: Kevin Barry
: Dunkle Stadt Bohane Roman
: Tropen
: 9783608107647
: 1
: CHF 11.70
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bohane ist ein heimtückischer, mörderischer, intriganter Ort - und verdammt sexy. Eine Stadt voll brutaler Killer und Ganoven. Das Buch erzählt von einem Bandenführer, dessen Herrschaft zu Ende geht, und ist anders als alles, was Sie zuvor gelesen haben. Ein Buch für alle, die eine grellbunte, vergnügte Zeit verbringen wollen. Die einst bedeutende Stadt Bohane an der irischen Westküste liegt darnieder. Es herrschen Gewalt und Chaos, die Clans sind gespalten. Auch wenn noch ein wenig vom alten Glanz geblieben ist, findet das eigentliche Leben in den Slums und verwahrlosten Wohnblocks von Smoketown statt. Scheinbar seit Ewigkeiten steht alles unter der Kontrolle von Logan Hartnett, dem adretten Paten der Hartnett-Fancy-Gang. Aber es liegt Ärger in der Luft. Gerüchte gehen um, dass Logans Erzfeind Gant Broderick nach fünfundzwanzig Jahren zurück in der Stadt ist, und seine Schergen entwickeln auf einmal ihren ganz eigenen Ehrgeiz. Logans bessere Hälfte drängt ihn, alles aufzugeben und sich zurückzuziehen. Doch da kennt die Missus ihren Langen Lulatsch schlecht.

Kevin Barry, geboren 1969 in Limerick, wurde 2013 für seinen ersten Roman »Dunkle Stadt Bohane« mit dem hochdotierten International IMPAC Dublin Literary Award ausgezeichnet. Er lebt in Dublin.

Was auch mit uns nicht stimmt, es kommt vom Fluss. Keine Widerrede: Der Ruch des Bösen in der Luft unserer Stadt ist der Geruch von diesem Fluss. Gemeint ist der Bohane. Ein Schwarzwasserstrom, heimtückisch, tost heran aus der Großen Nichtsöde, und die Stadt ward durch ihn gezeugt und ward nach ihm benannt – die Stadt Bohane.

Hartnett passierte die Docks und atmete vom Fluss die böse Süße. Nach Mitternacht auf Bohanes Uferpromenade. Seine Schritte schlugen einen gleichmäßigen Takt, einen langsamen, steten Rhythmus, Leder auf Stein; die Docklaternen brannten nächtens in grünem Glanz, Lichter eines traurigen Traums. Das Tosen des Wassers war für Hartnett wie das Brausen des eigenen Blutes, und auf dem Weg vorbei an den Händlerhöfen schnürte sich das Gebell der Wachhunde die Promenade entlang. Sehe sich einer diese Köter an: gesträubtes Fell, die gelben Augen wutentbrannt. An ihrem Geheul merkten wir, wenn er kam.

Polypen beobachteten ihn nur von weitem – in Smoketown drüben tränkten zwei Klepperbullen ihre Schecken an einer Kreuzung. Kamen schnurstracks von einer Stecherei.

»Linste den da?«, fragte der eine. »Den scheiß Albino.«

»Kannste die Uhr nach stellen«, sagte der andere.

Albino nannten ihn die einen, andere nur Bino, den Langen Lulatsch oder schlicht Mr Aitsch, ihn, den Boss der Hartnett Fancy.

Er kehrte den Docks den Rücken, wandte sich der Back Trace zu, der berüchtigten Bohane Trace, einem echt üblen Labyrinth, einem undurchdringlichen Gassengewirr. Er hatte diesen gewissen Back-Trace-Flair: ein flotter Pfau in feschem Crombie und blassgrauer Mafiosokluft aus Mohair, der Mantel lässig über die Schulter geworfen. Eine Gusche mit Beißern wie geschändete Grabsteine, aber was soll’s, wir tragen alle unser Kreuz. Ein Paar handgemachte portugiesische Stiefel schlappte übers Pflaster und tönte mit Nachdruck von Zaster.

Hart erkämpfter Reichtum – hach, was man sich in Bohane doch für Geschichten über Logan Hartnett erzählte.

Wie Stoßseufzer öffneten sich in der Trace unversehens kleine, klamme Plätze, die Logan querte. Tief in ihrem Innern lungerten zu dieser frühen Morgenstunde seltsame Vögel. Sie senkten den Blick, wenn er vorüberging, stierten auf ihre Zehen oder die braun vertütete Vinobuddel – wenn irgend möglich mied man, den Langen anzusehen. Schon seltsam, wir hatten Schiss vor ihm, bildeten uns aber auch was auf ihn ein. Er machte eine gute Figur, wie man bei uns in Bohane sagt; elegant und kerzengerade, sah weder links noch rechts, nur geradeaus, die Schultern stocksteif wie ein General. So flanierte er ins arabische Gewirr von Gasse und Gosse, und durch die Seitenstraßen der Trace hörte man es Schlappen und Knarren, Schlappen und Knarren, portugiesisches Leder auf zwielichtigem Stein.

Tja, Logan war in seinem Element, wie er sich da seinen Weg durch den städtischen Irrgarten suchte. Er fürchtete keine Schatten, kannte die Gegend aus dem Effeff, kannte den kleinsten Winkel und das letzte Loch.

Auf dem 98er Platz unterm Maibaum wartete Jenni Ching.

Er näherte sich der jungen Frau, und sein Schritt genügte: Sie musste nicht aufblicken, brauchte nichts zu checken. Trotzdem lächelte er, ein bitteres, leidgeprüftes Lächeln – als wollte er sagen: Schon wieder, Jenni? –, setzte sich neben sie auf die Bank und legte seine H