: Gabriele Katz
: Margarete Steiff Die Biografie
: Der Kleine Buch Verlag
: 9783765021107
: 1
: CHF 4.50
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die weltbekannten Steiffbären aus Giengen an der Brenz sind eine Freude für Groß und Klein. Doch dass Margarete Steiff diejenige war, die den geistigen Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen 'Steiff' legte, ist nicht jedem geläufig. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie sich mit einer Kinderlähmung zurechtfinden musste. Sie setzte sich in einer von Männern dominierten Welt der Unternehmer durch und verlieh ihrer Liebe zu Kindern mit unzähligen Filztieren Ausdruck. Sie erschuf in der Zeit von Max und Moritz und Struwwelpeter völlig neue und unkonventionelle Anreger zu kreativem Spiel, zu Ausgelassenheit, Freude und Spaß. Als ihr Neffe schließlich den berühmten Teddy kreierte, war der Durchbruch zum Welterfolg geschafft. Der Puppenbär wurde Kult und ist es bis heute geblieben. Gabriele Katz vermittelt anhand dieser außergewöhnlichen Biografie, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu Lebzeiten Margarete Steiffs vonstatten gingen und mit welchen Problemen eine selbstständige Frau im Kaiserreich zu kämpfen hatte.

Gabriele Katz ist in Göppingen aufgewachsen und schloss ihr Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik mit einer Promotion ab. Sie hat bereits einige Bücher zu starken Frauen veröffentlicht. Darunter befinden sich Biografien von besonderen Persönlichkeiten, wie Käthe Kruse und Franziska von Hohenheim, Herzogin von Württemberg, und der Band 'Stuttgarter Damenklasse', in dem Leben und Werk von herausragenden, in Stuttgart ausgebildeten Künstlerinnen beschrieben wird. Frau Dr. Gabriele Katz lebt mit ihrem Mann südlich von Berlin und in der Nähe von Stuttgart.

1. Kapitel
Ein behindertes Kind


In der Welt, in die Apollonia Margarete Steiff am 24. Juli 1847 hineingeboren wurde, war der Platz eines Mädchens und einer Frau ganz genau festgelegt. Ein Mädchen hatte sanft zu sein und sich leicht erziehen zu lassen. Bescheiden, fleißig und folgsam, hatte es nur dann zu reden, wenn es gefragt wurde. Später sollte es tugendhaft sein, hübsch, aber nicht allzu schön, gesund und kräftig, keinesfalls eitel und anspruchsvoll. Eine junge Frau musste sich willig verheiraten lassen, gesunde Kinder bekommen und eine treue Ehefrau sein, die mit dem Geld ihres Mannes sparsam umging, seinen Besitz mehrte, sich ihm unterordnete und seine Tage ruhig und friedlich gestaltete: Sie hatte ein Leben lang für andere da zu sein.

»Das Stufenalter der Frau«, ein Bilderbogen aus dem Jahr 1900, setzte die ideale weibliche Biografie in einer auf- und absteigenden Kurve ins Bild. Er war als Belehrung über zukünftige Rollen gedacht und wurde gern zur Konfirmation oder zur Verlobung verschenkt: Die Betrachterin sieht links das kleine Mädchen, das fröhlich Federball spielt, die von einem Mann umworbene junge Frau, die glückliche Mutter. Den Höhepunkt weiblichen Lebens markiert im Alter von 50 Jahren der erste Enkel – wogegen sich der gleichaltrige Mann im entsprechenden Bilderbogen auf dem Gipfel seines Berufslebens und damit auch seines persönlichen Erfolges befindet. Für die ältere und alte Frau folgen der Verlust des Ehemannes und der einsame Lehnsessel als abfallende Stufen der Lebenslinie. Von frühester Kindheit bis zum Tod bleibt das Leben der Frau auf die Familie beschränkt und durch Männer bestimmt. Ihre Aufgabe ist es, den Fortbestand der Familie zu sichern. Dafür gebühren ihr die Anerkennung und der Dank der Kinder und Enkel. Der Mann dagegen hat sich im Kampf mit der Welt zu bewähren.

Die Rolle der Frau war zur Zeit von Margarete Steiffs Geburt genau festgelegt: Sie sollte Ehefrau und Mutter werden und ihr Lebensglück in der Familie finden.

Dieses auf Mann und Familie zentrierte Frauenbild hatte bei der Entstehung des Bilderbogens bereits eine lange Tradition, wurde doch stets die Erscha