Die Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.
(Luc de Clapiers Vauvenargues)
1.
»Falls etwas schiefgeht ...«
CHUVANC, 16. November 1517 NGZ
Die Welt ertrank in Gold.
Tropfen perlten an den Innenwänden der SAMY GOLDSTEIN herab, raubten ihnen die Substanz, lösten sie auf und schälten hervor, was dahinter lag.
Die Luft pulsierte.
Schlieren überzogen Decke und Boden, verwirbelten sie.
Tropfen, Luft, Schlieren – alles bestand aus flüssigem Gold.
Das ist er also, dachte Samu Battashee.Der Goldene Schlag, der uns in den Einsatz führt.
Keine Übung, kein Training, wie die Male zuvor, sondern der Moment, dem er seit Wochen entgegenfieberte. Anfangs mit Begeisterung wegen der Aussicht, Geschichte zu schreiben. Später jedoch – nachdem ersie zum ersten Mal gesehen hatte – voll Besorgnis, voll Zweifel, ob er wirklich für die Mission geeignet war.
Er hatte sich normal verhalten und niemandem davon erzählt. Keinesfalls wollte er seine Chance, im Leben einmal etwas Großes zu bewirken, achtlos wegwerfen. Nicht wegen einer Halluzination. Nicht wegen kleinerer mentaler Unregelmäßigkeiten. Die Zweifel blieben.
Gefährde ich den Einsatz, weil ich geschwiegen habe?
Battashee drängte den Gedanken beiseite. Für einen Rückzieher war es ohnehin zu spät.
Das Gold verlor an Glanz, eine andere Welt schob sich über die erste, kämpfte gegen sie an, existierte für einen Augenblick gleichberechtigt neben ihr und gewann endlich die Oberhand.
Unruhe erfasste die Körper, die sich auf der Plattform von Gholdorodyns kleiner Bastelei drängten. Der Kelosker nannte sieden Kran, tatsächlich handelte es sich um einen mobilen Fiktivtransmitter, der sich selbst und einige Passagiere auf die CHUVANC versetzt hatte.
Samu Battashee glaubte, das Erzittern der anderen zu spüren und ihren Schweiß zu riechen. Unfug, schließlich trugen sie mit Ausnahme der beiden TARA-VIII-UH alle einen SERUN. Dennoch konnte er das Gefühl nicht abschütteln.
Neben den Robotern bildeten der Haluter Avan Tacrol und der massige Gholdorodyn die unterste Schicht auf dem Kran. Auf ihren Schultern und Rücken saßen Perry Rhodan, Atlan, Farye Sepheroa und Battashee. Gucky hatte sich irgendwo dazwischengequetscht.
Das war sie, die Vorhut beim Angriff auf die CHUVANC. Ein Arkonide, dessen Aufenthalt hinter den Materiequellen ihn als Einzigen befähigte, das Richterschiff in der Synchronie zu steuern, und drei zu Pseudo-Geniferen ausgebildete Piloten für den Normalflug. Mit anderen Worten: die wichtigsten Personen der Mission, denen keinesfalls etwas zustoßen durfte, gingen zuerst.
Battashee hatte Rhodan vorgeschlagen, einen Trupp Raumlandesoldaten vorauszuschicken, der sie bei der Ankunft gegen Onryonen, feindliche Roboter und sonstiges Geschmeiß absicherte, doch der Unsterbliche hatte abgelehnt.
»Falls etwas schiefgeht«, hatte er erklärt, »und der Kran nach dem ersten Sprung beschädigt wird, müssenwir es auf die CHUVANC geschafft haben, sonst ist alles verloren.«
Wie sie es in diesem Fall ohne Unterstützung vollbringen sollten, den Atopischen Richter zu infizieren, dessen Schiff zu übernehmen und dadurch die dritte Phase des ProjektsUltima Margo erfolgreich abzuschließen, verriet Rhodan hingegen nicht. Aber bestimmt hatte er einen Plan. Ermusste einen Plan haben, immerhin war er Rhodan.
Konzentrier dich!, ermahnte sich Battashee.
Die letzten Goldschlieren verwehten, und die CHUVANC eroberte die Wirklichkeit für sich. Das Missionsteam hatte es geschafft. Es war ins Richterschiff vorgestoßen.