: Gudrun Krämer
: Geschichte Palästinas Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel
: Verlag C.H.Beck
: 9783406673740
: 6
: CHF 11.80
:
: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 446
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Die Geschichte des Heiligen Landes ist zwischen Juden und Muslimen ebenso umstritten wie der Besitz des Landes selbst. Gudrun Krämer schiebt in ihrer brillanten Darstellung den Schleier der religiösen Geschichtsbilder beiseite und erzählt ebenso fundiert wie allgemeinverständlich die Geschichte Palästinas vom Beginn der osmanischen Herrschaft im 16.Jahrhundert bis zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948. Dabei gelingt es ihr meisterhaft, immer wieder die Brisanz von scheinbar «harmlosen» Aussagen zur Entwicklung von Politik und Gesellschaft deutlich zu machen. Den Auftakt bilden ein Überblick über die wechselnden Grenzen und Namen Palästinas seit der Antike sowie ein Kapitel über die Heiligkeit des Heiligen Landes für Juden, Christen und Muslime. - Ein «Muß» für alle, die die Hintergründe des Nahost-Konflikts besser verstehen wollen.

Gudrun Krämer ist Professorin für Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Direktorin der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie war als Nahost-Referentin bei der «Stiftung Wissenschaft und Politik» in Ebenhausen bei München tätig (1982-1994) und lehrte u.a. in Hamburg, Bonn, Kairo, Bologna, Paris und Jakarta. Zuletzt erschienen von ihr bei C.H.Beck «Geschichte des Islam» (2005) und «Demokratie im Islam» (2011).

I.
Grenzen und Namen


Es gibt keine Unschuld der Begriffe, gerade der geographischen nicht. Über Jahrhunderte bildete Palästina, so wie es im 20. Jahrhundert unter britischem Mandat gebildet wurde, keine eigenständige geographisch-politische Einheit: Die Grenzen und Namen wechselten, und ebenso wechselte die Bevölkerung.[1] Als Teil des Fruchtbaren Halbmonds, der sich vom Mittelmeer bis zum Persisch-Arabischen Golf erstreckt und vom Taurus- und Zagros-Gebirge im Norden bis zur arabischen Wüste im Süden, war Palästina von früher Zeit an Durchgangsland und damit – freiwillig oder unfreiwillig – zugleich Ort der kulturellen Begegnung und des kulturellen Austauschs. Als untrennbarer Bestandteil des «großen» oder «historischen» Syrien weist es wenige natürliche Landmarken auf und hat vom Mittelmeer abgesehen keine «natürlichen Grenzen». Die Jordansenke als Teil des von Nordsyrien bis Zentralafrika reichenden großen Grabenbruchs und die Halbinsel Sinai boten den Bewohnern des Gebiets keinen «natürlichen» Schutz.[2] Seine Grenzen waren von Menschen gesetzt und also politische Grenzen, häufig genug nicht von der lokalen Bevölkerung bestimmt, sondern von stärkeren Nachbarn, variabel und selten präzise anzugeben. Immerhin läßt sich über längere Zeiträume eine territoriale Ordnung ausmachen, die in West-Ost-Richtung vom Mittelmeer bis z