: Marcel Proust
: Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen Auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Im Schatten der jungen Mädchen + Die Herzogin von Guermantes (Band 1&2) + Tage der Freuden + Weltlichkeit und Melomanie + Das Ende der Eifersucht und mehr
: e-artnow
: 9788026825593
: 3
: CHF 1.80
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 3000
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Gesammelte Werke: Romane + Erzählungen' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Marcel Proust (1871-1922) war ein französischer Schriftsteller und Kritiker. Prousts Hauptwerk ist Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (À la recherche du temps perdu) in sieben Bänden. Dieser monumentale Roman ist eines der bedeutendsten erzählenden Werke des 20. Jahrhunderts. 'Im Schatten der jungen Mädchen' und 'Die Herzogin von Guermantes' sind die zwei Teile dieses Werkes. Inhalt: Im Schatten der jungen Mädchen Die Herzogin von Guermantes (Band 1&2) Tage der Freuden: Der Tod des Baldassar Sylvandre, Freiherrn von Sylvanie Violante oder die Weltlichkeit Fragmente einer italienischen Komödie Weltlichkeit und Melomanie Trauriger Landaufenthalt der Madame de Breyves Die Beichte eines jungen Mädchens Das große Diner Trauer und Träume in allen Regenbogenfarben Das Ende der Eifersucht Im Schatten der jungen Mädchen: Der Roman spielt im Frankreich des Fin de siècle in der gehobenen Gesellschaft. Ein Ich-Erzähler berichtet von seinem Leben und vom Vorgang des Erinnerns. Der Ich-Erzähler stammt aus einer Familie des Pariser Bürgertums, die den Sommer üblicherweise bei Verwandten auf dem Land verbringt. Der Erzähler verbringt die Sommerfrische in dem fiktiven Badeort Balbec, ein Großteil der Handlung spielt im dortigen Grandhotel. Hier verliebt sich der Ich-Erzähler erstmals in die junge Albertine. Die Herzogin von Guermantes: Der Ich-Erzähler steigt in der Welt des Adels auf und besucht die Salons. Hier macht er sich über das leere Geplauder der Menschen lustig, aber er ist auch fasziniert und kann sich nicht von ihnen trennen, um sein Werk zu schaffen. Die politischen Affären seiner Zeit interessieren ihn kaum. Er bekommt nur mit, dass die Dreyfus-Affäre es manchen Personen erlaubt, gesellschaftlich aufzusteigen, während sie andere zum Abstieg zwingt...

Diese Veränderung war vielleicht nicht so ungewöhnlich, wie Herr von Norpois sie fand. Odette hatte nicht geglaubt, daß Swann sie schließlich heiraten werde; so oft sie ihm in deutlicher Absicht mitteilte, daß ein Mann der Gesellschaft seine Geliebte geheiratet habe, sah sie ihn eisiges Schweigen bewahren und auf ihre direkte Frage: »Du findest nicht, daß sich das schickt? Ist das, was er tut, nicht sehr schön für eine Frau, die ihm ihre Jugend geschenkt hat« – höchstens trocken erwidern: »Ich sage nichts dagegen. Jeder nach seiner Art.« Sie war sogar nahe daran, zu glauben, er werde sie ganz im Stich lassen, wie er es in Augenblicken des Zorns manchmal androhte. Hatte sie doch erst kürzlich von einer Bildhauerin sagen hören: »Man kann sich von seiten der Männer auf alles gefaßt machen, sie sind so knotig.« Die Tiefgründigkeit dieser pessimistischen Maxime hatte sie betroffen, sie hatte sie sich zu eigen gemacht, wiederholte sie alle Augenblicke und sah dabei so mutlos aus, als wollte sie sagen: »Es ist gar nicht ausgeschlossen, ich habe eben kein Glück.« Und langsam wich alle Kraft aus dem optimistischen Grundsatz, der bisher Odette durch das Leben geleitet hatte: »Man kann mit Männern, die uns lieben, alles anstellen, sie sind so idiotisch.« (Dieser Grundsatz kam in ihrem Gesicht mit demselben Augenzwinkern zum Ausdruck, das etwa Wendungen hätte begleiten können wie: »Keine Angst, es geht nichts entzwei.«) Damals litt Odette bei dem Gedanken, was wohl von Swanns Benehmen die oder jene ihrer Freundinnen halten mochte, die von einem Mann geheiratet wurde, mit dem sie nicht so lange zusammenlebte wie sie mit Swann, und von dem sie kein Kind hatte, die nun verhältnismäßig geachtet dastand und zu den Bällen im Elysee geladen wurde. Ein tieferdringender Geist als Herr von Norpois hätte durchaus die Diagnose stellen können, es sei dies Gefühl der Demütigung und Schande, was Odette verbitterte; der diabolische Charakter, den sie zur Schau trug, sei nicht ihr Wesen, nicht ein Übel, für das es keine Heilung gibt; er hätte leicht vorhersehen können, was nun wirklich geschah, daß nämlich durch das neue Regime, das Regime der Ehe, mit fast magischer Geschwindigkeit die peinlichen Vorkommnisse aufhörten, die sonst an der Tagesordnung, aber durchaus nicht mit Odettes Wesen organisch verwachsen waren. Fast alle wunderten sich über die Heirat, und gerade das ist verwunderlich. Zwar begreifen nur wenige den rein subjektiven Charakter des Phänomens Liebe und die Art, wie dabei eine ergänzende Person geschaffen wird, die von der offiziellen Trägerin ihres Namens verschieden ist, eine Person, zu deren Schöpfung wir die meisten Elemente dem eignen Wesen entnehmen. Auch finden es nur wenig Leute natürlich, daß ein Wesen (das eben nicht mehr identisch ist mit dem, welches sie sehen) für uns mit der Zeit so ungeheure Proportionen annehmen kann. Gleichwohl hätte man sich in Odettes Fall über eines Rechenschaft geben können: wenn sie auch sicherlich Swanns Geist nie in seinem ganzen Umfange begriffen hatte, so kannte sie wenigstens die Titel und alle Einzelheiten seiner Arbeiten, und der Name Ver Meer war ihr ebenso vertraut wie der ihres Schneiders; an Swann kannte sie sehr genau die Charakterzüge, welche die anderen Menschen an einem nicht kennen oder komisch finden, und von denen nur eine Schwester oder eine Geliebte ein ähnliches Bild liebevoll in sich trägt; hängen wir doch selbst so sehr an solchen Zügen unseres eigenen Wesens, auch wenn es die sind, die wir am ehesten ändern möchten; und gerade weil eine Frau sie mit gewohnter Nachsicht und mit freundschaftlichem Spott behandelt, ähnlich wie wir selbst und unsere Eltern, haben alte Liebschaften etwas von der Süße und Stärke der Familienbande. Was uns mit einem Wesen verbindet, wird geheiligt, wenn es sich bei der Beurteilung unserer Mängel auf denselben Standpunkt wie wir stellt. Von den besonderen Zügen waren bei Swann manche ebensosehr seinem Geist wie seinem Charakter eigen, da aber auch die geistigen im Charakter ihre Wurzel hatten, konnte Odette sie leicht erkennen. Wenn Swann sich mit literarischen Arbeiten beschäftigte und Studien veröffentlichte, beklagte sie sich darüber, daß diese Züge seines Wesens nicht so deutlich herauskamen wie in seinen Briefen oder seiner Unterhaltung, die ganz von ihnen erfüllt waren. Sie riet ihm, auch in seine Arbeiten diesen Teil seines Wesens eintreten zu lassen. Das hätte sie gern gesehen, weil es ihre Lieblingszüge waren; da aber diese Vorliebe darauf beruhte, daß sie so besonders eng zu seinem Wesen gehörten, hatte sie vielleicht gar nicht unrecht, zu wünschen, sie sollten in seinen Schriften mehr hervortreten. Vielleicht meinte sie auch, lebendigere Werke würden ihm endlich zum Erfolge und dadurch ihr zu dem verhelfen, was sie bei den Verdurin über alles zu schätzen gelernt hatte: zu einem Salon.

Unter den Leuten, die diese Ar