclam XL - Text und Kontext] - Schiller, Friedrich - 16151
: Reclam Verlag
: 9783159607566
: Reclam XL ? Text und Kontext
: 2
: CHF 4.40
:
: Deutsch
: German
: 276
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Liebe, Eifersucht, Verrat - die Verhältnisse am spanischen Königshof sind angespannt, besonders zwischen Karlos und seinem Vater, König Philipp. Marquis Posa, Karlos' Jugendfreund, will für Toleranz und Freiheit sorgen, doch politische Intrigen führen zur Katastrophe. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: * Reclam XL bietet den sorgfältig edierten Werktext - seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe aus Reclams Universal-Bibliothek. * Das Format ist größer (12,2 x 20 cm) als die gelben Klassiker der Universal-Bibliothek, mit ausreichend Platz für Notizen am Seitenrand. * Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. * Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. * Natürlich passen auch weiterhin alle Lektüreschlüssel, Erläuterungsbände und Interpretationen dazu! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Friedrich Schiller (seit 1802: von; 10. 11. 1759 Marbach a. N. - 9. 5. 1805 Weimar) bildet mit Goethe den Kern der Weimarer Klassik, der bedeutendsten deutschen Literaturepoche. Schiller begann als Aufsehen erregender Sturm-und-Drang-Dichter und prägte seit 1795 als Publizist, Theoretiker, Dramatiker und Lyriker das berühmte klassische Weimarer Jahrzehnt. Schillers Dramen gehören noch heute zu den meistgespielten der deutschen Literatur, seine Gedichte, z. B. die Balladen, zählten im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zum festen kulturellen Kanon der deutschen Literatur.

Zweiter Auftritt


KARLOS.MARQUIS VON POSA.

KARLOS. Wer kommt? – Was seh ich! O ihr guten Geister!

MeinRoderich!

MARQUIS.    Mein Karlos!

KARLOS.         Ist es möglich?

130Ist’s wahr? Ist’s wirklich? Bist du’s? – O du bist’s!

Ich drück an meine Seele dich, ich fühle

Die deinige allmächtig an mir schlagen.

O jetzt ist alles wieder gut. In dieser

Umarmung heilt mein krankes Herz. Ich liege

Am Halse meines Roderich.

135MARQUIS.    Ihr krankes,

Ihr krankes Herz? Und was ist wieder gut?

Was ist’s, das wieder gut zu werden brauchte?

Sie hören, was michstutzen macht.

KARLOS.    Und was

Bringt dich so unverhofft ausBrüssel wieder?

140Wem dank ich diese Überraschung? Wem?

Ich frage noch? Verzeih dem Freudetrunknen,

ErhabneVorsicht, diese Lästerung!

[10]Wem sonst als dir, Allgütigste? Du wusstest,

Dass Karlos ohne Engel war, du sandtest

Mir diesen, und ich frage noch?

145MARQUIS.    Vergebung,

Mein teurer Prinz, wenn ich dies stürmische

Entzücken mit Bestürzung nur erwiedre.

So war es nicht, wie ich Don Philipps Sohn

Erwartete. Ein unnatürlich Rot

150Entzündet sich auf Ihren blassen Wangen,

Und Ihre Lippen zittern fieberhaft.

Was muss ich glauben, teurer Prinz? – Das ist

Der löwenkühne Jüngling nicht, zu dem

Ein unterdrücktes Heldenvolk mich sendet –

155Denn jetzt steh ich als Roderich nicht hier,

Nicht als des Knaben Karlos Spielgeselle –

Ein Abgeordneter der ganzen Menschheit

Umarm ich Sie – es sinddie Flandrischen

Provinzen, die an Ihrem Halse weinen,

160Und feierlich um Rettung Sie bestürmen.

Getan ist’s um Ihr teures Land, wennAlba,

DesFanatismus rauher Henkersknecht,

Vor Brüssel rückt mit Spanischen Gesetzen.

AufKaiser Karls glorwürd’gem Enkel ruht

165Die letzte Hoffnung dieser edeln Lande.

Sie stürzt dahin, wenn seinerhabnes Herz

Vergessen hat für Menschlichkeit zu schlagen.

KARLOS. Sie stürzt dahin.

MARQUIS.    Weh mir! Was muss ich hören!

KARLOS. Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.

170Auch mir hat einst von einem Karl geträumt,

Dem’s feurig durch die Wangen lief, wenn man

Von Freiheit sprach – doch der ist lang begraben.

Den du hier siehst, das ist der Karl nicht mehr,

Der inAlkala von dir Abschied nahm,

175Der sich vermaß in süßer Trunkenheit,

Der Schöpfer eines neuen goldnenAlters

[11]In Spanien zu werden – O der Einfall

Warkindisch, aber göttlich schön. Vorbei

Sind diese Träume. –