Vorwort zur Neuausgabe vonFever Pitch
Im Februar 2011 – genauer gesagt am 27. Februar, ungefähr um 17 Uhr 50 – musste mein Verein Arsenal in der letzten Minute des Pokalfinales gegen Birmingham City ein Gegentor einstecken und verlor damit das Spiel. Ich sah, wie die Fans von Birmingham in der anderen Kurve vor Begeisterung ausrasteten, denn ihre Freude wurde noch durch die Überraschung versüßt: Birmingham stand kurz vorm Abstieg, Arsenal hatte als haushoher Favorit gegolten.
Wie andere Arsenalfans meines Alters hatte ich das alles schon früher erlebt: Ich habe mein Team gegen den Drittligisten Swindon Town verlieren sehen, gegen das tapfere kleine Luton Town, gegen West Ham, als die in der Second Division spielten – alles Begegnungen, die in diesem Buch beschrieben werden. Mein jüngeres Ich wäre also von der unerfreulichen Wendung kaum überrascht gewesen, genauso wenig von meiner Verzweiflung; womöglich wäre ich enttäuscht darüber, dass im 21. Jahrhundert keine Erfindung, kein Gesetz solche Vorkommnisse verhinderten.
Den Elfjährigen, der Arsenal gegen Swindon verlieren sah, hätten allerdings einige Aspekte des Birmingham-Spiels verwundert; selbst der 34-Jährige, der dieses Buch schrieb, hätte ein paar Erklärungen gebraucht. Zum Beispiel: Citys Führungstreffer gelang per Kopfball einem hünenhaften Serben, ein Holländer glich für Arsenal aus. Ein von einem russischen Klub ausgeliehener Nigerianer erzielte den Siegtreffer nach einem lachhaften defensiven Missverständnis zwischen einem Franzosen und einem Polen. Was waren das für Leute? Wieso spielten sie in einem nationalen Pokalfinale in Wembley? Und wieso hatte ich fast neunzig Pfund fürs Zuschauen bezahlt?
Der englische Fußball hat sich verändert, seitFever Pitch 1992 veröffentlicht wurde. Tatsächlich ist in den letzten zwanzig Jahren mehr passiert als in den siebzig oder achtzig Jahren zuvor. Das Spiel ist schneller und besser geworden, die Spieler sind fitter und technisch versierter. Unsere Stadien sind größtenteils sicher, aber die Eintrittskarten ruinös teuer und schwer zu ergattern, sodass das Publikum älter und ruhiger geworden ist. Schon allein deshalb ist so ungefähr jeder, der im letzten Jahrzehnt in der Premier League gespielt hat, Multimillionär; Anfang der Neunziger hingegen spielte Englands talentiertester Fußballer, Paul Gascoigne, in der reicheren und glamouröseren italienischen Liga. Inzwischen sind sowohl die Lire als auch ihr Lockruf verschwunden. Abonniert man einen Sportsender, kann man jeden Tag zwei oder drei Spiele sehen, die irgendwo in Europa ausgetragen werden. Ein Spiel der Premier League lässt sich leichter in New York oder auf den Kanarischen Inseln anschauen als in London, und man kann in jeder Bar der Welt mit irgendjemandem über Arsène Wengers scheinbar starrsinnige Verweigerung teurer Transfers diskutieren. Mein früher so grimmiges und unattraktives Team wurde plötzlich der Inbegriff ästhetischer Vollkommenheit und erlebte die womöglich großartigste Epoche seiner Geschichte: Ein paar verwirrende Jahre lang, von 1997 bis 2006, konnte ich jeden zweiten Samstag einige der besten Fußballer