2.Fähigkeiten der Kinderstimme
Um als Stimmbildner effektive Arbeit zur Gesunderhaltung und Formung der Kinderstimme leisten zu können, ist es notwendig, darüber Bescheid zu wissen, was Kinder stimmlich leisten können und worin die Ursachen für Defizite zu sehen sind – Defizite, die allerorten beklagt werden, wenn von kindlichem Singen die Rede ist.
2.1Veranlagung
Bei der Entwicklung stimmlicher Fähigkeiten muß unterschieden werden, zu welchem Zweck die Stimme benutzt wird. In den ersten zwei bis drei Lebensjahren erprobt der Säugling zwei verschiedene Klangformen sowie eine unendliche Reihe von Zwischenformen. Aus dem Artikulationslallen, dem Glucksen und Schnarren des Säuglings wird sich die Sprache entwickeln; aus dem Schreien, Jauchzen und Jubilieren entsteht die Singstimme. Dieses Experimentieren stimmlicher Äußerungen geschieht sowohl exspiratorisch als auch inspiratorisch. Auch später noch erleben wir häufig, daß Kinder, wenn sie etwas sehr Aufregendes erzählen wollen, sich nicht immer Zeit zum Einatmen gönnen und daher während des Einatmungsvorgangs weitersprechen.
Stimmliche Erprobungsphasen des Säuglings und Kleinkindes zeugen von einer erstaunlichen Vitalität des Instruments Stimme.
Dieses nicht selten stundenlang währende Training beweist eine kräftige und stabile Naturanlage, die schon längst das irrtümlich bestehende und für die Entwicklung des Organs nachteilige Vorurteil von der »zarten und empfindlichen Stimme« hätte beseitigen