: Stefanie Becker, Hermann Brandenburg (Hrsg.)
: Becker, Brandenburg
: Lehrbuch Gerontologie Gerontologisches Fachwissen für Pflege- und Sozialberufe - Eine interdisziplinäre Aufgabe
: Hogrefe AG
: 9783456753430
: 1
: CHF 31.90
:
: Pflege
: German
: 440
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Für eine professionelle Pflege und Betreuung alter Menschen sind gründliche Kenntnisse der Gerontologie unerlässlich. Das Lehrbuch der Gerontologie vermittelt diese Grundlagen, schlägt Brücken zwischen den Disziplinen und leistet Verständigungsarbeit zwischen Pflege und sozialer Arbeit. Das erfahrene Herausgeberteam: · führt in die theoretischen Grundlagen von Pflege, Sozialer Arbeit und Altern ein · skizziert Lebenslagen der Sozialpolitik, sozialen Sicherung und sozialen Ungleichheit · stellt Lebenslagen bzgl. demographischer Trends und ihren Auswirkungen auf Soziale Arbeit und Pflege dar und beschreibt Lebenslagen pflegerischer Versorgung · beschreibt Grundzüge der Ethik für Pflege und Soziale Arbeit · analysiert Konzepte von Autonomie, Normalität und Empowerment · stellt Aufgaben- und Einsatzfelder sowie Interventionen, Ansätze und Methoden vor · zeigt Möglichkeiten und Grenzen der Professionalisierung · fördert und vermittelt mit seinem Text die beiderseitige Kenntnis, den Dialog und die Zusammenarbeit der Disziplinen. · erarbeitet ein eigenständiges Profil der gerontologischen Grundlagen in den Disziplinen Pflege und Sozialarbeit · didaktisiert und strukturiert den Text mit Einführungen, Lernzielen, Fallbeispielen, Aufgaben, Kontroversen, Schlussfolgerungen und weiterführenden Literaturhinweisen.
2 Gerontologie – eine interdisziplinäre Wissenschaft (S. 21-22)
Stefanie Becker

Zusammenfassung

Die Auswirkungen des demografischen Wandels und einer Gesellschaft des langen Lebens sind in fast allen gesellschaftlichen Bereichen spürbar. Daher sind in vielen Arbeitsfeldern heute gerontologische Kenntnisse erforderlich, um mit dem Phänomen des Alters bzw. Alterns angemessen und produktiv umzugehen. Das gilt für den Bereich der Bildung ebenso wie für die Arbeitswelt, die Stadtentwicklung, die technologische Entwicklung und – insbesondere – für die Pflege und Soziale Arbeit. Grundkompetenzen der Gerontologie bzw. grundlegendes gerontologisches Fachwissen sind in verschiedenen Arbeitsbereichen und damit unterschiedlichen Disziplinen zunehmend gefragt.

Wie in der Einleitung dargelegt, verstehen wir die Gerontologie (Altersbzw. Alternswissenschaft) und ihre Erkenntnisse als Grundlage für eine qualitativ hochstehende professionelle Tätigkeit im Altersbereich. In dieser Eigenschaft kann gerontologisches Fachwissen helfen, eine Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen zu schlagen und als gemeinsame Kommunikations- und Verständnisgrundlage dienen. Dies vor allem, weil sich Gerontologie als interdisziplinäre Wissenschaft versteht. In diesem Kapitel sollen daher zunächst das Selbstverständnis der Gerontologie und ihre sich daraus ergebende mögliche Vermittlerrolle erläutert werden, da sie die Grundlage und Hintergrundfolie darstellt, vor der die weiteren Kapitel dieses Buches zu lesen sein werden.

Lernziele:

- Gerontologie als interdisziplinäre Wissenschaft kennenlernen.
- Ein erstes Verständnis von Gerontologie und der Bedeutung gerontologischen Fachwissens in der Pflege und Betreuung älterer Menschen erhalten.
- Die Unterschiede zwischen Multi-, Inter- und Transdisziplinarität kennenlernen.
- Die Bedeutung gerontologischen Fachwissens für die eigene Berufstätigkeit in Pflege oder Sozialer Arbeit reflektieren.

Einführung

Die Gerontologie als wissenschaftliches Forschungsgebiet und praktische Tätigkeit verdankt ihre Entwicklung vor allem Strömungen im 20. Jahrhundert, die einerseits von wachsendem Bewusstsein über die älteren und wachsenden Bevölkerungsanteile und andererseits durch eine damit verbundene Defizitorientierung (s. a. Kap. 3) geprägt waren. Die Erhöhung der Lebenserwartung bei Frauen auf durchschnittlich 84,6 Jahre und bei Männern auf 80,2 Jahre bei der Geburt sowie die damit verbundene Chance der Langlebigkeit haben dazu geführt, dass die Lebensphase Alter einen wachsenden Anteil an der Gesamtlebenszeit ausmacht und sich durch hohe inter- und intraindividuelle Variabilität (Lehr, 2007) und Vielfalt auszeichnet. Zentrale Trends dieser demografischen Veränderungen, die auch die Handlungsfelder der Sozialen Arbeit und der Pflege mit älteren Menschen zunehmend prägen, sind:

- Individualisierung: Die Lebensverläufe und -lagen im Alter sind heute weitaus weniger normativ und standardisiert.
- Singularisierung: Die veränderten Familienstrukturen und die alt gewordene Kriegsgeneration führen zu einer hohen Anzahl alleinstehender alter Menschen in unserer Gesellschaft (vor allem Frauen).
- Multimorbidität: Mit steigendem Alter werden Mehrfacherkrankungen wahrscheinlicher und damit geeignete Versorgungs- und Unterstützungsangebote notwendig. Dazu zählen auch spezifische Bedarfslagen, wie z. B. chronische Erkrankungen oder Demenz.
Lehrbuch Gerontologie4
Inhaltsverzeichnis6
Danksagung14
Geleitwort16
1. Gerontologisches Fachwissen und Interdisziplinarität: Warum?18
1.1 Welche Zielgruppen sind angesprochen?19
1.2 Worum geht es in diesem Buch?19
2. Gerontologie – eine interdisziplinäre Wissenschaft22
2.1 Einführung23
2.2 Gerontologie – ein Definitionsversuch24
2.3 Interdisziplinarität der Gerontologie26
2.4 Schlussfolgerung34
2.5 Literatur35
3. Theorien des Alters und des Alterns38
3.1 Einführung39
3.2 Theorien – eine erste Annäherung40
3.3 Theorien in der Gerontologie – die Klassiker43
3.4 Multidisziplinäre Perspektiven des Alter(n)s51
3.5 Abseits vom Mainstream: Vern Bengtson66
3.6 Schlussfolgerungen68
3.7 Literatur71
4. Altern und Pflege76
4.1 Einführung77
4.2 Entwicklungen und Perspektiven77
4.3 Zentrale Aufgaben der Pflege83
4.4 Settings88
4.5 Bildungsfragen92
4.6 Verbände und Politik94
4.7 Schlussfolgerungen95
4.8 Literatur96
5. Altern und Soziale Arbeit98
5.1 Soziale Arbeit und Altern – Entwicklungslinien100
5.2 Soziale Arbeit und Soziale Gerontologie – Positionen und Tendenzen in Theorie und Praxis102
5.3 Theorie- und Identitätsbildung in der Sozialen Arbeit und Sozialen Gerontologie106
5.4 Zusammenfassung und Ausblick111
5.5 Literatur112
6. Alterssozialpolitik, soziale Sicherung und soziale Ungleichheit (D, CH, A)118
6.1 Einführung119
6.2 Theorierahmen120
6.3 Wohlfahrtsstaatstypologischer Vergleich121
6.4 Alterssicherung122
6.5 Krankenversicherung und Gesundheitswesen127
6.6 Langzeitpflege132
6.7 Migration und Alter138
6.8 Bürgersolidarität: Freiwilliges Engagement und Sozialkapital142
6.9 Die Relevanz für die Soziale Arbeit und die Alterspflege147
6.10 Schlussfolgerungen150
6.11 Debatten und Kontroversen150
6.12 Literatur151
7. Demografisch-gesellschaftliche Wandlungen und soziale Folgen162
7.1 Einführung163
7.2 Lebensphasen in einer dynamischen Gesellschaft mit hoher Lebenserwartung164
7.3 Phasen des Alters – vom Seniorenalter zur Hochaltrigkeit166
7.4 Lebenslagen im dritten Lebensalter – ausgewählte Feststellungen173
7.5 Lebenslagen im vierten Lebensalter – Lebenssituationen Hochaltriger178
7.6 Schlussfolgerungen180
7.7 Debatten und Kontroversen181
7.8 Literatur183
8. Anforderungen an eine professionelle Pflege in einer alternden Gesellschaft186
8.1 Einführung187
8.2 Gelebte Erfahrung von Gesundheit und Krankheit189
8.3 Imageprobleme und Attraktivität190
8.4 Qualität und Zufriedenheit192
8.5 Integration und Koordination193
8.6 Anforderungen und Kompetenzen194
8.7 Debatten und Kontroversen196
8.8 Literatur199
9. Mut zur gut begründeten Entscheidung204
9.1 Einführung205
9.2 Universale moralische Prinzipien und Stationen ihrer historischen Entwicklung206
9.3 Ethik und menschliches Handeln208
9.4 Weitere Ansätze zur Theorie ethischen Handelns211
9.5 Ethische Konflikte im Spannungsfeld zwischen idealer Lösung und pragmatischem Kompromiss216
9.6 Debatten und Kontroversen223
9.7 Schlussfolgerung225
9.8 Literatur226
10. Autonomie230
10.1 Einführung231
10.2 Begriffsbestimmung und Tradition des heutigen Autonomieverständnisses232
10.3 Autonomie im Kontext von Krankheit, Behinderung und Alter233
10.4 Autonomie als Polaritäten237
10.5 Würdigung und kritische Einschätzung der Autonomiedebatte und -konzepte239
10.6 Autonomiekonzept als Verhältniskonzept240
10.7 Autonomie und verantwortungsvolle Handlungspraxis243
10.8 Schlussfolgerung und Ausblick245
10.9 Literatur245
11. Empowerment250
1