: Edit Engelmann, Lilly Friedstein, Brigitte Münch, Michalis Patentalis, Doris Trampnau, Marion Schnei
: Edit Engelmann
: Das Größenwahn Märchenbuch Band 2
: Größenwahn Verlag
: 9783942223997
: Das Größenwahn Märchenbuch
: 1
: CHF 8.90
:
: Anthologien
: German
: 194
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Märchen gibt es, seit es Menschen und Sprache gibt. In ihnen werden Erfahrungen und Wissen vermittelt, in einer Art, die Groß und Klein das Verstehen ermöglicht. Unsere eigenen Ängste, Wünsche und Träume werden in Gestalt von Weisen, Königen und Feen erzählt. Märchen spiegeln die Welt, in der wir leben, auf eine ganz besondere Weise: Übersinnlich, mystisch, spielerisch, kritisch - und immer märchenhaft. Auch in diesem zweiten Band des 'Größenwahn Märchenbuches' zeugen Erzählungen von wunder-samen Begebenheiten, von Prinzessinnen, Hexen, Zwergen, sprechenden Tieren und kleinen und großen Menschen, die zu Helden aufsteigen. Bekannte Protagonisten erscheinen auf der Bühne und neue Figuren werden kreiert. Die modernen Märchen bekommen surrealistische Einschläge oder werden, zur Erinnerung an Oscar Wilde, sozialkritisch dargestellt. Anlehnungen an Tausendundeine Nacht machen die Runde genauso wie Inspirationen aus Volksmärchen, die wir von den Brüdern Grimm kennen. Es liegt Magie, Fantasie und Illusion in der Luft - und das ganz besondere Gefühl, dass eine außergewöhnliche Reise beginnt, so, wie sie nur in Märchen beginnen kann: 'Es war einmal ...' 'Ihre Phantasie entscheidet darüber, wieviel Geheimnisvolles, nahezu Mystisches Sie sehen und entdecken werden.' Nancy Konradt, Kurhessen-Lädchen.

DER KÖNIG VON BRATASULIEN


Edit Engelmann

Es geschah einmal vor langer Zeit in dem kleinen Königreich Bratasulien mitten in den waldigen Bergen. Dort herrschte ein gütiges und freundliches Königspaar. Doch leider hatte es einen ausgesprochen despotischen Sohn, der außer sich und seiner eigenen Meinung nichts und niemanden gelten ließ. Von seinem eigenen Land wusste er nur wenig, und auch sein Vater, König Wohlderbar, hatte ihn nicht davon überzeugen können, sich mit der Geschichte und Kultur der Bratasen mehr zu beschäftigen. Prinz Brasotutin war schlichtweg der Meinung, dass dieses Land ohnehin hinterwäldlerisch und hoffnungslos altmodisch war.

Entsprechend wütend war er, als sein Vater darauf bestand, ihn traditionsgemäß mit der Tochter des Hirschkönigs von Waldbersien zu vermählen, so wie es seit undenklichen Zeiten in Bratasulien üblich war.

»Diese Zeiten sind vorbei, und jeder kann sich heute die Frau suchen, die ihm gefällt«, schrie er seinen Vater an. Er würde sich nie und niemals an eine Frau binden, die ein überdimensionales Geweih auf dem Haupte trüge und sich überhaupt nur einmal im Jahr zur Frühjahrssonnenwende für einen Monat in ein menschliches Wesen verwandele – auch nicht, wenn sie während der Zeit das bezauberndste Geschöpf der Welt wäre.

Noch lange hatte der Prinz mit seinem Vater diskutiert. Aber der alte König Wohlderbar war h