Edit Engelmann
Es geschah einmal vor langer Zeit in dem kleinen Königreich Bratasulien mitten in den waldigen Bergen. Dort herrschte ein gütiges und freundliches Königspaar. Doch leider hatte es einen ausgesprochen despotischen Sohn, der außer sich und seiner eigenen Meinung nichts und niemanden gelten ließ. Von seinem eigenen Land wusste er nur wenig, und auch sein Vater, König Wohlderbar, hatte ihn nicht davon überzeugen können, sich mit der Geschichte und Kultur der Bratasen mehr zu beschäftigen. Prinz Brasotutin war schlichtweg der Meinung, dass dieses Land ohnehin hinterwäldlerisch und hoffnungslos altmodisch war.
Entsprechend wütend war er, als sein Vater darauf bestand, ihn traditionsgemäß mit der Tochter des Hirschkönigs von Waldbersien zu vermählen, so wie es seit undenklichen Zeiten in Bratasulien üblich war.
»Diese Zeiten sind vorbei, und jeder kann sich heute die Frau suchen, die ihm gefällt«, schrie er seinen Vater an. Er würde sich nie und niemals an eine Frau binden, die ein überdimensionales Geweih auf dem Haupte trüge und sich überhaupt nur einmal im Jahr zur Frühjahrssonnenwende für einen Monat in ein menschliches Wesen verwandele – auch nicht, wenn sie während der Zeit das bezauberndste Geschöpf der Welt wäre.
Noch lange hatte der Prinz mit seinem Vater diskutiert. Aber der alte König Wohlderbar war h