1. Kapitel
… in welchem wir Kat und ihre Familie kennenlernen, ein Geburtstag gefeiert wird und ein gewisser Otto die Bildfläche betritt.
„Kaaa-thiiii!“
Kat hörte auf, ihre frisch gewaschenen Haare trocken zu rubbeln, und zog eine Grimasse. Eigentlich konnte sie diese Abkürzung nicht leiden, aber da ihre Mutter sie fast nur noch benutzte, wenn sie nach ihr rief – „Einsilbige Namen kann man furchtbar schlecht durchs Haus brüllen, das musst du doch zugeben!“ –, nahm sie es inzwischen ohne Protest hin.
„Kommst du noch runter, bevor dein Vater wegmuss?“, schrie Mom von unten gegen die aufgedrehte Stereoanlage in Kats Zimmer an.
Richtig, Papa fuhr heute auf einen Lehrgang. Nix mit gemütlichem Samstagmorgen also.
„Komme gleich!“, rief Kat, warf das Handtuch ungefähr in Richtung Wäschekorb und betrachtete zufrieden ihre in alle Richtungen abstehenden Haare. Sie leuchteten tiefrot, schließlich hatte sie gestern erst nachgefärbt. Rasch kämmte Kat sie glatt und band sie zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammen.
Zurück in ihrem Zimmer, zerrte sie eine zerrissene Jeans und ihre Lieblings-Rüschenbluse aus dem Schrank und wühlte noch die regenbogenfarbigen Armstulpen aus der Kommode hervor. Eilig zog sie sich an, schaltete die Musik ab und wollte schon hinuntergehen, da fiel ihr Blick auf das in eine Werbebeilage eingewickelte Päckchen auf dem Schreibtisch – anderes Papier hatte sie gerade nicht zur Hand gehabt. Der Geburtstag, natürlich! Jetzt hätte sie doch tatsächlich beinahe den Geburtstag ihrer Mutter vergessen! Sie griff das Päckchen und rannte die Treppe hinunter ins Esszimmer.
Ihre Eltern saßen bereits am schön gedeckten Frühstückstisch. Für Tischdekoration war Papa immer zu haben, und an Geburtstagen natürlich besonders. An seinem eigenen musste er sich übrigens auch selbst darum kümmern. Mom war für Kuchen, Kerzen und solche Dinge viel zu wuselig.
„Herzlichen Glückwunsch, Mom, und Gottes Segen!“, rief Kat, fiel ihrer Mutter von hinten um den Hals und drückte ihr einen Kuss auf den mittelblonden Scheitel.
„Danke, mein Schatz!“
Auf der anderen Seite des Tisches verdrehte Kats Vater die Augen und seufzte. „Ich wünschte ja, du würdest dir dieses alberne ‚Mom‘ wieder abgewöhnen, Katharina!“
„Ach, lass sie doch. Solange sie mich nicht einfach