: Rosi Wallner
: Alpengold 187 Die schöne Wirtin von nebenan
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732509553
: Alpengold
: 1
: CHF 1.80
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: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Bewohner des abgelegenen Dorfes Salzberghofen fragen sich seit Langem, woher Hermann Kronbichler das Geld hat, um einen teuren Wagen zu fahren und eine offensichtlich höchst anspruchsvolle Freundin auszuhalten. Sein Wirtshaus an der Grenze bringt doch fast nichts ein! Der Feriengast Michael Reinders scheint sich ebenfalls sehr für die Geschäfte von Hermann zu interessieren. Doch die bildhübsche Barbara Sonnleiten will ihn davon abhalten, Nachforschungen anzustellen. Warum wohl?

Es war eine holprige Sandstraße, die, eingeklemmt zwischen Wald und hohen Bergen, zur österreichischen Grenze führte. Noch vor dreißig Jahren gab es einen Übergang für den Publikumsverkehr. Mit einer kleinen Grenzstation, die aber aufgegeben wurde, weil sich kaum noch jemand in die Einsamkeit verirrte.

Stehen geblieben war nur das Wirtshaus »Zur Kapelle«, ein Bau aus der Zeit nach 1800, als das »Salzburger Land« dem Königreich Bayern einverleibt wurde.

Es war ein Holzbau, dickwandig, mit einem weit heruntergezogenen Dach, dessen Schindeln mit großen Steinen beschwert waren. Die ehemals grünen Holzläden der Fenster hingen schief in den Angeln, wie überhaupt das ganze Gebäude einen heruntergekommenen Eindruck machte.

Bewirtschaftet wurde es vom Kronbichler-Hermann, einem fünfunddreißigjährigen Junggesellen, dessen älterer Bruder im nahen Salzberghofen den größten Bauernhof bewirtschaftete.

Der Kronbichler-Hermann war schon ein ganz besonderes Mannsbild. Nicht, weil er »einschichtig«, also, unverheiratet war, sondern weil er ein bisserl geheimnisumwittert und außerhalb der Gepflogenheiten der Berchtesgadener Bevölkerung durchs Leben ging.

Er hauste mit einer Haushälterin zusammen, die Wolperer-Afra, die vom Alter her schwer einzuschätzen war.

Die beiden waren wie Feuer und Wasser. Die Afra zerknittert, ein bisserl schlampig, mürrisch Fremden gegenüber, aber in gewissen Situationen von einer körperlichen und geistigen Beweglichkeit, die man ihr nicht zugetraut hätte. Ihren schwarzen, manchmal stechend wirkenden Augen entging nichts, was sich im Haus und der näheren Umgebung bewegte, und Hermann, der ihr Abgott war, umhegte sie mit einer rührenden Liebe und Sorgfalt, als wäre er ihr eigenes Kind.

Hermann saß auf der Bank neben der Haustür, hatte seine überlangen Beine, die in einer hirschledernen Bundhose steckten, weit von sich gestreckt und rauchte, dabei genüsslich vor sich hin schmunzelnd, eine Pfeife.

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