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Savannah
»Du kommst doch definitiv heute Abend mit uns ins Kino, oder?«, fragte Savannahs beste Freundin Evie, als Savannah aus dem Auto stieg. »Und bleibst wieder über Nacht?«
»Aber sicher.« Savannah und Evie tauschten ein verschwörerisches Grinsen aus, denn »Kino« war ein Codewort. Solange Evies Mutter noch zusah, würden sie so tun, als verschwänden sie im Kino, während sie in Wirklichkeit darauf warteten, dass Evies aktueller Typ sie abholte und zu der fünf Minuten entfernten Party fuhr, wo es keinen Aufpasser gab. Sie konnten zwar nur drei Stunden dort bleiben, aber es war immer noch besser, als gar nicht hinzugehen.
»Danke, dass Sie mich vom Volleyball abgeholt haben, Mrs Brown«, sagte Savannah und winkte Evies Mutter zu. Sie war froh, dass Mrs Brown nichts dagegen hatte, sie daheim abzusetzen, denn Evie war ihre einzige Freundin, die ihr Zuhause kannte. Wenn die anderen Mädchen aus dem Volleyballteam das heruntergekommene Mietshaus sahen, in dem sie mit ihrer Mutter und ihren beiden älteren Schwestern wohnte, dann würden sie sich wahrscheinlich hinter ihrem Rücken die Mäuler zerreißen.
»Kein Problem, Savannah«, sagte Mrs Brown vom Fahrersitz. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare wie ihre Tochter, und die beiden konnten fast als Schwestern durchgehen. »Und heute Abend soll ich dich wirklich nicht abholen?«
»Ich lass mich von einer meiner Schwestern hinbringen.« Sie wollte nicht, dass Mrs Brown den Umweg gleich zwei Mal an einem Tag fahren musste. Es war schon mehr als genug, dass Evies Mutter sie in der Volleyballsaison tagtäglich nach dem Training nach Hause fuhr und auch nichts dagegen hatte, dass Savannah im Sommer manchmal zwei oder drei Tage hintereinander bei den Browns übernachtete.
Außerdem hatte sie sowieso was gut bei ihren Schwestern, schließlich kam sie jetzt nur wegen ihnen nach Hause. Eigentlich hatte sie ausgemacht, bei Evie zu bleiben, bis sie abends gemeinsam ausgingen. Das Leben würdeso viel einfacher werden, wenn sie nur endlich den Führerschein hatte. Klar, sie müsste sich natürlich was ausdenken, um Peyton das Auto abzuluchsen. Was sie einige Überredungskünste kosten würde, denn Peyton hatte jahrelang gespart für die Schrottkiste, deren Motor so klang, als würde er jederzeit den Geist aufgeben. Aber die Aussicht darauf war besser als gar nichts.
»Bis später, S!«, rief Evie, als ihre Mutter losfuhr.
»Ciao, E«, erwiderte Savannah und formte mit den Fingern ein C. Savannah und Evie nannten sichS. E. C., was »Savannah-Evie-Club« bedeutete, und das C war ihr Geheimzeichen. »Wir sehen uns heute Abend!«
Sie überquerte den Gehweg, trat vor die Tür mit der rissigen blauen Farbe und überlegte, was wohl los sein mochte. Bis jetzt hatten ihre Schwestern ihr noch nie vorgeschrieben, dass sie nach Hause kommen solle, obwohl sie was anderes vorhatte, aber Courtney