… doch meine Schneeweißheit würde ihrer Vergangenheit nicht gestatten, mich meiner Zukunft zu berauben. Ich mag ja kleiner als eine Faust gewesen sein, aber auch ich hatte so meine Tricks. (MIAU Nr. 4567: Lasst euch nicht von Heulen und Jammern beeindrucken, werte Freunde. Es gibt keine Stärkeren als die, die vorgeben, schwach zu sein.) Also, das Erste, was Madame Glyka ihnen kundtat, während sie fünf verschiedene Kräuterfleischschinkenkäsetaschen, Quiche Lorraine, Auberginensoufflé und Russischen Salat mit hausgemachter Mayonnaise servierte, alles nur so, um den Appetit anzuregen, war, dass hinter ihren Azaleen eine Katze (aller Wahrscheinlichkeit nach die Frau Mutter), und zwar eine sehr hässliche (bestimmt die Frau Mutter), ein paar Kätzchen (paar Kätzchen? Sie haben mich noch nicht gesehen, wieso also so abwertend, Madame?) geworfen habe. Ihro Gnaden rannte unverzüglich zu dem Busch der Geburt hinüber, doch Madame Glyka bremste ihren Elan. »Um Himmels willen! Bleib bloß weg von der Hexe«, sagte sie zu ihr. »Da tut sie mir leid in ihrem Wochenbett und ich bringe ihr was zum Futtern, und sie fährt die Krallen gegen mich aus. Wenn du eins ihrer Kätzchen anfasst, dann zerreißt sie dich in der Luft!«
Demoiselle setzte sich wieder und nahm sich ein Stück Käsetasche. »O weh, o weh«, murmelte ich. Verdammtes Getratsche! Warum hat sie sie denn nicht nach und nach den Busch untersuchen lassen? Könnt ihr euch vorstellen, wie viel größerer Hollywood-Glanz meine Schneeweißheit ausgestrahlt hätte, eingerahmt von drei Missgeburten der Natur? (MIAU Nr. 9875: Die Wahrnehmung der Wirklichkeit unterliegt dem Vergleich. Mein lieber Hephaistos, geh nicht mit Adonis aus, er wird dir die Chancen vermasseln!)
Und dann setzte endlich der Fluss der wertvollen Informationen ein. Dabei kam heraus, dass der Demoiselle Katzen herzlich gleichgültig waren. (Mais pourquoi, du dummes Mädchen?) Sie wollte immer einen Hund. (Oh my God, ich hoffe nicht, dass Sie sich nach so etwas wie einer Hitlerschen Unterwürfigkeit sehnen?) Eine Cousine jedoch hatte sie vor Jahren heimtückisch dazu gezwungen, ein unvergessliches männliches getigertes Katzenbébé zu übernehmen, nur für eine Woche, für einen Monat, für vorübergehend, für mal sehen – also für immer. Das Baby wurde auf den Namen Zooey getauft, nach einem Romanhelden Salingers, eines seltsamen amerikanischjüdischbuddhistischen Schriftstellers, der fünfundfünfzig Jahre lang als Einsiedler lebte, aus Angst, zum Markenzeichen zu werden, mit dem Ergebnis, dass er erst recht zum Markenzeichen wurde. (MIAU Nr. 8643: Die Angst, vor der du dich fürchtest, wird dich aufspüren – wo immer du dich auch aufhältst, werter Freund …)
Am Anfang ging alles schief. Die Demoiselle, immer schon Ministerpräsidentin und alleinige Einwohnerin ihrer Wel