: Barbara Hennings
: Ermutigung und Anerkennung Der Erziehungskompass nach Rudolf Dreikurs
: Kreuz
: 9783451801143
: 1
: CHF 6.30
:
: Familie
: German
: 192
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jedes Kind will anerkannt werden, seinen Beitrag leisten und zur Gemeinschaft dazugehören dürfen. Es ist neugierig auf die Welt und will sie kennen lernen. Die Kunst, mit Kindern umzugehen, liegt darin, diese Ressourcen zu nutzen und im Vertrauen auf die Fähigkeiten des Kindes eine entspannte Beziehung zu gestalten. Barbara Hennings zeigt ausführlich und anhand vieler Beispiele aus dem heutigen Familienalltag, wie das in der Praxis konkret aussieht und orientiert sich dabei an den Grundsätzen von Rudolf Dreikurs.

Barbara Hennings, geb. 1942, ist seit 1998 Encouraging-Trainerin und individualpsychologische Beraterin; Mutter von vier erwachsenen Kindern. Heute ist sie in der Erwachsenenbildung tätig.Website: www.barbara-hennings.de

Kapitel 4
Die bedeutenden Bs


Wenn ich Eltern frage, was Kinder brauchen, um zu gedeihen, antworten alle ungefähr gleich: Urvertrauen, Geborgenheit, Verständnis, Liebe. Das stimmt. Wie schaffen Eltern es, dass Kinder tief im Inneren wissen, dass die Eltern sie verstehen und lieben? Wie stellen Eltern sicher, dass die Liebesbotschaft ankommt?

Adler und Dreikurs haben uns vermittelt, wie wichtig das Zugehörigkeitsgefühl ist. Betty Lou Bettner, eine amerikanische Individualpsychologin, stellt dar, wie das entsteht. Sie zerlegt es sozusagen in seine Bestandteile. Sie nennt sie die»Crucial C’s, connect, capable, count, courage, die Kinder brauchen, um Gemeinschaftsgefühl entwickeln zu können. Sie spricht von »needs«, also Notwendigkeiten oder Bedürfnissen, die alle Menschen haben. Bedürfnis ist ein starkes Wort. Bedürfnisse sollten ernst genommen und erfüllt werden. In ihrem Buch »Die schöpferische Kraft – Wie Kinder ihre Persönlichkeit erschaffen« heißen die »Crucial C’s« die»Bedeutenden Bs«:

Verbunden sein, in Beziehung sein

Befähigt sein,sich fähig und kompetent fühlen

Bedeutsam sein, die Überzeugung haben, es kommt auf mich an, ich werde gebraucht

Beherzt sein, also Mut haben

Diese Bedürfnisse sind so wichtig, dass Kinder sie sichauf jeden Fall erfüllen. Das kann auf positive Weise geschehen oder auf negative, wie wir im Kapitel Notlösungen sehen werden.

Verbunden sein


Wir wissen aus der Entwicklungspsychologie, dass Babys Bindung brauchen, um zu gedeihen. Schon in den 50er Jahren sprach John Bowlby in England von der Notwendigkeit der Bindung von Säuglingen und Kleinkindern an eine feste Bezugsperson, um eine stabile Psyche zu entwickeln. Es dürfen auch mehrere sein, also Vater und Mutter und eine Tagesmutter oder Pflegemutter, solange diese Bindungen stabil sind. Es ist relativ leicht, mit einem Baby Verbindung aufzunehmen und zu halten. Das Lächeln und Plappern von Babys ist unwiderstehlich und ruft bei allen Eltern die gleiche Reaktion hervor: Sie lächeln zurück, machen seine Geräusche nach, sprechen ständig mit dem Kind, während sie es wickeln oder mit ihm spielen. Sie machen Fingerspiele, zeigen ihm Dinge, berühren es zärtlich, streicheln es. All dies schafft engen Kontakt und Beziehung. Schwieriger wird es, wenn die Kinder mobil werden, krabbeln und anfangen zu laufen, dann noch eigenständiger werden und mit dem ersten »Nein«, mit Trotz und den ersten Wutanfällen reagieren. In solchen Momenten ist es schwieriger, eine gute Beziehung zum Kind zu halten. Kinder können Eltern manchmal zur Weißglut bringen!

Kinder brauchen eine gute, liebevolle, warmherzige Beziehung zu ihren Eltern! Das ist emotionale Nahrung. Deshalb ertragen sie es kaum, wenn die Beziehung abreißt. Kritik, schimpfen, meckern, nörgeln, an allem etwas aussetzen, ständig ermahnen und verbessern, predigen, Vorwürfe machen, beschuldigen, klein machen oder beschämen unterbrechen die gute Verbi