: Suzanne Giroux de Morency
: Klassiker der Erotik 59: Illyrine oder die Klippen der Unerfahrenheit Die erotische Autobiographie einer feinen Dame des 18. Jahrhunderts
: Math. Lempertz
: 9783944964683
: 1
: CHF 1.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 172
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Suzanne Giroux, um 1775 in der Provence geboren, erlangte Berühmtheit als emanzipierte Romanschriftstellerin ihrer Zeit. Man nannte sie den weiblichen Casanova, und dass sie diesen Beinamen redlich verdient hat, beweisen ihre Memoiren. Tatsächlich wechselte sie ihre Liebhaber so schnell wie der berühmte Italiener seine Freundinnen. Einem hübschen Deputierten der Republikaner folgt sie ins Feld nach Belgien. Dort lernt sie den Herzog von Lauzun kennen, bei dem sie eines Abends einschläft, um am nächsten Morgen neben dem östereichischen General Bender aufzuwachen - der ihr als Dank eine hübsche Tiroler Uniform anpassen läßt. So folgt ein Abenteuer dem anderen in dieser erotischen Autobiographie, deren hoher Authentizitätswert sie zu einem wichtigen Werk der französischen Sittengeschichte macht.

Kapitel 1


Ich bin in Paris geboren und entstamme einer reichen Kaufmannsfamilie. Meine ehrwürdige und vortreffliche Mutter war die Tochter des Präsidenten R… Sie heiratete mit 30 Jahren in zweiter Ehe den Kaufmann N. Giroux. Weil sie als eine einzigartige Schönheit galt - doch sie war so tugendhaft, wie sie hübsch aussah verbannte sie mein Vater auf einen Landsitz, den er mitten in einer Landschaft gekauft hatte, die fast so unbewohnt wie die Wüsten Arabiens war. Kurz nach meiner Geburt wollten meine Eltern diese Einöde besiedeln, die ihnen gehörte. Ich sage besiedeln, das ist genau das richtige Wort, denn sie hatten 13 Kinder. Nach 12 Jahren war ich von allen meinen 12 Geschwistern, die noch am Leben waren, die Erstgeborene, die als einzige in Paris zur Welt kam und deren Körperbau, wie sich zeigte, einmal schwächlich sein würde.

Man brachte mich sogleich nach meiner Geburt in ein Landhaus zu einer Amme, wo meine Großmutter mütterlicherseits wohnte. Das 13. Kind, das meine Mutter zur Welt brachte, war das Sorgenkind meiner Eltern. Bald vergaß man gänzlich, wie schwächlich ich war. Aber meine Mutter hatte ein zu gutes und zartfühlendes Herz, um einen Sproß der Familie der vollständigen Vergessenheit anheimfallen zu lassen.

Was meinen Vater anbelangt, spielte eine Tochter, die vier Brüder hatte, bei ihm nur eine untergeordnete Rolle. Wie es auch sei - ich wurde von meiner ehrwürdigen Großmutter geliebt und wuchs in ihrer Obhut auf. Ich hatte sie sehr liebgewonnen, als mein Vater plötzlich auf den Gedanken kam, mich in den Schoß der Familie zurückzurufen. Damals hatte ich schon das 12. Lebensjahr vollendet und gab zu großen Hoffnungen Anlaß. Die Zukunft wird beweise