: Michael Scott, Melanie Ruth Rose
: Blutbann Thriller
: Blanvalet
: 9783641160579
: 1
: CHF 8.00
:
: Spannung
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Spiegel ist groß und sehr alt. Er ist der wertvollste Fund, den der Antiquitätenhändler Jonathan Frazer in seinem ganzen Leben gemacht hat. Und er kann seinen Tod bedeuten ... Im Schein des Mondes formen sich merkwürdige Bilder im Spiegelglas. Sie zeigen nicht das Hier und Jetzt, sondern gewaltsame Ereignisse, die sich vor Hunderten von Jahren zugetragen haben - und immer wieder das Antlitz der verführerischsten Frau, die Jonathan je gesehen hat. Um ihr quälend schönes Abbild weiter sehen zu dürfen, wird er alles tun. Er wird den Spiegel sogar mit Blut füttern ...

Michael Scott ist einer der erfolgreichsten und profiliertesten Autoren Irlands und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene sind in mehr als zwanzig Ländern veröffentlicht. Seine Reihe um die 'Geheimnisse des Nicholas Flamel' ist ein internationaler Bestseller. Michael Scott lebt und schreibt in Dublin.

Kapitel 2

»Der macht was her.« Tony Farren strich anerkennend über das Glas. »Der Rahmen ist scheußlich. Mal sehen, was sich da machen lässt.«

Jonathan Frazer hockte sich vor den riesigen Spiegel und zeigte auf die schwarzen Flecken am Rand. »Kümmerst du dich auch um diese Schwärzungen?«

Tony nickte. »Das wird kein Problem sein.«

Jonathan stand auf und wischte sich die Hände ab. »Was hältst du davon?«

Tony Farren schob sich die Hände in die Jeanstaschen. Er arbeitete für die Familie Frazer, seit James Frazer, Jonathans Vater, Mitte der Sechzigerjahre in Hollywood seinen Antiquitätenladen eröffnet hatte. Jonathan hatte das Geschäft geerbt – es hieß inzwischen Frazer Interiors und widmete sich dem Verkauf von Möbeln der Fünfzigerjahre und sorgfältig ausgewählten antiken Stücken – und Tony gern mit übernommen. Tony war klein, stämmig, vollkommen kahl und beinahe allwissend, was Antiquitäten betraf. Er hatte die meisten seiner Sommer in der umgebauten Garage im Haus seiner Eltern in Los Feliz verbracht und Tony bei der Arbeit fasziniert zugesehen und -gehört. So gut wie alles, was er über Antiquitäten wusste, hatte er von Tony Farren gelernt.

»Es ist ein erlesenes Stück«, sagte Tony schließlich. »Sehr erlesen.«

»Kannst du mir einen Preis nennen?« Jonathan lächelte. »Sehr erlesen« war in der Tat ein großes Lob.

Farren strich mit den Händen über das Glas, spähte über seine Hornbrille und untersuchte den Spiegel dann mithilfe einer kleinen Taschenlampe genauer. Er wiederholte die Prozedur mit dem hölzernen Rahmen, dann trat er hinter den hohen Spiegel, um sich der Rückseite zu widmen. »Es ist ein interessantes Stück, da gibt es keinen Zweifel. Das Glas ist möglicherweise venezianisch, spätes vierzehntes, frühes fünfzehntes Jahrhundert, obwohl das sehr schwer zu sagen ist. Könnte auch noch älter sein, wenn du mich fragst. Der Rahmen sieht nach frühem sechzehnten Jahrhundert aus, er ist jedenfalls im entsprechenden Stil gearbeitet, obwohl das Holz älter zu sein scheint … und es ist auch ein besonderes Holz, Eibe oder Walnuss.« Er trat zurück, ließ die Hände erneut in die Taschen gleiten und legte den Kopf schief. »Wenn ich es allerdings noch mal genauer reflektiere …«

Jonathan stöhnte über den Kalauer.

Tony grinste. »Tut mir leid. Es wäre eine Schande, den Spiegel aus dem Rahmen zu nehmen, es sei denn, wir fänden einen kunstvolleren Rahmen dafür – aber das ist bei der Größe unmöglich. Er müsste schon maßgefertigt werden. Lassen wir den Spiegel so, wie er ist.«

»Der Preis, Tony«, erinnerte Jonathan ihn sanft.

»Ich würde sagen, ungefähr zwanzigtausend Dollar …«

»Was!?«

Farren grinste angesichts Jonathans Überraschung. »Wieso, was wolltest du denn dafür nehmen?«

»Ungefähr