: Jessie Close, Pete Earley
: Ich bin mit den Wolken geflogen Zwei Schwestern und die Geschichte einer psychischen Krankheit
: LangenMüller
: 9783784482187
: 1
: CHF 18.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leben mit einer bipolaren Störung Die jüngere Schwester von Glenn Close, Jessie Close, erzählt in ihrer Autobiografie die Geschichte ihrer Krankheit und gleichzeitig die ihrer Familie. Die Kindheit verbringt sie mit Glenn und ihren Eltern im damaligen Belgisch Kongo, wo der Vater Leibarzt von General Mobuto, dem späteren Präsidenten, ist. Es folgen für die Schwestern Jahre in Internaten, eine Zeit, in der sie allein auf sich gestellt sind. Bereits da zeigen sich bei Jessie erste Symptome einer bipolaren Störung, manische und depressive Schübe, die in immer kürzeren Abständen auftreten. Einziger Halt in diesen schwierigen Jahren ist ihre Schwester Glenn. Auch sie kommt in diesem Buch zu Wort, indem sie aus ihrer Sicht Jessies Zustand beschreibt. Glenn überredet sie schließlich, sich zu diesem vermeintlichen Stigma zu bekennen. Nur dadurch bekommt sie eine Chance, wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Die berührende Schilderung einer ungewöhnlichen Schwesternliebe, einer oft verschwiegenen Krankheit und ihrer Bewältigung.

Jessie Close ist eine international anerkannte Referentin, Autorin und Befürworterin der US-Gesundheitsreform. Sie hat sich mit dem Buch The Warping of AL und ihren Artikeln für 'Bring Change 2 Mind' (eine Organisation gegen die Stigmatisierung von Menschen mit mentaler Erkrankung) einen Namen gemacht. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Montana. Pete Earley ist langjähriger Journalist und Bestsellerautor, 2007 gehörte er mit zu den Pulitzer-Preis-Finalisten für sein Buch 'Crazy', in dem er die seelische Krankheit seines Sohnes Mike beschreibt.

Erster Teil: Keine gewöhnliche Kindheit

»Ich musste bereits in frühester Kindheit erfahren, dass geliebt werden ein Synonym für verlassen werden ist: dass es schmerzt, geliebt zu werden und zu lieben.«Aus meinem Tagebuch

1. KAPITEL

Meine Geschichte beginnt mit einem Irish Setter namens Paddy.

Ich fange mit einer Hundegeschichte an, weil Hunde seit jeher eine wichtige Rolle in meinem Leben und im Leben des gesamten Close-Clans spielen. Ich habe vier Hunde. Meine Mutter, Bettine Moore Close, hat drei, meine älteste Schwester Tina hat ebenfalls drei, und mein Bruder Alexander, den alle Sandy nennen, hat zwei Hunde. Glenn spielte in den beiden Filmen101 und102 Dalmatiner die niederträchtige Gesellschaftslöwin Cruella De Vil, die Jagd auf Dalmatinerwelpen machen lässt, um in den Besitz ihres gefleckten Fells für einen Pelzmantel zu gelangen, aber ihre zwei Terrier-Mischlinge liebt. Mein Vater William Taliaferro Close, auch Bill, »Doc« oder »T-Pop« genannt, war sein Leben lang ein Hundenarr. Als er im Januar 2009 starb, hinterließ er zwei Hunde, was die Anzahl der Vierbeiner im Haushalt meiner Mutter auf fünf erhöhte. Wenn ich richtig gerechnet habe, gibt es also sechzehn Hunde in unserer gesamten Familie, die Hunde unserer sechs Kinder nicht mitgezählt.

Ich weiß, warum ich Hunde liebe. Sie erwidern meine Liebe. Sie geben mir ein Gefühl der Sicherheit. Ich mag die verrückten Dinge, die ihnen einfallen, und finde es wunderbar, dass sie mir bedingungslos zugetan sind, ungeachtet der Stimmung, in der ich mich befinde. Liebe und Geborgenheit habe ich als Kind und Heranwachsende oft schmerzlich vermisst.

Paddy, der Irish Setter, hatte meine Eltern zusammengebracht. Ihre Familien waren Nachbarn, doch die Kinder lernten sich erst im Teenageralter kennen. Die Eltern meiner Mutter, Charles Arthur und Elizabeth Hyde Moore, besaßen eine Farm in Greenwich, Connecticut. Die Eltern meines Vaters, Edward Bennett und Elizabeth Taliaferro Close, wohnten etwa zwei Meilen entfernt. Meine Eltern begegneten sich zum ersten Mal, als sie sechzehn waren, weil die Familie Close nach dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich übersiedelte, wo Edward das American Hospital in Paris leitete, das 1906 eröffnet wurde, als Paris ein Magnet für amerikanische Intellektuelle, Schriftsteller, Dichter und Künstler jeder Couleur war.Meine Großmutter Close kehrte 1938 mit meinem Vater und seinem Zwillingsbruder in die USA zurück, da mein Großvater und sie fürchteten, Hitler könne Frankreich besetzen und besiegen. Die vierzehnjährigen Zwillinge besuchten nach der Rückkehr das Internat der St. Paul’s School in Concord, Massachusetts. Johnny, der Bruder meiner Mutter, war ebenfalls in St. Paul’s, aber in einer höheren Klasse als die Close-Zwillinge. Ihre Wege kreuzten sich, als meine Mutter Johnny besuchte; mein Vater entdeckte sie in der Kapelle. Er blickte zur Besucherempore hinauf, sah Mom und wusste tief in seinem Innern, dass sie das schönste Mädchen war, das er je zu Gesicht bekommen hatte! Aber er wagte nicht, sie anzusprechen, und sie erfuhr erst viel später von seiner Reaktion.

Um 1940 verließ auch Großvater Eddie Close Paris, und meine Großmutter Moore beschloss, anlässlich der offiziellen Rückkehr der gesamten Familie Close nach Greenwich eine Willkommensparty auszurichten. Sie zitierte meine Mutter Bettine und Johnny in den Salon und übertrug ihnen die Aufgabe, die Close-Zwillinge einzuladen.

»Es wäre nett, wenn ihr sie in euren Freundeskreis aufnehmen würdet, da sie hier in Greenwich niemanden kennen«, erklärte sie.

Der Gedanke, eine Party für zwei Jungen im Teenageralter zu geben, die niemand kannte, war für meine Mutter oder meinen Onkel alles andere als berauschend, aber Großmutter Moore ließ ihnen keine andere Wahl. Unter ihren wachsamen Augen wurde ein Abendessen arrangiert, damit sich William Taliafe