: Gerlinde Ortner
: Märchen, die den Kindern helfen Geschichten gegen Angst und Aggression, und was man beim Vorlesen wissen sollte
: Verlag Orac im Kremayr& Scheriau Verlag
: 9783701505760
: 1
: CHF 8.70
:
: Familie
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Märchen und Geschichten zur Therapie kindlicher Verhaltensstörungen heranzuziehen, entspricht den Neigungen und Bedürfnissen des Kindes. Denn Kinder lieben Märchen, und sie können aus ihnen lernen. Wie die Helden der Geschichten lernt das Kind, Schwierigkeiten zu überwinden, Ängste abzubauen, Probleme zu lösen. Da ist zum Beispiel Martin, der auf seiner Traumreise zu den Zwerghunden seine Angst vor Hunden ablegt. Oder Vera, die im Durcheinanderland der Schlamper Ordnung halten lernt. Das Katzenkind Liesi entdeckt, wie schädlich das Nägelbeißen für gesunde Katzen ist, der Prinzessin Hosenass verhilft eine Wunderblume zu einem trockenen Bett. Völlig ohne Zwang wird das Kind durch die Märchen zu einer Änderung seines Verhaltens motiviert. Dabei ist jedem der über zwanzig behandelten Probleme eine Geschichte gewidmet. Um die Anregungen in die Praxis umsetzen zu können, benötigt das Kind die Hilfe und Anleitung von Erwachsenen. Was Eltern dazu wissen müssen, erfahren sie in der Einleitung und den Kommentaren im Anschluss an die Geschichten.

Gerlinde Ortner ist Kinder- und Jugendpsychologin, erst in Beratungsstellen der Stadt Wien, nach zweijähriger Tätigkeit als Psychologin an einer Universitätsklinik leitete sie eine Schule in Spanien. Derzeit führt sie in Wien eine Privatpraxis. Zahlreiche Buchpublikationen.

Voraussetzungen für Verhaltensveränderung


Es gibt gewisse Erziehungsnormen, die während der gesamten Entwicklung des Kindes Gültigkeit haben. Die folgenden Tipps und Richtlinien sollen Ihnen helfen, Erziehungsfehler zu vermeiden und damit Verhaltens­problemen Ihres Kindes vorzubeugen.

Sie wissen zumeist, was Sie dem Kind erlauben, was Sie ihm untersagen müssen, Sie haben bestimmte Vorstellungen und Ziele, die Sie in der Erziehung Ihres Kindes verwirklichen wollen. Sie kennen Ihr Kind in all seinen Stärken und in all seinen Schwächen. Sie bemühen sich, dem Kind die günstigsten Voraussetzungen zu bieten, Sie meinen es bei all Ihren Interventionen sicher gut und wollen das Beste für Ihr Kind. Dennoch sind Konflikte, Verhaltens- und Kontaktprobleme nicht immer zu verhindern. Kinder werden oft gefühlsmäßig überfordert und in ihrem Empfinden allein gelassen – sei es nun aufgrund einer schwierigen familiären oder einer veränderten sozialen Situation, sei es aufgrund von ungewollt mangelndem Verständnis seitens der Eltern oder anderer Bezugspersonen.

Die Erziehung sollte nur in zweiter Linie aus Geboten, Verboten, Richtlinien und Leistungsforderungen bestehen. Das Hauptaugenmerk einer guten Erziehung muss auf die seelische Stabilität des Kindes, auf den Aufbau des Selbstwertgefühls, der sozialen Kompetenz gerichtet werden. Erst auf dieser Basis ist es dem Kind möglich, den Erziehungsrichtlinien Folge zu leisten.

Wie bewirken Sie beim Kind eine gute seelische Sta­bilität? Es gilt, den seelischen Grundbedürfnissen, diejeder Mensch (also auch SIE!) hat, zu entsprechen:ernst genommen, verstanden und geschätzt zu werden! Das bedeutet, dass Sie bei Ihrem Kind zuerst einmal zwischen „Verhalten“ und „Sein“ unterscheiden müssen. Viele ­Eltern begehen den Fehler, ihre liebevolle Zuwendung vom erwünschten Verhalten ihres Kindes abhängig zu machen. „Ich kann das Kind doch nicht loben, wenn es sich falsch verhält!“, ist oft das zynisch gebrachte Gegenargument. Kein vernünftiger Mensch erwartet von Ihnen, dass Sie das Kind für unangepasstes Verhalten belohnen. Aber Sie dürfen dem Kind auch keine bösen Absichten unterstellen. Kein normales Kind verhält sich negativ, ohne dass dieses Verhalten durch eine ­Ursache (seelische Konflikte, Gefühlslasten, Unsicherheit …) bedingt oder durch Modelllernen sowie Elternreaktionen verstärkt und somit aufrechterhalten worden ist.

Wenn sich das Kind also negativ verhält, soist es deshalb nicht negativ – eine Aussage, die jedem klar ist. Dennoch erziehen viele Eltern ihr Kind entgegen dieser simplen Tatsache, sie setzen „Verhalten“ mit „Sein“ gleich.

Durch diesen Fehlschluss scheint es auch vielen Eltern so schwer zu fallen, ihrem Kind Vertrauen zu schenken. Wem sonst im Leben sollten Sie vertrauen dürfen als Ihrem eigenen Kind?! Bevor Sie Zweifel anmelden, möch­te ich daran erinnern, dass ich nicht vom Verhalten spreche. Bei keinem Menschen, nicht einmal bei mir selbst, würde ich dem Verhalten Vorschuss-Vertrau­en schenken. Zu viele bewusste und unbewusste seelische Vorgänge, Gefühlsregungen, äußere Bedingungen, soziales Geschehen usw. beeinflussen das Verhalten.

So ist zum Beispiel die Aggression ein durchaus negatives Verhalten; ihr Seelenhintergrund, die emotionalen Vorgänge hingegen, sind für mich zum Teil sogar schätzenswert! Keine Sorge, ich breche damit nicht eine Lanze für die Aggression. Ich möchte nur aufzeigen, wie wichtig es ist, hinter die Kulisse eines Verhaltens zu schauen. Es gilt, sich zuerst mit den inneren Vorgängen auseinander zu setzen und dann erst das Verhalten zu beurteilen.

Was steckt also sehr häufig hinter der Aggression? Empfindsamkeit, Unsicherheit, das Unvermögen, mit Konfl