: Myra Myrenburg
: Zwei, die sich nicht mögen Mami 1763 - Familienroman
: Blattwerk Handel GmbH
: 9783863777333
: Mami
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. »Mein Enkel ist ein Genie«, sagte Livia Langenfeld und drapierte ein pflaumengroßes Seidentuch um ihre frisch geliftete Kinnpartie, »er soll nicht nur herumklimpern, sondern den besten Unterricht erhalten, der für Geld zu haben ist.« Axel Bloomendal, Direktor der Musikhochschule, Leiter des exquisiten ?Kleinen Orchesters? und Gründer des Kulturvereins der Stadt Westertal zwischen Ruhr und Rhein, neigte höflich den Kopf und strich sich mit der schmalen Hand über die graue Schläfe. »Ich sehe, wir verstehen uns«, fuhr Livia liebenswürdig fort, »niemand außer Ihnen, lieber Maestro, kommt als Lehrer meines Enkels in Frage.« Axel Bloomendal ließ die Hand sinken und starrte angestrengt durch den halb geöffneten Fensterflügel auf die zart sich begrünenden Rosenbeete, denen die Villa ihren Namen verdankte. War es zu fassen? Wollte ihn diese exzentrische alte Schachtel wahrhaftig als Klavierlehrer eines mäßig begabten, unerzogenen Jungen verpflichten? Ein Blick in ihr eisern entschlossenes Gesicht genügte. Sie wollte. Was Livia Langenfeld wollte, das hatte sie ein Leben lang durchgesetzt. Ihrem ehernen Willen, ihrem enormen Vermögen und ihrem unbegrenzten Einfluß widerstand niemand. Unter ihrer Schirmherrschaft standen alle kulturellen Einrichtungen im Umkreis von hundert Kilometern, ohne ihre Unterstützung hätte es kein Theater mehr gegeben und kein Orchester. »Nun«, sagte Axel Bloomendal und zwang sich zu einem interessierten Lächeln, »wie alt ist der Kleine inzwischen?« »Sieben«, erwiderte Livia, »und wie Sie wissen, ist er mein einziger Enkel. Schon mit fünf Jahren konnte er das Forellenquintett auswendig spielen. Ein kleiner Mozart, sage ich Ihnen! Leider wurde seine musikalische Ausbildung vernachlässigt, weil er in die Schule kam.


»Mein Enkel ist ein Genie«, sagte Livia Langenfeld und drapierte ein pflaumengroßes Seidentuch um ihre frisch geliftete Kinnpartie, »er soll nicht nur herumklimpern, sondern den besten Unterricht erhalten, der für Geld zu haben ist.«

Axel Bloomendal, Direktor der Musikhochschule, Leiter des exquisiten ›Kleinen Orchesters‹ und Gründer des Kulturvereins der Stadt Westertal zwischen Ruhr und Rhein, neigte höflich den Kopf und strich sich mit der schmalen Hand über die graue Schläfe.

»Ich sehe, wir verstehen uns«, fuhr Livia liebenswürdig fort, »niemand außer Ihnen, lieber Maestro, kommt als Lehrer meines Enkels in Frage.«

Axel Bloomendal ließ die Hand sinken und starrte angestrengt durch den halb geöffneten Fensterflügel auf die zart sich begrünenden Rosenbeete, denen die Villa ihren Namen verdankte.

War es zu fassen?

Wollte ihn diese exzentrische alte Schachtel wahrhaftig als Klavierlehrer eines mäßig begabten, unerzogenen Jungen verpflichten?

Ein Blick in ihr eisern entschlossenes Gesicht genügte.

Sie wollte.

Was Livia Langenfeld wollte, das hatte sie ein Leben lang durchgesetzt.

Ihrem ehernen Willen, ihrem enormen Vermögen und ihrem unbegrenzten Einfluß widerstand niemand. Unter ihrer Schirmherrschaft standen alle kulturellen Einrichtungen im Umkreis von hundert Kilometern, ohne ihre Unterstützung hätte es kein Theater mehr gegeben und kein Orchester.

»Nun«, sagte Axel Bloomendal und zwang sich zu einem interessierten Lächeln, »wie alt ist der Kleine inzwischen?«

»Sieben«, erwiderte Livia, »und wie Sie wissen, ist er mein einziger Enkel. Schon mit fünf Jahren konnte er das Forellenquintett auswendig spielen. Ein kleiner Mozart, sage ich Ihnen! Leider wurde seine musikalische Ausbildung vernachlässigt, weil er in die Schule kam. Er braucht eine feste Hand, die ihn leitet, Maestro, und natürlich muß er motiviert werden.«

»Sicher, gnädige Frau. Darf ich fragen, wie Sie sich das vorstellen?«

»Er braucht Ziele wie jeder junge Mensch. Klare, hehre Ziele! Halten Sie ihm vor Augen, was aus ihm werden kann!«

Axel Bloomendal griff in die Innentasche seines Jacketts, nahm ein ledernes Büchlein und einen silbernen Stift heraus und seufzte leicht.

»Nun, dann wollen wir zum schwierigsten Punkt kommen, nämlich der Terminfrage. Ich bin ziemlich eingeengt…«

»Yannik hat nur dienstags und donnerstags nachmittags Zeit«, stellte sie ohne Umschweife fest, »am besten nehmen wir beide Tage, damit er wieder in den Takt kommt. Wo werden Sie ihn unterrichten? Hoffentlich nicht in einem dieser Gemeinschaftsräume der Hochschule!«

»Ich muß es mir überlegen, gnädige Frau.«

»Ach was, Verehrtester. Sie lassen ihn zu sich nach Hause kommen und geben ihm jeweils eine Klavierstunde. So haben wir das früher auch gehandhabt. Wir wollen doch keine künstlichen Probleme schaffen! Der Junge wird gebracht und abgeholt und dazu angehalten, täglich zu üben. Alles andere ist Ihre Sache, und ich bin davon überzeugt, Sie werden sie gut machen! Brillant! Heute ist Freitag. Am kommenden Dienstag fangen wir an. Zwei Uhr dreißig. Notieren Sie’s in Ihrem Terminkalender. Und geben Sie mir Ihre Kontonummer.« Livia erhob sich, zum Zeichen, daß sie das Gespräch als beendet betrachtete. »Das Honorar wird monatlich überwiesen.«

Axel Bloomendal blieb nichts anderes übrig, als sich resigniert zu verneigen, die dargebotene welke Hand mit den vielen Ringen an die Lippen zu führen und sich zu verabschieden. –


Livia wartete, bis er durch die Halle hinausgegangen war. Dann fegte sie in ihrem knöchellangen Phantasiegewand aus gestreifter Seide hinüber in den kleinen Salon, wo ihre Freundin Ortrud Mahler bereits frische Croissants auf den zierlich gedeckten Teetisch stellte.

»Du schuldest mir eine Flasche Sekt!« rief Livia und schwenkte das pflaumenblaue Seidentuch.

»Heißt das, er hat angenommen?«

»Widerspruchslo