2. Kapitel
Die neun Formen des Bindungsspiels
Es gibt neun grundlegende Bindungsspielformen mit den im ersten Kapitel erwähnten charakteristischen Merkmalen. Die nachfolgenden Aktivitäten werden in den jeweiligen Abschnitten dieses Kapitels im Einzelnen erläutert. In Anhang A finden Sie eine Übersicht über jede Spielform und in Anhang B die entsprechenden Forschungsergebnisse.
Die neun Formen des Bindungsspiels
- Nicht-direktive, kindzentrierte Spiele
- Symbolspiele mit problembezogenen Requisiten oder Themen
- Kontingenzspiele
- Nonsensspiele
- Trennungsspiele
- Machtumkehrspiele
- Regressionsspiele
- Aktivitäten mit Körperkontakt
- Kooperative Spiele und Aktivitäten
Nicht-direktive, kindzentrierte Spiele
Ich saß auf dem Fußboden des Familienspielzimmers und richtete meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf den dreijährigen Paul, während seine Eltern uns beobachteten. Er beschloss, mit Bauklötzen zu spielen, und errichtete ein kleines Haus – ohne Toilette, wie er mit Nachdruck erklärte. Dann griff er zu einer männlichen Spielfigur, die das Haus betrat, und erklärte: »Der Mann musste mal, aber es gibt kein Klo, deshalb hat er Pipi in die Hose gemacht!« Er fand das ungeheuer lustig und lachte.
Manche Eltern möchten, dass ich mir ein unmittelbares Bild von ihrem Kind mache, bevor sie mich zu einem Beratungsgespräch ohne ihren Sprössling aufsuchen. In dieser Phase greife ich stets auf nicht-direktive, kindzentrierte Spiele zurück, weil sie die beste Möglichkeit bieten, ein Kind kennenzulernen. Viele Kinder bringen schon innerhalb der ersten zehn Spielminuten Themen zur Sprache, die ihnen Kopfzerbrechen bereiten. Im oben erwähnten Beispiel gelangte ich zu der Schlussfolgerung, dass Paul und seine Eltern Probleme mit dem Sauberkeitstraining hatten. Als ich mich später allein mit den Eltern zusammensetzte, fragte ich nach, und sie bestätigten, dass sich das Sauberkeitstraining in der Tat schwierig gestaltete.
Für nicht-direktive, kindzentrierte Spiele brauchen Sie Requisiten, die Fantasie, Kreativität und die Freude am Gestalten anregen, wie Bauklötze, Puppen, Puppenhaus, Hand- oder Fingerpuppen, Ton (oder Knetmasse), Anziehsachen zum Verkleiden, Material zum Malen und Basteln, kleine Spielfiguren, Stofftiere und Spielautos. Dann lassen Sie Ihr Kind entscheiden, was es damit anfangen möchte.
Empfehlenswert wäre, für jedes Kind einmal in der Woche mindestens eine halbe Stunde für Spiele einzuplanen, die unter seiner Führung ablaufen und auf seine individuellen Wünsche und Bedürfnisse ausgerichtet sind. Das bedeutet, dass Sie eine Betreuung für den Rest Ihrer Kinder organisieren müssen, falls Sie mehrere haben. Täglich fest eingeplante Spielsitzungen wären natürlich