: Carsten Uekötter
: Der Ruhrpott für die Hosentasche Was Reiseführer verschweigen
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104033952
: 1
: CHF 10.00
:
: Listenbücher
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
*** Das kleinste Buch über die größte Region Europas *** Hinter Duisburg ist die Welt zu Ende. Wer was anderes erzählt, lügt. Warum das Ruhrgebiet seinen Vorurteilen meilenweit voraus ist und alles, was man über das Leben im Revier sonst noch nie wusste, steht in diesem Buch. Was macht Bob Dylan am Rhein-Herne-Kanal? Warum küsst Ronaldo seine Julia unterm Mond von Wanne-Eickel und was hat Schalke damit zu tun? Woher kam der Steiger und wo ging er hin? Weshalb schieben Hunderttausende freiwillig eine Extraschicht? Da bisse platt: Ungewöhnliches und Unvermutetes über Land, Leben und Kultur zwischen Rhein und Ruhr, zusammengetragen und schwungvoll zu Tage gefördert von Carsten Uekötter.

Carsten Uekötter hat in Münster Wirtschaft und in Gelsenkirchen Journalismus& PR studiert. Er war viele Jahre unter anderem als freier Journalist für die »Westfälischen Nachrichten« und die »Westdeutsche Allgemeine Zeitung« tätig. Heute arbeitet er als freiberuflicher Kommunikationsberater und Texter.

Der Ruhrpott ist religiös


»Gönn dein Nachbar alles, watter hat, die Frau, die Blagen, dat Auto, die Weltreisen und wat sonz noch alles.« So klingen die Zehn Gebote auf Ruhrdeutsch. Knapp70 % der Menschen im Ruhrgebiet sind entweder Mitglied in der römisch-katholischen oder der evangelischen Kirche. Da hat der ehemalige Essener Pfarrer Walther Henßen die Zehn Gebote unter der Überschrift »Wat Sache is« ins Ruhrdeutsche übersetzt und daraus ein Buch gemacht. Die übrigen rund30 % der Menschen sind Anhänger anderer Glaubensrichtungen oder konfessionslos.

 

Das Leben und Arbeiten der Bergleute war schon immer eng mit der Kirche verknüpft. Bei einem Beruf, bei dem jeder Arbeitstag der letzte sein kann, ist Glaube wichtig. Die Bergleute vertrauen deshalb auf ihre Schutzpatronin, die heilige Barbara, zu deren Gedenken die katholische Kirche an jedem4. Dezember den Barbaratag feiert. Die Beziehung zum Bergbau entstammt der Legende der heiligen Barbara. Es heißt, die zum Ende des dritten Jahrhunderts in Kleinasien lebende Barbara wollte sich dem Christentum zuwenden, was ihr Vater jedoch zu verhindern versuchte. Als sie vor ihrem Vater floh und nach einem Versteck suchte, tat sich wie durch ein Wunder eine Bergspalte auf, durch die sie entkommen konnte. Ihr Vater fand sie dennoch, tötete sie und machte sie damit im Jahr306 zur Märtyrerin, die bis heute für Stand- und Wehrhaftigkeit steht. Da ein Berg zunächst ihr Leben rettete, wurde sie zur Schutzheiligen der Bergleute. Neben den verschiedenen nach der heiligen Barbara benannten Institutionen und zu ihren Ehren aufgestellten Statuen gibt es im Ruhrgebiet weitere interessante Bauten, anhand deren sich die facettenreiche Religiosität der Region entdecken lässt.

Bethaus im Muttental

Was heute eine Besonderheit ist, gab es im neunzehnten Jahrhundert im Ruhrgebiet grob gesagt an jeder Ecke. Das Bethaus im Muttental in Witten wurde1830 erbaut und ist heute einzigartig im Ruhrgebiet. In diesen Bethäusern versammelten sich die Bergleute vor und nach der täglichen Schicht zum Gebet. Gleichzeitig dienten die Bethäuser als Sammelstelle vor der Einfahrt in den Stollen. In das Haus war eine Schmiede integriert, in der das Werkzeug der Bergleute direkt vor Ort repariert werden konnte. Das Bethaus im Muttental steht unter Denkmalschutz und beherbergt unter anderem die Ausstellung »Vom Bethaus zur Kohle – Bergbaugeschichte im Wittener Muttental und Ruhrtal« des Westfälischen Industriemuseums.

Heimkehrer-Dankeskirche Bochum

Die katholische Heimkehrer-Dankeskirche ist schon allein wegen ihres Namens einmalig in Deutschland. Doch was hat es mit der ungewöhnlichen Namenswahl auf sich?1949 kehrte Pfarrer August Halbe aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück nach Bochum. Als Dank für sein Überleben baute er zusammen mit weiteren heimgekehrten Kriegsgefangenen eine Kirche. Und zehn Jahre später, im Jahr1959, wurde die Kirche eingeweiht und steht seit2005 unter Denkmalschutz. Um an die Leiden der deutschen Kriegsgefangenen zu erinnern, befindet sich in der Krypta ein Museum, das sich deren Schicksal widmet.

Tafelkirche Heilige Familie Oberhausen

Die1958 eingeweihte und vom Architekten Rudolf Schwarz entworfene Kirche Heilige Familie in Oberhausen wurde im Z