: Johanna Spyri
: Geschichten für Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben Heimatlos + Moni + Heidi + Rosenresli + Was die Großmutter gelehrt hat und mehr (mit Illustrationen)
: e-artnow
: 9788026825449
: 1
: CHF 1.80
:
: Kunst, Musik
: German
: 295
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses eBook: 'Geschichten für Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben: Heimatlos + Moni + Heidi + Rosenresli + Was die Großmutter gelehrt hat und mehr (mit Illustrationen)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Johanna Spyri (1827-1901) war eine Schweizer Jugendschriftstellerin und die Schöpferin der bekannten Romanfigur Heidi. Inhalt: Heimatlos Heidis Lehr-und Wanderjahre Heidi kann brauchen, was es gelernt hat Beim Weiden-Joseph Rosenresli Der Toni vom Kandergrund In sicherer Hut Wo Gritlis Kinder hingekommen sind Und wer nur Gott zum Freunde hat, dem hilft er immer wieder Moni der Geißbub Was die Großmutter gelehrt hat Vom This, der doch etwas wird Am Felsensprung Einer vom Hause Lesa (Die Kinder vom Lesahof: Das Lied des Berges) Kornelli wird erzogen

Elftes Kapitel.
Eine lange Reise.


Rico hatte sich an jenem Sonntagabend in seiner dunkeln Kammer auf seinen Stuhl gesetzt. Da wollte er bleiben, bis die Base zu Bett gegangen war.

Nachdem Stineli die Entdeckung gemacht hatte, wie die Reise nach dem See auszuführen wäre, kam Rico die Sache so leicht vor, daß er sich nur noch besinnen wollte, wann er am besten gehen könne, denn er hatte ein Gefühl davon, die Base würde ihn vielleicht zurückhalten, wenn er schon wußte, daß er ihr nicht stark mangeln würde.

Als sie dann beim Heimkommen so auf ihn losschalt, dachte er: »So will ich gleich auf der Stelle gehen, sobald sie im Bette ist.«

Als er nun so im Dunkeln auf seinem Stuhl saß, dachte er nach, wie angenehm es sein werde, wenn er nun viele Tage lang die Base nie mehr werde schelten hören, und welche große Büschel von den roten Blumen er dem Stineli mitbringen wolle, wenn er zurückkomme. Und dann sah er die sonnigen Ufer und die violetten Berge vor sich und war entschlafen.

Er war aber nicht in einer sehr bequemen Lage, denn die Geige hatte er nicht aus der Hand gelegt; so erwachte er wieder nach einiger Zeit, es war aber noch ganz dunkel. Nun kam ihm aber gleich alles klar in den Sinn. Er war noch in seinem Sonntagswämschen, das war gut; seine Kappe hatte er noch von gestern her auf dem Kopf, die Geige nahm er unter den Arm, und so ging er leise die Treppe hinunter, schob den Riegel weg und zog in die kühle Morgenluft hinaus.

Über den Bergen fing es schon leise an zu tagen und in Sils krähten die Hähne. Er ging tüchtig drauf los, damit er von den Häusern weg und auf die große Straße komme. Nun war er da und wanderte vergnügt weiter, denn da war ihm alles so wohl bekannt, er war oft mit dem Vater da hinaufgegangen. Wie lang es aber ging, bis man auf den Maloja kam, wußte er nicht mehr so recht, und es kam ihm lange vor, als er schon mehr als zwei gute Stunden immerfort gewandert war.

Aber nun kam nach und nach der helle Tag, und als er nach noch einer guten Stunde auf dem Platze vor dem Wirtshaus oben am Maloja angekommen war, da, wo er oft mit dem Vater die Straße hinuntergeschaut hatte, da lag ein sonniger Morgen über den Bergen und die Tannenwipfel waren alle wie von Gold. Rico setzte sich an den Rand der Straße nieder, er war schon recht müde, und nun merkte er auch, daß er nichts mehr gegessen hatte seit dem vorhergehenden Mittag. Aber er war nicht verzagt, denn nun ging es bergab und nachher konnte unversehens der See kommen. Wie er so dasaß, kam der große Postwagen herangerasselt; den hatte er schon oft gesehen, wenn er bei Sils vorbeifuhr, und immer dabei gedacht, das höchste Glück auf Erden genieße ein Kutscher, der immerfort mit einer Peitsche auf einem Bock sitzen und fünf Rosse regieren könne. Nun sah er einmal den Glücklichen in der Nähe, denn der Postwagen hielt still, und Rico verwa