: Skye Melki-Wegner
: Magnetic Valley - Der Clan der Schmuggler
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423426558
: 1
: CHF 11.70
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Flucht ins Tal der Freiheit Danika und ihre Gefährten sind weiterhin auf der Suche nach dem sicheren Magnetic Valley, verfolgt von Sharr Morrigan, der unerbittlichen königlichen Jägerin. Um das Tal zu erreichen, müssen sie das Grenzland überqueren - Schmugglergebiet: gesetzlos, wild und durchtränkt mit uralter Magie. Als einer der Gefährten sich schwer verletzt, bleibt Danika keine andere Wahl: Sie bittet die Schmuggler um Hilfe und lässt sich auf einen vielleicht tödlichen Handel ein.

Skye Melki-Wegner hat Kunst und Jura in Melbourne studiert und nebenbei als Englischlehrerin und Popcorn-Verkäuferin in einem Kino gearbeitet. Wenn sie nicht schreibt, trinkt sie am liebsten Unmengen Kaffee und verschlingt ein Fantasybuch nach dem anderen. Von ihrer Trilogie um Danika und ihre Gefährten sind bisher zwei Bände auf Deutsch erschienen (>Magnetic Valley 1 - Die Flucht der Fünf< und>Magnetic Valley 2 - Der Clan der Schmuggler<).  

Das Messer


In der sechsten Nacht finden uns die Jäger.

Ich habe mich freiwillig zur Wache gemeldet und sitze darum in der Kälte am Rand unseres Lagers. Meine Gefährten schlummern gemütlich in den warmen Schlafsäcken im hinteren Teil einer Höhle. »Höhle« ist vielleicht etwas übertrieben. Es ist mehr eine Nische in einer Felswand, hoch oben in einer engen Schlucht, die »das Messer« genannt wird.

Wir sind an einem schartigen Felssims knapp unter dem oberen Rand des Messers entlanggekrochen. Der Grund der Schlucht liegt weit unter uns, in schwindelerregender, dunkler Tiefe. Das Messer ist unser Weg in das sagenumwobene Magnetic Valley – und letztlich unsere einzige Hoffnung, aus Taladia zu entkommen.

In Taladia wirft der König Alchemie-Bomben auf unsere Städte, unterdrückt Auflehnung mit Magie und Feuer. In Taladia werden Jugendliche zur Armee eingezogen und sterben in Kriegen, durch die der König sein Reich vergrößert. Und in Taladia habe ich auf der Straße gehungert, mich vor den Wächtern versteckt und zusehen müssen, wie meine Familie verbrannt ist.

Das Messer ist mehr als nur eine Schlucht. Es ist unser Weg in die Freiheit.

Aber die Jäger des Königs sind uns auf den Fersen. Wir haben ihre Luftwaffenbasis in die Luft gesprengt und dafür haben sie uns ganz oben auf ihre Todesliste gesetzt.

Ich schlinge die Arme um meine Knie, stoße eine Atemwolke aus und starre in die Dunkelheit. Der Wind kommt heute Nacht nicht zur Ruhe und es riecht nach Regen. Wenn man auf der Straße aufwächst, lernt man, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, sich einen Unterschlupf zu suchen. Es ist nicht derselbe Geruch, den ich aus Rourton kenne – der vertraute Gestank von Müll in feuchter Luft –, aber ich spüre trotzdem die Gefahr.

Ein Unwetter zieht auf.

Wenn wir Glück haben, hält es die Jäger auf, die uns verfolgen – oder sie überlegen es sich zweimal, bevor sie uns nachklettern. Aber wenn eine Jägerin wie Sharr Morrigan in der Nähe ist, sind wir in ernster Gefahr. Das Messer ist selbst bei schönem Wetter tückisch. Ein paarmal wäre ich beinahe in die Tiefe gestürzt. Und falls wir heute Nacht noch um unser Leben rennen müssen, im Dunkeln, im Regen …

Ich schlucke und schiebe den Gedanken beiseite. Kein Grund zur Panik. Vielleicht sind die Jäger ja noch gar nicht in der Schlucht, vielleicht haben wir sie abgehängt. Vielleicht können wir in unserer Höhle, geschützt von den Felsen und unseren Schlafsäcken, abwarten, bis das Unwetter vorüber ist. Und natürlich habe ich eine Illusion erzeugt, die unser Lager in ein Trugbild aus unberührtem Felsgestein hüllt.

Das dürfte genügen. Es muss.

Ich spähe zu meinen Gefährten. Von meinem Platz aus kann ich Lukas sehen, der zusammengekauert am Eingang der Höhle liegt. Eigentlich sollte er weiter hinten schlafen, bei den warmen Körpern der anderen. Aber sein Kopf ragt ins Freie heraus, sein Gesicht ein schmales Oval im Mondlicht.

In den ersten Nächten hier in der Schlucht dachte ich, Lukas würde deshalb etwas abseits s