»Wenn man im Paradies lebt, will man ja nicht so schnell weg«
Ein Gespräch mit Albert Hofmann
Was uns alle am meisten interessiert: wie man 100 Jahre alt wird. Welche Methoden – oder Tricks – hast du angewendet, um ein solches Alter zu erreichen und so rege und geistig wach zu bleiben?
Das hat sich so ergeben. Das kann man nicht planen. Ich hatte irgendwie immer wieder das Glück, Positives zu erleben. Wenn etwas Negatives kam – dann kam, sozusagen wie vom Himmel. . . wieder etwas Positives – so hat sich das immer wieder ausgeglichen. Ich glaube, dass ich die Gnade hatte, offene Sinne zu behalten – und unser Bewusstsein wird ja von den Sinnen genährt. Ich habe bis heute keine Brille und keine Hörgeräte ... und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich auf die Natur höre, auf das, was uns gegeben ist. Deshalb bin ich auch so skeptisch gegenüber dieser technischen Kultur – weil: wir verpassen ja das Paradies! Wir vermauern und verbrettern unsere Sinne mit dieser Technisierung. Und ich bin noch zu Hause in der Natur, nicht in der technischen Welt. Ich glaube, das ist einer der entscheidenden Fehler unserer heutigen Welt: wir kommen immer mehr ab von dem, was da ist, von diesem grossen Geschenk, wir nehmen es nicht einmal mehr wahr – und rackern uns ab mit technischen Problemen. Wenn ich in der Stadt hätte leben müssen, wäre ich mit Sicherheit schon lange gestorben, schon lange tot. Ich habe das Glück, dass ich hier auf der Rittimatte im Paradies lebe – und wenn man im Paradies lebt, will man ja nicht so schnell weg.
Auf den Bildern im Fotoalbum haben wir gesehen, dass du früher viel Sport getrieben hast...
Ich war immer ein sportlicher Typ, schon in Baden und später in Basel und an der Universität, Leichtatlethik, Laufen ... aber systematisch habe ich das nicht gemacht. Gut, ich habe die ganze Gegend hier abgewandert und manchmal gerannt, aber nie mit einem Plan, sondern aus Freude an der Bewegung in der Natur. Das ist leider jetzt wegen der Hüfte (AH musste sich vor drei Jahren ein künstliches Hüftgelenk einsetzen lassen) nicht mehr möglich.
Hat auch das LSD dabei eine Rolle gespielt, dass du so lange geistig wach und jung geblieben bist?
Ich müsste zwei Leben haben, um das zu beantworten: eines mit und eines ohne LSD – dann könnte man das wissenschaftlich beurteilen. So kann ich das ja nicht. In meinem LSD-Buch(LSD – Mein Sorgenkind) steht ja am Anfang dieses mystische Naturerlebnis als Kind, das ja absolut einem LSD-Erlebnis glich, dieses Einssein mit der Natur. Irgendwie, glaube ich, war mir das angeboren.
Du hast ja schon öfter gesagt, und auch in diesem Buch geschrieben, dass du das LSD nicht entdeckt hast, sondern es sei zu dir gekommen...
Absolut. Das ist tatsächlich so gewesen ...
Zum ersten Mal hergestellt 1938 und dann in der Schublade verschwunden und 1943, bei einer Frühstückspause mit Milch und Honigbrot im Labor, kam dir die Idee, dass an dieser Verbindung möglichwerweise etwas dran sein könnte, und bei der erneuten Herstellung geschah dann die Entdec