»Wir sind sehr glücklich, dass die Koalition sich so schnell einig geworden ist«, äffte Sophie den Pressesprecher des Bundestags nach und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Die Türen schlossen sich, und Sophie warf empört ihre kupferroten Locken über die Schulter. »Sie sind sich einig über ein Autobahngesetz. Herzlichen Glückwunsch!« Sie schnaubte.
Maren lehnte sich hinter Sophie an die Wand und lächelte. »Als wärst du nicht auch froh, dass es so schnell ging.«
Sophie drehte sich um und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir sind seit drei Tagen in Berlin. DREI Tage! In welcher Zeitrechnung ist das schnell? In drei Tagen werden andere Menschen weltberühmt.«
»Und andere werden vergessen«, fügte Maren an und massierte sich gähnend die Schläfen.
Sophie nickte zustimmend. »Ganz genau. Deshalb bin ich zur BLITZ gegangen. Wegen den großen Dramen der Schönen und Berühmten. Nicht wegen einer blöden Autobahn.«
»Jetzt ist’s ja vorbei«, sagte Maren und sah zur Stockwerkanzeige. Zweite Etage, dritte Etage … »Und gib’s zu: Du hast deinen Aufenthalt hier im Adlon doch genossen, oder nicht?«
Sophie wog ihren Kopf hin und her. »Schon, aber ich hätte es noch mehr genossen, wenn ein Hollywoodstar der Grund für unseren Trip nach Berlin gewesen wäre.«
»Sophie, das Leben besteht nicht nur aus Ruhm und Glamour, sondern auch aus politischen Entscheidungen. Die betreffen uns doch alle.« Der Fahrstuhl hielt im vierten Stock des Berliner Luxushotels, und Maren trat auf den Flur hinaus.
Sophie folgte mit klackernden Absätzen. »Natürlich. Ich habe nichts gegen Politik, schick mich zur Merkel oder zum Obama, und ich liefere dir ein feines Interview. Aber ich will nicht über die Länge von Autobahnen und die Höhe von Mautgebühren schreiben. Ich will nicht mal was davon hören!« Sie schnaufte und stöckelte dann an Maren vorbei. Ihre Krokoledertasche schlug gegen ihre Beine, und ihre Locken wehten hinter ihr her, als sie überholte. Schließlich stellte sie sich Maren in den Weg, die Hände in die runden Hüften gestemmt. Die olivgrüne Tasche baumelte an ihrem Handgelenk, ihre Fingernägel waren im gleichen Grünton lackiert und das knallrote Kleid bot wie immer einen atemberaubenden Kontrast. »Aber lassen wir das.«
Maren lachte leise auf. »Genau, lassen wir es. Ich will jetzt nur noch in die Badewanne und ins Bett, bevor wir morgen den ersten Flieger nach Hamburg nehmen und uns auf dieses Festival im Hafen stürzen, über das Stein gern auch noch eine Reportage hätte.«
»Bist du verrückt?«
»Ich? Die Flüge hat doch Lori gebucht. Ich war von Anfang an nicht begeistert von diesen Zeiten.«
»Was?« Sophie runzelte die Stirn. »Nein, ich meine deinen Plan, jetzt schlafen zu gehen. Es ist Samstagabend. Wir gehen heute noch feiern.« Sie nickte wie eine Kaiserin, die einen Befehl erlassen hat.
Maren schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Du kannst gern allein gehen und Party machen. Ich treff dich dann morgen am Flughafen.« Sie wollte an Sophie vorbeigehen, aber die legte ihre sorgfältig manikürten Fingernägel auf Marens Unterarm.
»Du kommst mit. Wir gehen ins Berghain.«
»Berghain?«, fragte Maren.
»Süße?« Sophies Stimme klang streng. »Wann warst du das letzte Mal tanzen?«
Maren runzelte die Stirn, strich ihre kinnlagen blonden Haare zurück und wollte gerade antworten, als Sophie triumphierend den Finger hob. »Ha! Zu lange überlegt. Wenn du erst noch die Wochen in deinem Kopf zählen musst, dann ist es allerhöchste Eisenbahn. Du bist doch ke