: Kathrin Heinrichs
: Heimatrausch Vincent Jakobs' 9.Fall
: Blatt Verlag
: 9783934327245
: 1
: CHF 3.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 233
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein feucht-fröhlicher Silvesterabend im Kreis von netten Menschen; der Rheinländer Vincent Jakobs scheint endlich angekommen im Sauerland. Als dann jedoch der Sohn einer befreundeten Familie auf rätselhafte Weise verschwindet, beginnt ein Albtraum, den man seinen schlimmsten Feinden nicht gönnt ...

Kathrin Heinrichs wurde 1970 in einem kleinen sauerländischen Dörfchen geboren und studierte in Köln Germanistik und Anglistik. Die Autorin und Kabarettistin lebt heute mit ihrer Familie in Menden.

6

Die Schmallenberger Weststraße verströmte winterliche Heimeligkeit. Die schneebedeckten Bäume, im Hintergrund der Kirchturm und dazu das einladende Licht aus den Gaststätten rundherum. Dagegen wirkte das stattliche Bürgerhaus der Klutes ein wenig gespenstisch. Jemand hatte ins Fenster neben der Eingangstür eine Kerze gestellt, als sollte die Jakob helfen, den Heimweg zu finden. Max blieb einen Moment auf dem Bürgersteig stehen und betrachtete das Haus. Schließlich ging er die Eingangstreppe zur schmucken Haustür hinauf. Ich folgte ihm langsam.

„Schönes Haus“, murmelte ich, während Max den Klingelknopf drückte.

„Teures Haus“, fügte mein Kumpel hinzu. Ich stutzte. Dachte er allen Ernstes an eine Entführung?

Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und Doro stand im Rahmen. Sie wirkte angespannt – noch angespannter als sonst. „Ich habe euch kommen sehen“, sagte sie matt. „Ich habe oben am Fenster gesessen.“

Doro führte uns in einen geräumigen Flur und nahm uns die Jacken ab. Als Max die Schuhe ausziehen wollte, winkte sie ab. „Lass mal!“

Die Familie Klute war edel und biomäßig-gemütlich eingerichtet. An allen Ecken und Enden legte man Wert auf Behaglichkeit und Stil.

Martin, der nur gelegentlich als Notrufknopf im Einsatz war, hauptberuflich aber als Schreiner arbeitete, hatte mal erzählt, dass er bei den Klutes ordentlich Hand angelegt hatte. Sie hatten das Haus vor einem Jahr gründlich renoviert, und Martin hatte quasi die gesamte Inneneinrichtung gemacht. Ausschließlich heimische Hölzer waren verarbeitet worden und für alles hatte Martin eine individuelle Lösung getischlert.

„Möchtet ihr einen Kaffee?“

Jetzt war es Max, der abwinkte. „Danke, wir sind schon von Karla abgefüllt worden.“

Wir ließen uns an einem Esstisch aus rot-braunem Holz nieder. Hier wurde mir der Unterschied zwischen den Klutes und meiner Familie deutlich bewusst. Nicht nur, dass hier alles viel teurer aussah. Bei uns waren die Kinder jünger, der Tisch war entsprechend vermackt. Die Klutes hatten das hinter sich und sich deshalb hochwertige Möbel herstellen lassen, die niemand vermackte.

„Schönes Holz!“ Ich strich über die wunderbare Platte.

„Eine alte Kirsche aus unserem Garten“, erklärte Doro.

Nun, heimischer ging es wohl nicht.

„Jeder sagt mir, dass es verrückt ist, sich Sorgen zu machen“, kam Doro jetzt zum Thema und rieb sich dabei ihr Gesicht. „Dass Jakob einfach mal ausbrechen wollt