Verliebt, Verlobt, Verlogen
Mir wurde leider erst nach meiner Hochzeit bewusst, dass ich eine Kreissäge geheiratet hatte. Eine hübsche zwar, aber leider eine ohne Knopf zum Ausschalten. Meine schöne, schlanke, schlaue Frau kritisierte mich in einer Tour, es verging kein Tag ohne Dauerbelehrung von dieser Blondine, hinter deren Schlafzimmeraugen kein Funken Intelligenz wohnte.
Ein paar Jahre sind seit unserer Hochzeit vergangen, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich lasse meine Frau in Ruhe, versorge sie, beschwere mich nie. Im Prinzip hatte ich sie nur geheiratet, um nicht als Ladenhüter zu enden oder mich in einer dieser Verkupplungssendungen zum Deppen machen zu lassen. Unsere Ehe ist ideal für meine Frau und wann immer sie einen Blick auf unsere gemeinsamen Papiere wirft, wirkt sie glücklich. Sehr glücklich. Sie wartet nur darauf, dass meine Eltern ins Grab steigen und der Bauernhof samt der vielen Hektare Land uns gehören wird. Die Wartezeit versüßt sie sich mit ihren Liebhabern und wirft mein Geld zum Fenster heraus, wenn sie sich nicht gerade wieder vorm Spiegel bewundert und ihr Püppchenimage pflegt.
Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich wütend die Heugabel in die Ecke schmiss, einen extragroßen Dreckfleck im Wohnzimmer hinterließ und meinen Koffer packte: Es war bitterkalt, mein Atem glich einer dampfenden Raucherlok. Seit Stunden schuftete ich im Schweinestall und fraß innerlich all meinen Frust in mich hinein, damit er weg war. Plötzlich schmiss sie ihre Kreissäge an und schlüpfte in die Gestalt eines Schepperweckers, der sogar meine armen Schweine hochschrecken ließ:
„Friiiiiiitz, wage es nicht, mit deinen stinkenden Stallklamotten in mein Haus zu stiefeln! Zieh sie gefälligst vor der Tür aus, ehe du mir mein Frühstück machst, verstanden?“
Es reichte! Das war ja nicht zum Aushalten! Ich konnte doch mein Leben nicht tagtäglich auf einem Bauernhof verschwenden und mich über den Anblick einer Ehefrau ärgern, die nichts außer Kritik für mich übrig hatte. Nicht einmal meine geliebten Schweine mochten diese Frau!
Gefrustet, genervt und gekränkt flog ich nach Ostafrika. Mehr als ein einfaches Hotelzimmer in einer kleinen Touristenanlage mit anständiger Küche brauchte ich nicht. Mit einem Tusker-Bier in der Hand ließ es sich abends an der Hotelbar gut leben. Jeder Schluck war ein Genuss. Daheim gab es schon Ärger, wenn ich mir nach einem langen Tag auch nur in Gedanken eine Flasche öffnete … Während ich so da saß und mich selbst bemitleidete, erweckte eine Kellnerin meine Aufmerksamkeit. Donnerwetter, was für ein Prachtweib! Diese glänzende Haut, diese strammen Waden, diese großen Hände, dieses Funkeln in den pechschwarzen Augen. Noch nie zuvor hatte ich eine so wunderschöne Frau gesehen. Ich liebe Pfundsfrauen, an denen ordentlich Fleisch dran ist. Und davon hatte diese Kenianerin mit den lustigen Zöpfchen mehr als reichlich. Mit meinen hungrigen Augen verfolgte ich sie auf Schritt und Tritt. In meiner Fantasie sah ich uns durch den Schweinestall tanzen und mit unseren vielen kleinen Bauernkindern fröhliche Lieder singen. Sie anzusprechen, das traute ich mich nicht, aber allein ihr Anblick weckte die Sehnsucht in mir, diese Frau zu lieben.
Unweit meines kleinen Hotels befand sich ein Einkaufszentrum, in das ich bequem zu Fuß schlappen konnte. Fast so wie bei uns auf dem Dorf: Es gab einen Supermarkt mit einem lustigen Inder an der Kasse, es gab mehrere kleine Läden mit Dingen, die kein Mensch braucht. Es gab ein kleines Café mit lästernden Gästen und es gab einen Schmuckladen, in dem ich ein Geschenk für die Kellnerin suchte. Es war schwer, etwas Passendes zu finden. Die Dame hatte bunte Perlen um den Hals getragen und noch buntere Armreifen am Arm klappern