Genesis 1–11
Die Urgeschichte
(1) Das erste Kapitel lenkt zuallererst den Blick auf Gott und sein Schöpfungswerk, das den ganzen Kosmos umfasst. Der Mensch ist in ihm nur Teil der Schöpfung, mit allen anderen Geschöpfen zu Gottes Lob geschaffen.
(2) Erst im 2. und 3. Kapitel steht der Mensch als Geschöpf Gottes im Fokus. Auf die uralte Menschheitsfrage: Was ist der Mensch? wird in diesen Kapiteln eine zweifache Antwort gegeben:
Der Mensch – ein Meisterwerk Gottes, geschaffen zu seinem Bild (1,27) und von Gott mit allen Gaben ausgestattet (2,7ff);
Der Mensch – ein Rebell gegen Gott, der gleich zu Anfang aus seiner ursprünglichen Beziehung zu Gott heraus fällt und eigene Wege geht.
(3) Die folgenden Kapitel beschreiben die fatalen Folgen des „Sündenfalls“ und den Weg der Menschheit, der zunehmend zur Entfremdung gegenüber Gott und den Mitmenschen führt und in der Sintflutkatastrophe endet.
Das negative Bild, das die Urgeschichte von den Anfängen der Menschheit zeichnet, hebt die Notwendigkeit eines radikalen Neuanfangs hervor. Der Grund zum Neuanfang wird durch Gottes Bund mit Noah gelegt. Er bildet das Herzstück der Urgeschichte und zugleich die Voraussetzung für Gottes Geschichte mit Abraham und seinen Nachkommen, die einen radikalen Neuanfang in der Geschichte der Menschheit markiert. Sie ist das große Thema im zweiten Teil des Genesisbuches.
Im Anfang
Genesis 1–2,4
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Aber die Erde war öde und ohne Leben.
Dunkelheit bedeckte die Erde.
Und Gottes Geist
schwebte über den Wassern.1,1f
Und Gott sprach:
„Es werde Licht!“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Licht brach aus dem Dunkel hervor
und erhellte die Erde.
Und Gott sah das Licht an
und sah, dass es gut war.
Da trennte er das Licht von dem Dunkel
und nannte das Licht Tag.
Das Dunkel aber nannte er Nacht.
So wurde aus Abend und Morgen
dererste Tag.1,3ff
Und Gott sprach:
„Über der Erde
soll ein Gewölbe entstehen.“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Gott spannte ein Dach über die Erde
und nannte es Himmel.
So wurde aus Abend und Morgen
derzweite Tag.1,6ff
Und Gott sprach:
„Alles Wasser auf der Erde soll weichen!“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Auf der Erde floss das Wasser zusammen
und trockenes Land
trat aus dem Wasser hervor.
Und Gott nannte das Trockene Land.
Das Wasser aber nannte er Meer.
Und Gott sah an, was er gemacht hatte,
und sah, dass es gut war.1,9f
Und Gott sprach:
„Die Erde bringe
Gras und Kräuter hervor!“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Aus der Erde wuchsen Pflanzen hervor,
die Samen trugen in ihren Früchten.
Und Gott sah an, was da wuchs,
und sah, dass es gut war.
So wurde aus Abend und Morgen
derdritte Tag.1,11ff
Und Gott sprach:
„Lichter sollen am Himmel leuchten,
die Tag und Nacht scheiden
und die Zeiten bestimmen.“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Gott setzte Lichter an den Himmel,
ein großes Licht für den Tag
und ein kleines Licht für die Nacht,
dazu viele Sterne.
Und Gott sah an, was er gemacht hatte,
und sah, dass es gut war.
So wurde aus Abend und Morgen
dervierte Tag.1,14ff
Und Gott sprach:
„Das Wasser und die Luft
sollen mit Leben erfüllt sein.“
Da geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Gott schuf mächtige Meerestiere
und alles,
was im Wasser wimmelt und lebt,
dazu auch alle gefiederten Vögel,
alle Tiere nach ihrer Art.
Und Gott sah an, was er gemacht hatte
und sah, dass es gut war.
Da segnete Gott die Tiere und sprach:
„Seid fruchtbar und mehrt euch!
Erfüllt alles mit Leben,
die Luft und das Meer.“
So wurde aus Abend und Morgen
derfünfte Tag.1,20ff
Und Gott sprach:
„Das Land soll mit Leben erfüllt sein.“
Und so geschah es, wie Gott gesagt hatte:
Gott schuf die Landtiere,
wilde und zahme,
jedes Tier nach seiner Art.
Und Gott sah an, was er gemacht hatte,
und sah, dass es gut war.1,24f
Zuletzt aber sprach Gott:
„Ich will Menschen machen, mir gleich.
Über alle Tiere will ich sie setzen.“1,26
Und Gott schuf den Menschen
nach seinem Bild.
Nach Gottes Bild schuf er ihn
und schuf sie als Mann und Frau.1,27
Und Gott segnete sie und sprach:
„Seid fruchtbar und mehrt euch!
Breitet euch aus
und macht euch die Erde zu Eigen!
Alles auf dieser Erde
vertrau ich euch an:
die Feldfrüchte,
die Fische und Vögel
und auch die Landtiere.
Alles soll euch gehören.
Aber ihr sollt mir gehören.“1,28ff
Und Gott sah alles an,
was er gemacht hatte:
Es war alles sehr gut.
So wurde aus Abend und Morgen
dersechste Tag.1,31
Amsiebten Tag aber ruhte Gott
von seinen Werken.
Und Gott segnete den siebten Tag
...