KAPITEL 1
Chess Tuesday war den ganzen Morgen lang mit Stehlen beschäftigt gewesen. Ihre Brüder Box und Splinter auch, aber die waren in einem anderen Teil der Stadt unterwegs. Splinter hatte gemeint, es wäre besser so. Sie dabeizuhaben, war momentan zu gefährlich, hatte er gesagt – wenn sie tatsächlich beobachtet wurde. Chess dachte gerade über Splinters Worte nach, als sie einen Stoß gegen die Brust bekam und hintenüber auf das Pflaster fiel. Die Tüte, die sie bei sich hatte, hielt sie fest umklammert.
«Zieh Leine, Kanalratte», sagte ein Mann, der sich über sie beugte. Seinem Overall nach zu urteilen, war er in einem der Läden angestellt, an denen sie vorbeigegangen war.
Wollte ich ja gerade, dachte Chess.Ich habe doch niemanden belästigt. Aber sie sagte nichts. Sie blieb einfach mit hochgezogenen Schultern auf dem Pflaster sitzen.
Jemand trat ihr ins Kreuz. Es tat weh und sie verdrehte den Hals, um hinter sich zu schauen. Sie sah eine Frau, die ein kleines Mädchen an der Hand hielt und sie anfunkelte. «Mach, dass du wegkommst», schnaubte die Frau. «Beweg dich, du dreckiges Miststück.»
Mehr Menschen blieben stehen und starrten.
Zu viel Aufmerksamkeit, zu viele Leute, die herschauen, dachte Chess. Jemand versetzte ihr einen Tritt gegen den rechten Arm, kurz oberhalb des Ellbogens.
Sie hatte Angst. Box oder Splinter hätten gewusst, was zu tun war, sie aber blieb nur zusammengekauert auf dem Bürgersteig hocken und umklammerte die Tüte. Ein Speichelklumpen traf sie unter dem rechten Auge. Sie wollte sich wehren, wollte Steine aus dem Rinnstein aufheben und die Schaufenster damit einschlagen, aber das würde nur noch mehr Aufhebens verursachen.
Ein Nadelstich aus Angst durchfuhr ihre Brust. Sie fürchtete, dass die Jäger sich an ihre Fersen heften würden.
Chess sprang so schnell sie konnte auf die Füße und rannte von der kleinen Menschenansammlung weg. Man schrie ihr nach, abe