: Anne-Kathrin Lück
: Johannes Brosseder, Johannes Fischer, Joachim Track
: Der gläserne Mensch im Internet Ethische Reflexionen zur Sichtbarkeit, Leiblichkeit und Personalität in der Online-Kommunikation
: Kohlhammer Verlag
: 9783170272163
: 1
: CHF 31.30
:
: Religion/Theologie
: German
: 254
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Die elektronischen Medien haben in den letzten Jahren bei vielen Menschen zu drastischen Veränderungen im Kommunikationsverhalten geführt. Dabei ist auch ein Orientierungsbedarf in ethischer Hinsicht entstanden. Die vorliegende Arbeit macht deutlich, dass hierbei umfassende Themen wie z.B. Identität, Personalität und soziale Interaktion und Kommunikation (online und offline) berührt sind. Die Autorin setzt sich zur Aufgabe, am Beispiel von sozialen Netzwerken und Online-Bewertungsportalen die ethischen Orientierungsfragen, die mit diesen neuen Kommunikationsformen verbunden sind, herauszuarbeiten und zu klären. Der Schlüssel für das Verständnis der untersuchten Kommunikationsmedien und deren ethischer Dimension liegt dabei in der Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Sichtbarkeit, Leiblichkeit und Personalität.

Anne-Kathrin Lück ist Vikarin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

II. Kommunikation im Web 2.0 Kommunikationstheoretische Perspektiven


1. Das Internet als Netz medialer Informations- und Kommunikationsräume


1.1 Das Internet


Heutzutage wird das Internet häufig mit einem seiner meistgenutzten Dienste, dem World Wide Web (WWW), gleichgesetzt.67 Das Internet ist aber eigentlich etwas anderes als das WWW. Um zu verstehen, was es genau ist, ist es hilfreich, sich in aller Kürze seine Entstehungsgeschichte zu vergegenwärtigen.68 Seit den fünfziger Jahren wurden in unterschiedlichen Bereichen Kommunikationsnetzwerke für Computer und Computerzentren entwickelt, die einen möglichst sicheren, schnellen und einfachen Austausch von Daten ermöglichen sollten. Dieser wurde vornehmlich durch eine paketorientierte statt einer leitungsorientierten Übertragung der Daten erreicht. Bei dieser Art von Übertragung werden die Daten in einzelne Pakete aufgeteilt und adressiert. Die Datenpakete können so unabhängig voneinander versendet werden am Ende müssen sie lediglich vom Empfänger wieder richtig zusammengesetzt werden.69 Eine paketorientierte Übertragung hat den Vorteil, dass keine direkte physikalische Verbindung zwischen Sender und Empfänger bestehen muss.70 In den darauffolgenden Jahren wurden mehrere solcher Netzwerke entwickelt, die aber wiederum das Problem hatten, dass sie untereinander nicht miteinander kommunizieren konnten. Um dieses Problem zu beheben, wurde ab 1973 ein einheitliches Kommunikationsprotokoll, das TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) entwickelt, das die Netze miteinander verband. Mit der ersten Verbindung, die 1977 zwischen einigen bestimmten Netzen in den USA implementiert wurde, wurde das Internet geboren.71 Der Begriff Internet bezeichnet demnach in seinen Ursprüngen ein Netzwerk, das Computernetze unterschiedlicher Größenordnung miteinander verbindet, so dass diese auf der Grundlage der TCP/IP-Protokollfamilie miteinander kommunizieren können.72

Durch den Anschluss von immer mehr Netzen dehnte sich das Internet schließlich zunehmend aus, so dass es sogar Anfang der 80er Jahre in den USA zu einer Aufspaltung des Netzes in ein für militärische Zwecke genutztes und in ein für wissenschaftliche Zwecke genutztes Netz kam.73 Auch die kommerzielle Nutzung des Internets setzte wenig später ein. Diese wuchs bis heute stetig an, was gleichzeitig zur Folge hatte, dass das Internet immer weniger von Spezialistenz.B. für einen wissenschaftlichen Datenaustausch, sondern immer mehr von jedermann im Alltag zu Kommunikations- und Informationszwecken genutzt wurde.

1.2 Das World Wide Web (WWW)


Das Internet enthält eine Vielzahl von nach und nach entwickelten Anwendungen und Diensten. Darunter fallenz.B. Email, Newsgroups, Chats, MUDs74 oder auch das WWW.75 Anfangs standen diese Dienste alle unabhängig voneinander mit je einem eigenen Client im Internet zur Verfügung. Das WWW ist dabei ein relativ junger Dienst; es wurde erst 1989 entwickelt.76 Mittlerweile vereinigt das WWW allerdings all die genannten Dienste, so dass man über einen einzigen Client, einem Browserclient, all diese Anwendungen gebrauchen kann. Diese Entwicklung hat sicher dazu beigetragen, dass im heutigen Sprachgebrauch das Internet häufig mit dem WWW identifiziert wird.

Doch wie funktioniert das WWW im Kern? Basis des WWW ist ein hypertextbasiertes System.77 Das bedeutet, dass unterschiedliche Texte, Dokumente, Bilder,

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