Montag, 06. Dezember
08:13 Uhr
Es ist Nikolaus. Unsere Detektei hat heute geschlossen und Louisa, unser Bürosonnenscheinchen, befindet sich mit ihrem Kriminalhauptkommissar in einem verlängerten Wochenende. Die Stimmung am Frühstückstisch ist angespannt. Patrick hofft natürlich, dass wir seinen Auftrag annehmen. Ich würde am liebsten sofort mit den Ermittlungen anfangen. Bo dagegen hängt mit dem Gesicht beinahe in seinem Müsli, um nicht auf die Vampyre oder die Skeletthand angesprochen zu werden. Deshalb herrscht eine ungewöhnliche Stille am Tisch. Nach einer Weile reicht es mir.
„Hast du ein Foto von deinem Neffen?“
Patrick unterbricht sein Kauen und nickt. Aus seiner Hosentasche zieht er ein Bild hervor. Aha, er hat sich also auf ein weiteres Gespräch eingestellt. Natürlich hat er auf eine Fortsetzung unserer gestrigen Unterhaltung gehofft. Wachsame grüne Iriden sind auf mich gerichtet. Ein Löffel, von dem Milch tropft, hängt eingefroren in der Luft. Ungerührt sehe ich mir das Foto an. Patricks Neffe Jan ist ein schlaksiger Bursche. Sein Haar ist weiß gefärbt, seine bleiche Haut sticht von der schwarzen, rüschenverzierten Kleidung ab. Dafür sind seine Augen derartig schwarz geschminkt, dass sie in dem hellen Gesicht wie Löcher wirken.
„Nicht gerade jemand, der auf Sonnenbankbräune steht, hm?“
Patrick lächelt verkniffen.
„Wie alt ist er?“, frage ich.
„Neunzehn. Er hat eine Ausbildung zum Industriemechaniker angefangen. Das Foto erweckt vielleicht einen falschen Eindruck von ihm. Eigentlich ist er sehr zugänglich, nett, fröhlich und selbstbewusst. Er macht bloß dicht, sobald man die Vampyre erwähnt. Bislang haben seine Eltern un