: Jean Baptiste Molière
: Der Tartuffe oder Der Betrüger Die revolutionäre Kritik religiösen Heuchlertums und Diktatur
: e-artnow
: 9788026833093
: 1
: CHF 1.80
:
: Dramatik
: German
: 179
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Der Tartuffe oder Der Betrüger' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Der Tartuffe oder Der Betrüger ist eine fünfaktige Komödie in Versen des französischen Dichters Molière, die am 12. Mai 1664 in einer ersten Version uraufgeführt wurde. Zur Handlung: Frau Pernelle, Orgons Mutter, bewundert wie ihr Sohn den Betrüger Tartuffe, der sich als besonders frommer Mann ausgibt, und versucht Orgons Familie von ihren Ansichten zu überzeugen. Seit Tartuffe in Orgons Haus lebt, befolgt dieser alle Ratschläge des Betrügers und beschließt sogar, seine Tochter Mariane mit Tartuffe zu verheiraten, obwohl sie mit Valère verlobt ist. Mariane ist unglücklich über die Entscheidung ihres Vaters, wehrt sich aber nicht direkt. Sie überlässt die Initiative der Dienerin Dorine, die mit Hilfe von Mariannes Bruder Damis und ihrer Stiefmutter Elmire die Heiratspläne mit Tartuffe vereiteln will. Tartuffe trifft zunächst auf Dorine und wird von ihr rüde zurechtgewiesen. Als Elmire erscheint, macht ihr Tartuffe Avancen. Er wird dabei von Damis beobachtet, der gegen Elmires Willen seinem Vater, der gerade nach Hause kommt, diese Szene berichtet. Orgon glaubt seinem Sohn nicht, da Tartuffe geschickt Reue heuchelt. Stattdessen enterbt Orgon Damis und beschließt, Tartuffe seinen gesamten Besitz zu überschreiben. Nach einem erfolglosen Versuch von Orgons Schwager Cléante, Tartuffe zur Rede zu stellen, will Elmire ihrem Mann beweisen, dass Damis recht hat und Tartuffe tatsächlich in sie verliebt ist... Molière (eigentlich Jean-Baptiste Poquelin; 1622-1673) war ein französischer Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker.

Zweiter Akt


Erster Auftritt


Orgon. Marianne

Orgon.Marianne!

Marianne.Hier, mein Vater!

Orgon.Komm noch näher;
Ich möchte mit dir reden, ungestört.

Marianne(zu Orgon, der ins Nebenzimmer sieht). Was gibt’s?

Orgon.Ich will nur sehn, ob niemand hört.
Dies Stübchen dort ist wie gemacht für Späher. –
Wohlan! – zum Lobe hat mich stets bewogen
Dein gutes Herz, dein sanfter Sinn;
Ich habe dich auch immer vorgezogen.

Marianne.Sie wissen, daß ich dafür dankbar bin.

Orgon.Sehr gut gesagt, und weil es so bestellt,
Mußt du mir doppelt zum Gefallen leben.

Marianne.Ich will mir alle Mühe geben.

Orgon.Sehr schön. Nun sag, wie dir Tartüff gefällt?

Marianne.Mir?

Orgon.Überlege deine Antwort erst!

Marianne.Mein Gott, ich sage, was Sie wollen.

Zweiter Auftritt


Orgon. Marianne. Dorine(tritt leise ein, lauscht erst von ferne und stellt sich dann hinter Orgon, ohne gesehen zu werden)

Orgon.Sehr brav … Dann sag, daß du den würdevollen
Und edlen Mann sehr hoch verehrst,
Daß du ihn gerne siehst und glücklich wärst,
Wenn ich ihn dir bestimmte zum Gemahl.

Nun?

Marianne(überrascht zurückweichend). O!

Orgon.Was?

Marianne.Hab’ ich recht verstanden?

Orgon.Wie?

Marianne.Erst wiederholen Sie mir noch einmal:
Wen soll ich gerne sehn und mit Vergnügen
Betrachten als den Gatten Ihrer Wahl?

Orgon.Tartüff.

Marianne.Nein, nein, das sag’ ich nie,
Und wenn ich’s sagte, würd’ ich lügen.

Orgon.Doch Wahrheit wird es bald, verlaß dich drauf!