: Mark Rashid
: Pferde suchen einen Freund ... denn Pferde brauchen Sicherheit
: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH& Co. KG
: 9783440146545
: 1
: CHF 13.50
:
: Pferde, Reiten
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In seinem Buch erzählt Pferdetrainer Mark Rashid, wie ihn ein Sturz von seinem Pferd aus der Bahn wirft. Was läuft nach Jahren der Arbeit mit Pferden und Menschen plötzlich falsch? Warum fehlen ihm auf einmal die nötige Klarheit und Sicherheit? Mark Rashid besinnt sich der Lehren seines alten Pferdemannes und beginnt mit Aikido, der japanischen Kampfkunst. Er lernt, die Energie des Pferdes aufzunehmen, sie mit der eigenen verschmelzen und findet so zum inneren Gleichgewicht zurück.

DER LAUT


Wenn wir unseren Pferden zuhören, wächst unsere Bildung.

Tun wir’s nicht, blühen uns Erfahrungen.

 

Mark Rashid

 

 

Es war ein eigenartiger Laut, aber irgendwie auch vertraut. Ich hielt inne, um darüber nachzudenken, versuchte, das ungewöhnliche, beinahe geisterhafte Geräusch unterzubringen. Es klang, als sagte jemand auf sehr seltsame Art „Hi“ – aber nicht so, wie man auf der Straße jemanden grüßt, sondern mehr wie ein lang gezogenes „Hiiiiiiiije“ mit atemloser, fast heiserer Stimme. Es verklang langsam, und dann konnte ich noch eines hören. Es hatte schon mehrere gegeben, obwohl ich nicht genau sagen konnte, wie viele, und jedes schien lauter zu sein als das vorherige.

Ich versuchte mich zu erinnern, wann zuletzt ich diese ungewöhnliche Resonanz gehört hatte, und zuerst fiel mir absolut nichts ein. Nach einer Zeit, die mir schrecklich lang vorkam, tauchte endlich vor meinem inneren Auge schlagartig, wie ein Kaltwasserguss, ein Bild davon auf, wo ich es zuletzt gehört hatte.

 

 

Es war eine Art Ritual. Zwei oder drei Mal im Monat fuhr Walter Pruitt, der alte Mann, für den ich damals arbeitete, zu irgendeiner Pferdeauktion und kaufte ein paar Pferde. Was er mit heimbrachte, gehörte nicht gerade zur Creme der Pferdewelt. Fast immer waren es Pferde mit beträchtlichen Ausbildungsmängeln einschließlich einiger eingefleischter „Bocker“. Aufgrund ihrer Ausbildungs„mängel“ konnte der alte Mann sie fast immer „für ’nen Appel und ’n Ei“ kaufen, manchmal sogar für weniger.

Daheim im Stall setzte er mich auf jedes Einzelne drauf und ließ mich losreiten. Selten erzählte er mir, was mit den Pferden los war; in Anbetracht meiner gerade mal zwölf Jahre erschien ihm das wohl unnötig. Es machte auch nicht wirklich etwas aus, denn in vielen Fällen stellten sich die Pferde als eigentlich ganz in Ordnung heraus. Auch wenn die Vorbesitzer sie als „Problempferde“ bezeichnet hatten, waren viele davon so nett, wie man es sich nur wünschen konnte. Wenn wir wirklich keine Mängel an einem Pferd entdeckten, arbeiteten wir eine Weile mit ihm, bis es richtig gut ging. Und dann verkaufte der alte Mann es mit erheblichem Gewinn wieder weiter.

Allerdings waren nicht alle Pferde so friedlich, wenn ich mich daraufsetzte. Ab und zu gerieten wir an eines, das, aus welchen Gründen auch immer, nicht daran interessiert war, jemanden