: Lena Divani
: Das siebte Leben des Sachos Sachoulis Memoiren eines Katers
: Größenwahn Verlag
: 9783957710284
: 1
: CHF 4.50
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kein gestiefelter, sondern ein gebildeter Kater erzählt uns, wie er die Welt sieht und was er über die Menschen und andere Tiere denkt - dies aus der Sicht seines siebten und letzten Lebens, in dem er die Vollendung seiner Weisheit erlangt hat. Dazu zeigt sich noch eine andere Seite des Katers Sachos Sachoulis: Er kämpft hart um die Liebe seiner 'Adoptivmutter', die er respektvoll-ironisch 'Demoiselle' nennt, und noch härter um ihre Bereitschaft, als Schriftstellerin seine Memoiren zu schreiben. Wie wir sehen, ist es ihm schließlich gelungen: Hier sind die Lebenserinnerungen eines außergewöhnlichen Katers.

Lena Divani wurde 1955 in Volos geboren. Sie unterrichtet Geschichte an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Athen. Sie war Visiting Research Fellow an der Harvard University, Gastprofessorin am King's College in London, Gastforscherin im Zentralarchiv der Société des Nations in Genf und Stipendiatin am Greek Institute in Cambridge, Massachusetts. Auf dem Gebiet der Wissenschaften trat sie mit geschichtlichen Studien in Erscheinung, auf dem Gebiet der Literatur im Jahr 1994 mit einer Sammlung von Erzählungen, für die sie mit dem Preis für literarisches Debüt 'Mara Ralli' ausgezeichnet wurde. Seitdem hat sie Kinderbücher, Theaterstücke, Kriminalgeschichten und Romane herausgebracht. Ihre Werke wurden mit Preisen ausgezeichnet und ins Spanische, Italienische, Hebräische, Türkische, Polnische und Chinesische übersetzt. Einige ihrer Theaterstücke sind im National Theater und im Fernsehen aufgeführt worden. Sie hat Artikel für die griechische Tageszeitung TA NEA geschrieben, außerdem für die Zeitschriften ELLE, PSYCHOLOGIE und PROTAGON.GR. Lena Divani gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellern der Gegenwart in Griechenland. 'Meine größte Sünde gegenüber der zivilisierten Menschheit besteht darin, etwa zweimal im Jahr meine Bergstiefel, Zelt und Rucksack einzupacken und zu den Enden der Welt zu laufen, um auf Berge zu klettern, Ebenen zu durchkämmen und mich in Flüssen zu erfrischen', gesteht Lena Divani ihr großes Hobby des Bergsteigens. Auf diese Weise hat sie die Anden erkundet, Gletscher in Patagonien und Bergdörfer an der chinesisch-vietnamesischen Grenze gesehen und die geheimen Indianerpfade in den Bergen Venezuelas erstiegen. Sie liebt die Reisen, auf denen sie sich für die Figuren ihrer Bücher inspirieren lässt. Über ihr Sein philosophiert sie: 'Die Straße ist das Leben, insbesondere für einen Schriftsteller, der über das Leben nicht nur schreiben, sondern es auch bis zum letzten Tropfen wirklich leben will.'

SIE HATTE EINE VERGANGENHEIT …


… doch meine Schneeweißheit würde ihrer Vergangenheit nicht gestatten, mich meiner Zukunft zu berauben. Ich mag ja kleiner als eine Faust gewesen sein, aber auch ich hatte so meine Tricks. (MIAU Nr. 4567: Lasst euch nicht von Heulen und Jammern beeindrucken, werte Freunde. Es gibt keine Stärkeren als die, die vorgeben, schwach zu sein.) Also, das Erste, was Madame Glyka ihnen kundtat, während sie fünf verschiedene Kräuterfleischschinkenkäsetaschen, Quiche Lorraine, Auberginensoufflé und Russischen Salat mit hausgemachter Mayonnaise servierte, alles nur so, um den Appetit anzuregen, war, dass hinter ihren Azaleen eine Katze (aller Wahrscheinlichkeit nach die Frau Mutter), und zwar eine sehr hässliche (bestimmt die Frau Mutter), ein paar Kätzchen (paar Kätzchen? Sie haben mich noch nicht gesehen, wieso also so abwertend, Madame?) geworfen habe. Ihro Gnaden rannte unverzüglich zu dem Busch der Geburt hinüber, doch Madame Glyka bremste ihren Elan. »Um Himmels willen! Bleib bloß weg von der Hexe«, sagte sie zu ihr. »Da tut sie mir leid in ihrem Wochenbett und ich bringe ihr was zum Futtern, und sie fährt die Krallen gegen mich aus. Wenn du eins ihrer Kätzchen anfasst, dann zerreißt sie dich in der Luft!«

Demoiselle setzte sich wieder und nahm sich ein Stück Käsetasche. »O weh, o weh«, murmelte ich. Verdammtes Getratsche! Warum hat sie sie denn nicht nach und nach den Busch untersuchen lassen? Könnt ihr euch vorstellen, wie viel größerer Hollywood-Glanz meine Schneeweißheit ausgestrahlt hätte, eingerahmt von drei Missgeburten der Natur? (MIAU Nr. 9875: Die Wahrnehmung der Wirklichkeit unterliegt dem Vergleich. Mein lieber Hephaistos, geh nicht mit Adonis aus, er wird dir die Chancen vermasseln!)

Und dann setzte endlich der Fluss der wertvollen Informationen ein. Dabei kam heraus, dass der Demoiselle Katzen herzlich gleichgültig waren. (Mais pourquoi, du dummes Mädchen?) Sie wollte immer einen Hund. (Oh my God, ich hoffe nicht, dass Sie sich nach so etwas wie einer Hitlerschen Unterwürfigkeit sehnen?) Eine Cousine jedoch hatte sie vor Jahren heimtückisch dazu gezwungen, ein unvergessliches männliches getigertes Katzenbébé zu übernehmen, nur für eine Woche, für einen Monat, für vorübergehend, für mal sehen – also für immer. Das Baby wurde auf den Namen Zooey getauft, nach einem Romanhelden Salingers, eines seltsamen amerikanischjüdischbuddhistischen Schriftstellers, der fünfundfünfzig Jahre lang als Einsiedler lebte, aus Angst, zum Markenzeichen zu werden, mit dem Ergebnis, dass er erst recht zum Markenzeichen wurde. (MIAU Nr. 8643: Die Angst, vor der du dich fürchtest, wird dich aufspüren – wo immer du dich auch aufhältst, werter Freund …)

Am Anfang ging alles schief. Die Demoiselle, immer schon Ministerpräsidentin und alleinige Einwohnerin ihrer Wel