: Jaden Tanner
: Im Visier der Lust - Mein geheimes Verlangen
: beHEARTBEAT
: 9783732501922
: Mein geheimes Verlangen
: 1
: CHF 0.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 120
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Seitdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, verbringt Janine ihre Abende mit ausführlichen Spaziergängen und ihrem Hund. Eines Abends entdeckt sie einen VW-Bus, den sie an den darauffolgenden Abenden immer wieder sieht. Janine packt die Neugierde. Sie schleicht sich heran, sieht durch ein Fenster und entdeckt ein Pärchen beim Sex. Auch das Pärchen bemerkt Janine und sieht sie auffordernd an.

Janine ist schockiert, fühlt sich zugleich aber seltsam erregt. Sie läuft nach Hause zurück, doch das Erlebte lässt sie nicht los. Immer wieder muss sie an das Pärchen denken, das es wild in der Öffentlichkeit treibt. Janine stellt sich vor, sie selbst wäre die Frau im Bus und würde von fremden Leuten beim Sex beobachtet werden. Sie beschließt noch einmal zurückzugehen ...

Mein geheimes Verlangen erzählt die Geschichten von Frauen im besten Alter und der Erfüllung ihrer heimlichsten erotischen Wünsche.

»Dies ist die Mailbox von Mark Wahlmann. Ich bin leider nicht zu sprechen, aber Sie können mir gern eine Nachricht hinterlassen – ich melde mich später.«

Ich atme tief durch und warte auf den Signalton. »Janine hier. Sag mal, wo steckst du denn? Hast du mich etwa vergessen?« Mit einem Lachen, das mir ein wenig schwerfällt, drücke ich die rote Taste und lege das Handy zur Seite. Zum wiederholten Male an diesem Abend blicke ich auf meine Armbanduhr. Es ist gleich halb neun, dabei waren wir um acht Uhr verabredet, um mit einem romantischen Abend ins Wochenende zu starten.

Enttäuscht über die Abwesenheit meines Freundes wandere ich lustlos durch meine Wohnung. Obwohl wir schon seit acht Jahren ein Paar sind, haben wir nie ernsthaft darüber nachgedacht zusammenzuziehen. Besonders Mark hat immer Wert darauf gelegt, für alle Fälle eine Rückzugsmöglichkeit zu haben. Im Grunde genommen ist mir das egal, denn wir verbringen sowieso die meiste Zeit in meiner Wohnung. Sie liegt in einem Sechs-Parteien-Mietshaus am Stadtrand und ist ein wenig größer als Marks Junggesellenbude mitten in der City.

Im Schlafzimmer bleibe ich vor dem Schrank mit dem großen Spiegel stehen und betrachte mich kritisch. Für den Abend habe ich mich extra in Schale geworfen. Die schulterlangen, dunkelblonden Haare habe ich zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden, mein Make-up ist dezent, aber etwas kräftiger als im Alltag. Dazu habe ich einen Hauch Coco Mademoiselle von Chanel aufgelegt – einen Duft, den Mark sehr an mir mag. Ich trage das kleine schwarze Minikleid, das Mark mir vor einiger Zeit von einer Geschäftsreise aus Paris mitgebracht hat. Es ist tief ausgeschnitten und zeigt den Ansatz meiner Brüste. An der Taille ist es eng gearbeitet und mündet in einen figurbetonten Rock, der etwa zwei Handbreit über dem Knie endet. Die neuen High Heels von Laura Biagiotti haben ein Heidengeld gekostet, doch das waren sie mir Wert –schließlich möchte ich meinem Freund gefallen. Unter dem hauchdünnen Kleid, das sich wie eine zweite Haut an meinen Körper schmiegt, trage ich halterlose Nylons und Spitzenwäsche – man weiß ja nie, wie ein romantischer Abend mit dem eigenen Traummann endet. Bei dem Gedanken an die bevorstehende heiße Nacht spüre ich ein leichtes, angenehmes Ziehen in meinen Brüsten, das sich in einer heißen Spur bis in den Schoß ausbreitet.

Mit einem wehmütigen Seufzen wird mir bewusst, dass wir in letzter Zeit viel zu selten miteinander geschlafen haben. Sex ist zu einer Nebensache geworden, die keine große Beachtung mehr findet.

Ich betrachte unser eingeschlafenes Liebesleben als den Preis für einen Alltag, der uns – so wie viele andere Paare auch – irgendwann eingeholt und überrollt hat. Ich arbeite als Altenpflegerin in Wechselschicht im Haus Sonnenblick, einem kleinen, privat geführten Heim, während Mark in der Verwaltung eines mittelständischen Unternehmens tätig ist, das augenblicklich kräftig expandiert und ihm eine Menge abverlangt.

Die wenigen gemeinsamen Stunden am Abend verbringen wir damit, uns auszuruhen. Lange Gespräche, wie wir sie früher geführt haben, gibt es so gut wie nie, und gemeinsam gelacht haben wir auch schon ewig nicht mehr. Ein wenig fühle ich mich, als wären wir ein altes, eingestaubtes Ehepaar, das nur noch nebeneinanderher leb