: Mukoma wa Ngugi
: Black Star Nairobi Roman
: Transit Buchverlag
: 9783887473181
: 1
: CHF 16.10
:
: Spannung
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
KrimiZEIT-Bestenlist , Juni 2015 Im Dezember 2007 - in Kenia findet gerade ein von Gewalttaten begleiteter Wahlkampf statt, in den USA erklärt (der Halbkenianer) Barack Obama seine Präsidentschaftskandidatur - untersuchen Ishmael und O, zwei Detectives, den Mord an einem großen, schwarzen Mann im berüchtigten Ngong-Wald, außerhalb Nairobis. Als sie nach Nairobi zurückkommen, explodiert in einem berühmten, von politisch einflussreichen Kenianern und reichen Ausländern frequentierten Hotel eine Bombe. Weil viele Amerikaner unter den Opfern sind, ermittelt auch die CIA, die al Qaida oder somalische Islamisten hinter dem Terroranschlag vermutet. Die beiden Detectives stoßen auf eine Verbindung zwischen ihrem Mordfall und dem Anschlag und entdecken bei einer heftigen, aufregenden Jagd durch Kenia, durch Mexiko, die USA und Kanada einen politisch brisanten Hintergrund: eine international operierende Geheimorganisation von hohen politischen Beamten und Managern, die das Ziel verfolgt, die sich immer weiter zuspitzende afrikanische Misere (Gewalt, Korruption, Armut und Stammesfehden) durch gezielte Morde an führenden afrikanischen Politikern zu bekämpfen. In Kenia soll das erste Exempel statuiert werden. Die beiden Detektive müssen sich entscheiden, ob sie Terror im Namen des Guten decken oder bekämpfen sollen... Der Autor zeichnet auf spannende, sprachlich sehr differenzierte Weise ein realistisches Bild von Afrika, seinen schier ausweglos erscheinenden Konflikten, seinen führenden und den verarmten Schichten, aber auch von Menschen, die sich mit diesen Verhältnissen nicht zufrieden geben.

Mukoma wa Ngugi wurde 1971 als Sohn des weltbekannten kenianischen Schriftstellers Ngugi wa Thiong'o in Evanston, Illinois/USA geboren, wuchs in Kenia auf und konnte dann Ende der achtziger Jahre dank seines amerikanischen Passes als einziger aus seiner politisch verfolgten Familie in die USA ausreisen und dort studieren. Er arbeitet als Literaturprofessor an der Cornell University und schreibt als politischer Journalist und Kolumnist für die BBC, für den Guardian, Los Angeles Times und verschiedene afrikanische Zeitungen und Zeitschriften. Er veröffentlichte literarische Anthologien und Gedichte. »Nairobi Heat«, sein erster Roman, erschien 2009 in New York und im Frühjahr 2014 auf Deutsch, und hat zahlreiche Preise gewonnen, sein zweiter, »Black Star Nairobi«, folgte 2013 (Melville, New York).

WOLKEN ZIEHEN AUF


Einen Tag vor der Explosion im Norfolk-Hotel und nur wenige Tage, bevor Sahara und seine Männer über uns herfielen, standen O und ich mitten im berühmt-berüchtigten Ngong-Wald und blickten auf das, was von einem großen, schwarzen Mann im feinen Anzug übrig geblieben war. Die wilden Tiere des Ngong hatten ganze Arbeit geleistet, der Körper des Mannes sah eher aus wie ein Tierskelett. Diese Todesart war die schrecklichste – das Opfer hatte kaum noch etwas mit einem menschlichen Wesen gemein.

Es war um die Mittagszeit, aber es hätte genauso gut Mitternacht sein können, so, als würden wir im Licht des Vollmonds nach Spuren suchen – das dichte Dach uralter Bäume ließ nur irisierendes Dämmerlicht durch – zu wenig, um gut sehen zu können, aber zu hell für eine Taschenlampe.

O sagte es zuerst.

»Dieser Mann hat viele Geheimnisse zu erzählen.« Er zeigte auf dessen Gesicht – ein verstohlenes Lächeln war darauf zu erkennen, als ob er sich darüber freute, entdeckt worden zu sein.

Der springende Punkt war: Eine Leiche, die im Ngong-Wald abgelegt wurde, trug immer eine Botschaft im Gepäck.

In den Vereinigten Staaten gibt es die Wüste von Nevada – oder Football-Stadien, denkt man an Jimmy Hoffa*. Wenn dir in Kenia jemand einigermaßen deutlich macht, er würde dich am liebsten in den Ngong befördern, dann sollte man besser klein beigeben, es sei denn, man ist schneller und befördertihn dahin.

Ich lebte noch nicht so lange in Kenia, aber ich könnte eine Menge Namen runterrasseln: J.M. Kariuki zum Beispiel, ein Radikaler in dieser oder jener Frage, wurde zu Tode gefoltert, seine Leiche von einem Hirtenjungen gefunden. Robert Ouko, ein sehr smarter Politiker, der angeblich im Ngong Selbstmord beging: Zunächst verstümmelte er sich, dann – nachdem er nicht verblutete – setzte er sich in Brand, bevor er sich schließlich in den Kopf schoss. Alle Zeugen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung starben unter mysteriösen Umständen, ebenso wie der Hirtenjunge, der – wieder einmal – die Leiche gefunden hatte.

Immer war es ein Hirtenjunge, der sich in die Tiefen des Waldes hinein wagte und die Toten fand. In unserem Fall hatte er zufällig ein Handy dabei, und so konnten wir schon nach wenigen Stunden am Fundort sein.

Wenn man sich die exakte Kombination der beiden Schüsse ansah, einer dahin, wo das Herz sein musste, einer in den Kopf, schwante einem, dass das nur ein professioneller und effizienter Killer getan haben konnte. O und ich hätten also besser gleich wieder verschwinden sollen.

Wäre es irgendwann im letzten Jahr passiert, wir hätten genau das getan. Seit O und ich vor drei Jahren eine Agentur mit dem ziemlich cleveren NamenBlack Star gegründe