: Henry Cloud, John Townsend
: Nein sagen ohne Schuldgefühle Gesunde Grenzen setzen
: SCM Hänssler im SCM-Verlag
: 9783775172523
: 1
: CHF 12.40
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: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Werden Sie von anderen ausgenutzt? Fällt es Ihnen schwer, Nein zu sagen? Klare Grenzen sind wichtig, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Die Unfähigkeit, angemessene Grenzen zu ziehen, ist eines der ernsthaftesten Probleme von Christen heute. Es gilt, Grenzen in allen Lebensbereichen zu setzen: + im physischen Bereich (wir bestimmen, wer uns berührt und unter welchen Bedingungen) + im geistigen Bereich (wir haben unsere eigenen Gedanken und Meinungen) + im emotionalen Bereich (wir setzen uns mit unseren eigenen Gefühlen auseinander und lassen uns nicht von den Gefühlen anderer manipulieren) + im geistlichen Bereich (wir entscheiden zwischen unserem eigenen Willen und dem Willen Gottes) Die Unfähigkeit, angemessene Grenzen zu ziehen, ist für den Menschen schädlich. Und doch ist dies eines der ernsthaftesten Probleme von Christen heute, weil sie denken, sie dürfen es nicht tun - aus Nächstenliebe. Diese Buch hat Tausenden geholfen!

Henry Cloud ist ein bekannter Redner und erfahrener Psychologe. Er moderiert eine Radiosendung, die in den USA landesweit ausgestrahlt wird und betreibt eine Praxis in Kalifornien. Seine Erfahrungen aus der Beratung hat er in zahlreiche Bücher eingebracht , u. a. in dem Bestseller 'Nein sagen ohne Schuldgefühle'.

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2. Was ist eine Grenze?


Die Eltern eines fünfundzwanzigjährigen Mannes kamen mit einem Wunsch zu mir: Sie wollten, dass ich ihren Sohn Bill »in Ordnung bringe«. Als ich fragte, wo Bill denn sei, antworteten sie: »Oh, er wollte nicht kommen.«

»Warum?« fragte ich.

»Er ist nicht der Meinung, dass er ein Problem hat«, antworteten sie.

»Vielleicht hat er recht«, überraschte ich sie mit meiner Antwort. »Erzählen Sie mir mehr.«

Sie zählten eine Serie von Ereignissen auf, die in sehr frühem Alter begonnen hatten. Bill hatte niemals ganz ihren Erwartungen entsprochen. In den letzten Jahren hatte er Probleme mit Drogen gehabt, konnte keine Ausbildung beenden und keinen Beruf finden.

Es war klar, dass sie ihren Sohn sehr liebten und traurig über seinen Lebensstil waren. Sie hatten alles versucht, was ihnen einfiel, um ihm zu einem verantwortlichen Leben zu helfen, aber nichts hatte etwas genutzt. Er nahm immer noch Drogen, ging jeglicher Verantwortung aus dem Weg und verbrachte seine Zeit in fragwürdiger Gesellschaft. Sie sagten mir, dass sie ihm immer alles gegeben hatten, was er brauchte. Er hatte für die Schule genug Geld, damit er nicht nebenbei arbeiten musste, sondern genug Zeit für das Lernen hatte, und mit anderen Studenten zusammen sein konnte. Wenn er von einer Schule abgehen musste oder sie nicht mehr besuchen wollte, taten sie alles, um ihm die Aufnahme in einer anderen Schule zu ermöglichen, wo die Dinge möglicherweise leichter für ihn wären.

Nachdem sie eine Weile berichtet hatten, erwiderte ich: »Ich glaube, Ihr Sohn hat recht. Er hat kein Problem.«

Ihr Gesichtsausdruck war voller Erstaunen; sie starrten mich eine ganze Minute ungläubig an. Schließlich sagte der Vater: »Habe ich Sie richtig verstanden, Sie glauben nicht, dass er ein Problem hat?«

»Das ist richtig«, sagte ich, »er hat kein Problem. Sie haben eins. Er kann so ziemlich alles machen, was ihm gefällt, völlig problemlos. Sie zahlen, Sie machen sich Sorgen, Sie machen Pläne, Sie sorgen dafür, dass das Leben für ihn irgendwie immer weitergeht. Diese Dinge sollten sein Problem sein, aber Sie haben alle zu Ihren Problemen gemacht. Soll ich Ihnen helfen, ihm ein paar von Ihren Problemen zu vermachen?«

Sie schauten mich an, als ob ich nicht ganz bei Trost wäre, aber es schien ihnen doch schon etwas klarer zu werden. »Was meinen Sie mit: ›ihm zu ein paar von unseren Problemen zu verhelfen‹?« fragte die Mutter.

Ich erklärte: »Ich glaube, dass es in Ihrem Fall die Lösung sein könnte, Grenzen zu setzen, damit die Handlungen Ihres Sohnes ihm Probleme verursachen, und nicht Ihnen.«

»Was meinen Sie mit Grenzen?« hakte der Vater nach.

»Lassen Sie es uns so betrachten. Es ist so, als ob er Ihr Nachbar wäre, der seinen Rasen nie sprengt. Aber jedesmal, wenn Sie Ihren Rasensprenger anmachen, fällt das Wasser auf seinen Rasen. Ihr Gras wird braun und stirbt ab, aber Bill schaut sich seinen grünen Rasen an und denkt: »Meinem Rasen geht es doch gut. So ist das Leben Ihres Sohnes. Er studiert nicht, er plant nicht, er arbeitet nicht, trotzdem hat er eine nette Wohnung, etwas Geld, und alle Rechte eines Familienmitglieds, als ob er seinen Teil voll beiträgt. Wenn Sie die Grundstücksmarkierungen etwas besser definieren, wenn Sie Ihren Sprenger ausrichten, sodass das Wasser nur auf Ihren Rasen fällt, dann müßte Ihr Nachbar seinen eigenen Rasen sprengen, wenn er nicht vertrocknen soll. Das würde ihm nach einer Weile wahrscheinlich nicht gefallen. So